US-Republikaner:Tonband aufgetaucht: Trump gab sich als eigener Pressesprecher aus

US-Republikaner: Ist es Donald Trump, der hier 1991 das Victory-Zeichen zeigt? Oder John Miller?

Ist es Donald Trump, der hier 1991 das Victory-Zeichen zeigt? Oder John Miller?

(Foto: AP)

Die "Washington Post" veröffentlicht die Aufnahme, in der Trump als "John Miller" 1991 über sein Liebesleben spricht. Die Affäre ist lange bekannt - doch es gibt neue Fragen.

Von Matthias Kolb, Washington

Die Beziehung zwischen Donald Trump und den Medien ist eine besondere. "Ich habe gelernt, dass die Presse immer nach guten Geschichten giert - je sensationeller, umso besser", schreibt Trump 1987 in "The Art of the Deal". Über Jahrzehnte fütterte Trump Journalisten der New Yorker Boulevardpresse mit Informationen, um sein Image als erfolgreicher Geschäftsmann und womanizer zu festigen - und sparte nicht mit intimen Details.

Die Washington Post veröffentlicht nun eine Tonband-Aufnahme aus dem Jahr 1991: Darin spricht Sue Carswell vom People Magazine mit "John Miller", dem Pressesprecher des Immobilien-Moguls. Es geht um Trumps Scheidung von seiner ersten Ehefrau Ivana, angebliche Beziehungen zu Carla Bruni und Madonna - wichtige Themen für den Boulevard also. Und wer dem Gespräch eine Minute lang zuhört, der merkt schnell: John Miller ist niemand anders als Donald Trump selbst.

Dass sich Trump gern als einer seiner Angestellten tarnte, ist seit Jahrzehnten bekannt - in der neuesten Trump-Biografie von Michael D'Antonio wird diese false identity fünf Mal erwähnt. Den Trick hat er von Vater Fred übernommen - und auch die SZ hat über diese absonderlich wirkende Angewohnheit berichtet, in einem Text über die Beziehung des Geschäftsmanns zu seiner Heimatstadt New York:

Als es beim Bau seines Wolkenkratzers Ärger gab, weil Trump Hunderte polnische Arbeiter ohne Bewilligung anstellte, erinnerte er sich an einen Trick seines Vaters; er erfand einen Mediensprecher namens John Barron, in den sich Trump verwandelte, jedes Mal, wenn Schwierigkeiten drohten (sein jüngster Sohn heißt seltsamerweise auch Barron).

Der Text der Washington Post zitiert neben Carswell noch zwei weitere Journalisten, die Trumps Spiel mit den Identitäten bestätigen und zitiert diverse Medien, die "Trump-Sprecher John Barron" vor Jahrzehnten zitierten. Der 69-Jährige stritt am Freitagmorgen per Telefonanruf im NBC-Frühstücksfernsehen ab, John Miller zu sein - auch mit dem Argument, dass dies ja 25 Jahre her sei. AP berichtete später, dass Trump 1990 vor Gericht zugegeben hatte, sich neben "John Barron" auch als "John Miller" ausgegeben zu haben.

Trumps Vergangenheit kommt auf den Prüfstand

Wie wichtig ist diese "Enthüllung" also, wenn diese Tatsache schon bekannt war? Wahrscheinlich wird die 14-Minuten-Aufnahme nicht das Urteil von Millionen Amerikanern über Trump ändern, aber es hat eine andere Wirkung, die Stimme von Trump als John Miller zu hören anstatt nur darüber zu lesen.

Trump-Miller gefällt es hörbar, damit anzugeben, dass er drei Freundinnen neben Marla Maples hatte (sie wurde später Trumps zweite Ehefrau). Und auch wenn es Trump nicht gefällt (er klagt über einen Krieg, den die Washington Post gegen ihn führe und dass die Zeitung 20 Reporter auf ihn angesetzt habe): Weil er gute Chancen hat, Präsident der USA zu werden, ist es die Aufgabe der Journalisten, das Vorleben des Milliardärs zu überprüfen. Die Wähler sollen so viel wie möglich wissen, bevor sie am 8. November ihre Stimme abgeben und ihm womöglich Amerikas Atomwaffen anvertrauen.

Insofern können sich die US-Amerikaner und der Rest der Welt darauf einstellen, dass über viele Episoden aus Trumps Leben - etwa seine Kontakte zur New Yorker Mafia, Insolvenzen, Spenden an diverse Politiker sowie zahllose Meinungsänderungen - nun wieder berichtet wird. Dass er mit der alten Tradition bricht und seine Steuererklärung nicht veröffentlichen will, nährt bei vielen den Verdacht, Trump habe etwas zu verbergen.

Denn Trump hatte recht mit seiner Analyse in "The Art of Deal": Journalisten lieben gute Geschichten und die Polit-Karriere des Milliardärs ist so eine. Es steht einiges auf dem Spiel - für die USA und die Welt.

Und wer nun hören will, wie Donald Trump beziehungsweise "John Miller" vor 25 Jahren klang, der lese bei den Kollegen von der Washington Post weiter.

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