Restaurant Kim Sang:So vielschichtig wie Asien selbst

Restaurant Kim Sang: Wer im Kim Sang auf sein Sushi wartet, für das Inhaber Kim-Chuong Phan berühmt ist, kann die Wellentapeten studieren oder der Winkekatze beim Winken zusehen.

Wer im Kim Sang auf sein Sushi wartet, für das Inhaber Kim-Chuong Phan berühmt ist, kann die Wellentapeten studieren oder der Winkekatze beim Winken zusehen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Das Restaurant Kim Sang im Arabellapark will die verschiedenen Küchen eines ganzen Kontinents widerspiegeln. Das gelingt mal mehr, mal weniger gut - an einigen Details sollte noch gearbeitet werden.

Von Rosa Marın

Das Kim Sang im Arabellapark hat sich selbst ein vielversprechendes Motto auf die Webseite geschrieben: "Der Mut, außergewöhnlich zu sein." Drei Dinge prägten den unverwechselbaren Eindruck der Küche, heißt es da. Zum einen Reis "in jeglicher Form", Fischsoße als Geschmacksträger und eine "Fülle an frischen Kräutern".

Der erste Eindruck von diesem Restaurant, dessen Wintergarten sich über eine Ecke des betonummäntelten Rosenkavalierplatzes erstreckt, war durchaus einprägsam. Viele Tage zuvor hatte Rosa Marín für vier Personen reserviert. Pünktlich voller Vorfreude auf die Panasia Cuisine erschienen, war dort jedoch kein Vierer-Tisch frei. Das Lokal ist immer sehr gut besucht, mittags nehmen die Mitarbeiter der bunten Burda-Blätter asiatische Häppchen zu sich, abends kommt viel internationales Publikum aus den umliegenden Hotels. Trotzdem schade, wenn man bei den Reservierungen den Überblick verliert.

Nach einiger Zeit des Wartens, in denen man die sehr ansprechende Wandgestaltung in Form von asiatischen Wellenmustern studieren konnte, wurden dann Gäste von Zweiertischen umgesetzt. Ein Pärchen zog es vor, gleich auch zu gehen, denn es schien schon zu lange seiner Bestellung zu harren. Auch Rosa Marín musste zum Hintergrund-Gedudel von Coldplay und Sarah Connor geschlagene 40 Minuten am Tisch warten, bis endlich das erste Getränk serviert wurde. Es handelte sich um einen Kisakan Aperitif, in dem sich Sake, Martini, Ginger, Lime, Prosecco (7,80 Euro) recht unspektakulär vereinigten. Nach diesem Entree war klar: Es kann nur besser werden, sprich: Die Qualität des Essens muss viel wettmachen. Das tat sie denn meist auch.

Inhaber Kim-Cuong Phan hat immerhin beim nationalen Vorentscheid zur Global Sushi Challenge mitgemacht, ein Wettbewerb, bei dem der beste Sushi-Chef weltweit gesucht wird. Dieser Ruf eilt ihm und seinem Lokal voraus, die Auswahl an Sushi-Klassikern ist groß und großartig. Sashimi, Nigiri, Maki, die Überraschungsbox oder Inside-Out-Rolls gibt es mit bester Konsistenz zum fairen Preis.

Asiatisches Lokal "Kim Sang" in München, 2016

Für das Auge und den Gaumen: Sushiplatte im Restaurant "Kim Sang".

(Foto: Stephan Rumpf)

Kim-Cuong Phan bemüht sich aber auch, die klassischen Zutaten mal anders zuzubereiten. Etwa beim Crunchy Chicken (vier Stücke 7,80; acht Stücke 12,90): Lauwarm kommt hier gebackenes Sushi mit Hühnchen, Avocado, Surimi und Frischkäse auf einer Schieferplatte auf den Tisch, mit Kräutern und Salaten angerichtet. Fein, knusprig, überraschend gut. Auch die weiteren Vorspeisen brachten die Kellner - inzwischen nicht mehr so gestresst wie anfangs, freundlich und mit gutem Timing - auf dunklen Platten. Truffle Salmon (8,60) überzeugte: Der Lachs mit Trüffelöl und Hotspicy-Soße war medium auf den Punkt gegrillt, zart und frisch.

Kleine Köstlichkeiten und große Verbrechen

Als echtes Verbrechen jedoch darf man bezeichnen, was der kreative Sushi-Mann mit dem Tuna Tatar veranstaltete. Der zarte Thunfisch in Herzform wurde regelrecht erschlagen durch eine Art Cocktailsoße, die vermeintlich kunstvoll darüber gesprenkelt war. Ein Jammer. Auf die entgeisterte Nachfrage, was das denn sei, lächelte der Kellner freundlich: "Mayonnaise mit Chilli!" Auf diese Idee muss man erst mal kommen.

Da hält man sich besser an die Haus-Empfehlung auf der reichhaltigen Speisekarte: Bo La Lot (6,80) ist gegrilltes Rindfleisch vom Feinsten, interessant gewürzt, gereicht in saftig-grünen Betelblättern, genannt Lot, ein Klassiker der vietnamesischen Straßenküche. Denn hier am Rosenkavalierplatz führen Phan und sein Bruder japanische und vietnamesische Rezepte zusammen, Panasia eben.

Wein und Dessert passen bestens

Die Hauptspeisen waren durchwachsen: Bei Duck Lemon Cari (18,90) handelte es sich um eine formidable Ente in krossen dünnen Scheiben, schön scharf in pikanter Currysauce mit leichtem Kokosflair und Gemüse. Der Tuna Sesam, eine Spezialität des Hauses für 26,90 Euro, war reichlich bemessen, leider aber komplett durchgebraten - ohne rohe Mitte. Sensationell dafür der dazu gereichte Mango-Avocado-Rucola-Salat, mit Koriander abgestimmt. Cha Ca Kim Sang, eine Spezialität aus Hanoi, überraschte: Der Papageienfisch (24,80), serviert mit Frühlingszwiebeln, Dill und Reisnudeln, kam nicht gegrillt und mariniert auf den Teller wie angekündigt - sondern beinahe tot frittiert.

Was später wiederum sehr stimmte: Die Desserts, angefangen beim Mango-Sorbet (6,00), ein fairer Preis für die hübsch mit frischen Früchten drapierte Delikatesse.

Die Wein- und Champagnerkarte ist umfangreich mit Gewächsen aus Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich. Mundet perfekt zu den zahlreichen, professionellen Kreationen vom Sushi-Chef. Und die Mayonnaise-Accessoires bei einigen Gerichten neutralisiert man am besten mit asiatischen Spirituosen wie dem Klebreisschnaps Nep Moi oder dem Rosenschnaps Mei Kuei Lu Chiew.

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