Schlafstudie:Im Bett unterdurchschnittlich

Schlafstudie: Vor allem Männer schlafen zu wenig, meinen Forscher

Vor allem Männer schlafen zu wenig, meinen Forscher

(Foto: Peter Kneffel/dpa)
  • Mit 7 Stunden und 45 Minuten schlafen die Deutschen im Schnitt relativ wenig, berichten Forscher in einer aktuellen Studie.
  • Der internationale Vergleich zeigt, dass der Einschlafzeitpunkt je nach Land stark variiert und daher wohl vor allem von sozialen Faktoren abhängt.
  • Besonders Männer schlafen häufig zu wenig, warnen die Wissenschaftler.

Von Christoph Behrens

Menschen in Japan und Singapur schlafen nachts am wenigsten - im Durchschnitt nur 7 Stunden und 24 Minuten. Auch die Deutschen liegen mit etwa 7 Stunden und 45 Minuten Schlaf pro Nacht unterhalb des weltweiten Durchschnitts. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Schlafverhalten Tausender Personen erstmals detailliert mit einer Smartphone-App vermessen hat. In den 20 untersuchten Ländern ruhen demnach die Niederländer mit 8 Stunden und 12 Minuten am längsten.

Wie die Wissenschaftler der Universität Michigan im Fachblatt Science Advances berichten, bestimmt vor allem der Zeitpunkt des Zubettgehens, wie lange Menschen schlafen. Die Uhrzeit des Einschlafens werde hauptsächlich von sozialen Normen bestimmt und oft entgegen dem eigenen Rhythmus nach hinten verschoben. Auf die Aufwachzeit habe die biologische Uhr einen starken Effekt, nicht nur der Wecker. "Es scheint so, dass die Gesellschaft die Einschlafzeit steuert und die eigene innere Uhr das Aufwachen", fasst Daniel Forger von der Uni Michigan die Ergebnisse zusammen. Ein späteres Einschlafen resultiere daher häufig in Schlafmangel.

Am frühesten gehen die Neuseeländer schlafen, bereits um 22.45 Uhr. Am spätesten die Spanier - im Schnitt erst gegen Mitternacht. Deutschland liegt beim Einschlafen und Aufwachen zeitlich in der Mitte der Nationen. Über Landesgrenzen hinweg zeigte sich in den Daten der 5500 Teilnehmer der Studie: Männer mittleren Alters schlafen am wenigsten, oft weniger als die empfohlenen sieben bis acht Stunden pro Nacht. Frauen schlafen, vor allem im Alter zwischen 30 und 60 Jahren, durchschnittlich etwa 30 Minuten länger als Männer. Menschen, die sich tagsüber unter freiem Himmel aufhalten, gehen meist früher ins Bett und bekommen daher im Schnitt mehr Schlaf ab. Mit dem Alter schlafen Menschen zudem kürzer und wachen früher auf.

An die Daten gelangten die Forscher über die von ihnen entwickelte App "Entrain". Die Nutzer geben neben ihrem Aufenthaltsort in der App regelmäßig ihre Schlafzeiten an und berichten, wie lange sie sich in Räumen oder unter freiem Himmel aufgehalten haben.

Schlafentzug gilt als Risikofaktor für Diabetes, Übergewicht, hohen Blutdruck und könne sich auch auf die Leistungsfähigkeit auswirken, warnen die Forscher. "Es dauert nicht viele Tage mit zu wenig Schlaf, bis man funktional betrunken ist", sagte die Schlafwissenschaftlerin Olivia Walch aus Michigan. Viele glaubten dann, dass sie Aufgaben viel besser bewältigen als sie es in Wahrheit tun. "Die Leistung lässt nach, aber die eigene Wahrnehmung der Leistung nicht."

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