Feinstaub:WHO-Bericht: Luftverschmutzung nimmt in Städten weltweit zu

Feinstaubmessung in Stuttgart

Symbol für die Auseinandersetzung um Fahrverbote: Die Station am Stuttgarter Neckartor, die regelmäßig Belastungen über den Grenzwerten misst.

(Foto: Daniel Naupold/dpa)

Millionen Menschen sterben an den Folgen von Feinstaub. Auch in Deutschland muss der Verkehr dringend abnehmen.

Von Kathrin Zinkant

Mit einer umfassenden Analyse der Luftqualität in mehr als 3000 Städten weltweit hat die Weltgesundheitsorganisation WHO einmal mehr auf die wachsende Verschmutzung der Atemluft hingewiesen. Wie die Genfer Behörde am Donnerstag mitteilte, erfüllt in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen so gut wie kein urbanes Zentrum mit mehr als 100 000 Einwohnern die WHO-Richtlinien für Luftqualität. Auch in den wohlhabenden Regionen der Welt verfehlt mehr als jede zweite Stadt die Vorgaben.

Für die Menschen in diesen Lebensräumen ist das gefährlich: Vor allem Feinstäube von einer Größe unterhalb 2,5 tausendstel Millimetern umfassen unter anderem Sulfate, Kohlenstoffpartikel und Nitrate. Diese feinsten Partikel erreichen auch die tiefen Bereiche der Lunge und dringen teilweise sogar in die Blutgefäße vor. In der Konsequenz können schwere asthmatische Erkrankungen, Herzinfarkte, Schlaganfälle und auch Lungenkrebs auftreten. Die WHO schätzt, dass weltweit jährlich mehr als drei Millionen Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung sterben.

"Die Situation in Deutschland und der Europäischen Union ist nicht gut"

Die aktualisierte Datenbank der WHO stellt auch der deutschen Luft kein sauberes Zeugnis aus. Von den 161 gelisteten Städten unterschreiten nur 13 die von der WHO vorgegebene Grenze von 10 tausendstel Gramm feinsten Staubs in der Luft. "Die Situation in Deutschland und der Europäischen Union ist nicht gut", sagt Jos Lelieveld vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz. "Auch in Europa sterben pro Jahr 180 000 und in Deutschland 32 000 Menschen frühzeitig an den Folgen von Luftverunreinigung."

Der Chemiker kritisiert zudem die EU-eigenen Grenzwerte. "Das europäische Limit von im Jahresmittel 25 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter ist 2,5-mal so hoch wie die Empfehlung der WHO." Das sei zu viel. Ute Dauert vom Umweltbundesamt räumt ein, die WHO-Empfehlung liege recht nahe an der natürlichen Feinstaubkonzentration von etwa sieben Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.

"Es bleibt in den Städten vorerst unrealistisch, diese Vorgabe der WHO zu erfüllen." Die Luft-Expertin hält vieles dennoch für verbesserungswürdig. Vor allem der städtische Straßenverkehr trage lokal zur Feinstaubbelastung bei. "Selbst ein fahrendes Elektroauto produziert durch Abrieb von Bremsen und Reifen Feinstaub. Daher muss das Verkehrsaufkommen insgesamt verringert werden."

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