BVB:Gündogans Wechsel zu City könnte an seiner Verletzung scheitern

Lesezeit: 3 min

Schon wieder verletzt: Ilkay Gündogan (Foto: dpa)

Ilkay Gündogan fällt für die Fußball-EM aus. Sein Wechsel zu Manchester City wird nun kompliziert, ein Verbleib beim BVB wie bisher aber auch.

Von Freddie Röckenhausund Christof Kneer

Von Mats Hummels gab es am Freitag ausnahmsweise keine neuen Zahlen zu hören. Die Transferwahrscheinlichkeit des Dortmunder Verteidigers hatte sich zuletzt ja angeblich von 51 auf 49 Prozent verringert, und nachdem keiner was anderes gesagt hat, muss diese Zahl weiterhin als brandaktuell gelten. Ein anderer Prozentsatz dagegen hat sich am Freitag auf dramatische Weise verändert: Ilkay Gündogan, dessen Wechselwahrscheinlichkeit zuletzt in der Nähe von 100 Prozent veranschlagt worden war, wird seine Zukunftspläne zu 99 Prozent ändern müssen. Es war, anders als bei Hummels, keine börsenamtliche Ad-hoc-Mitteilung, die die Lage beim BVB am Freitag noch komplizierter machte; es war ein - ebenfalls offizieller - Twitter-Beitrag des Klubs.

Er lautete so: "Saison- und EM-Aus! @Guendogan8 hat sich im Mannschaftstraining die Kniescheibe ausgerenkt."

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Man hätte es auch so formulieren können: Bundestrainer Joachim Löw hat bei der EM einen Spieler weniger. Und der BVB in der kommenden Saison womöglich einen Spieler mehr: Denn ob Manchester City einen Spieler mit dieser Verletzung verpflichtet, dürfte zweifelhaft sein.

Ilkay Gündogan steckt nun mittendrin in einer Karriere, die zunehmend an die Karriere des Bayern-Kollegen Holger Badstuber erinnert. Beide galten einst als sichere Wetten für die Zukunft des deutschen Fußballs, der eine im Mittelfeld, der andere in der Abwehr, aber dann sind bei beiden immer wieder die Körper dazwischen gekommen. Beide waren nicht dabei, als die DFB-Elf in Brasilien Weltmeister wurde; und nun werden beide auch nicht dabei sein, wenn die Nationalelf versuchen wird, beim Turnier in Frankreich den EM-Titel dranzuhängen.

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Gündogan, 25, war in den vergangenen Wochen wieder leicht angeschlagen, keine große Sache, hieß es beim BVB, nur eine Prellung am Fuß. Die aktuelle Verletzung stammt offenbar aus dem Mannschaftstraining am Dienstag, da soll Gündogan sich bei einer unglücklichen Bewegung die Kniescheibe ausgerenkt haben. In ersten, nicht offiziellen Schätzungen ist von mindestens drei Monaten Pause die Rede.

Verletzungen kommen nie gelegen, schwere Verletzungen sowieso nicht, aber Gündogan hat sich von allen ungünstigen Zeitpunkten wieder mal den allerungünstigsten ausgesucht. Nicht nur, dass er erneut eine Turnier-Teilnahme stornieren muss: Er hat sich offenbar auf Verletzungen spezialisiert, die auch noch sämtliche Zukunftsplanungen durchkreuzen. Gündogan ist ein großartiger Mittelfeldspieler, in bester Verfassung gehört er zur europäischen Spitze, dennoch hat er seinen Vertrag beim BVB zuletzt zweimal nur freundschaftshalber verlängert bekommen.

Im Sommer 2014 dehnten die Klubverantwortlichen den bis 2015 laufenden Kontrakt um ein weiteres Jahr aus, obwohl der Spieler eine ganze Saison wegen einer komplexen Rückenverletzung ausgefallen war; und im vorigen Sommer haben sich beide Parteien nach langem Hin und langem Her noch mal auf ein weiteres gemeinsames Jahr geeinigt. Gündogans Träume von Barcelona und Real Madrid waren auch deshalb geplatzt, weil er feststellen musste, dass Barcelona und Real Madrid nicht genügend von ihm träumten; und ein Angebot von Paris St. Germain schlug er aus, weil ihm der neue Trainer Thomas Tuchel überzeugend genug erschien, um es noch mal mit dem BVB zu versuchen. Und die Dortmunder, die sich bereits Gonzalo Castro als Nachfolger organisiert hatten, fanden die Idee am Ende auch okay: Warum nicht noch ein Jahr Gündogan?

Es ist diese Vorgeschichte, die Gündogans Fall so verzwickt macht. Spieler und Verein haben beim letzten Mal klar verabredet, dass sie nicht ein drittes Mal einen Einjahres-Vertrag abschließen werden, was von beiden Seiten nun eine Grundsatz-Entscheidung verlangt. Mit einem auslaufenden Vertrag wird der Rekonvaleszent Gündogan kaum in die neue Saison starten, was ihm nur zwei Möglichkeiten lässt: verletzt zu ManCity zu wechseln, das dem BVB kürzlich mal 25 Millionen geboten, sich seitdem aber nicht mehr gemeldet hat - oder beim BVB langfristig zu verlängern.

Gündogans Verletzung sei "natürlich ein Rückschlag für uns alle, vor allem aber ist es ganz bitter für Ilkay selbst", hat Bundestrainer Löw in einer ersten Reaktion gesagt; Gündogan habe "eine zentrale Rolle in unseren Planungen gespielt". Anders als der BVB kann Löw nicht auf die nächste Saison vertrauen, er muss nun neue Alternativen für den Sommer prüfen - in einem Mannschaftsteil, in dem schon Bastian Schweinsteiger erhebliche Sorgen bereitet. Es wird nun noch mehr auf Toni Kroos und Sami Khedira ankommen, und so dürfte Löw auch diese Meldung missfallen haben: Juventus Turin teilte am Freitag mit, Khedira werde wegen einer Zerrung im linken Wadenmuskel die zwei verbleibenden Saisonspiele in der Serie A verpassen. Mindestens.

© SZ vom 07.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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