Südafrika:Mandela offenbar von CIA verpfiffen

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Vom Häftling zum Staatschef: Nelson Mandela wurde 30 Jahre nach dieser Aufnahme vom Juni 1964 zum Präsidenten Südafrikas gewählt. (Foto: imago)

Der US-Geheimdienst soll den entscheidenden Hinweis gegeben haben, der im Jahr 1962 zur Verhaftung des Freiheitskämpfers führte.

Von Tobias Zick, Kapstadt

Wer in Südafrika den Präsidenten Jacob Zuma kritisiert, zumal als schwarzer Südafrikaner, muss damit rechnen, von hochrangigen Vertretern der Regierungspartei African National Congress (ANC) als Verräter, wenn nicht gar als Spion der CIA bezeichnet zu werden. So erging es der Ombudsfrau Thuli Madonsela im September 2014, als sie - gemäß ihrem Verfassungsauftrag als oberste Anti-Korruptions-Wächterin - hartnäckig nachforschte, woher Zuma all die Millionen genommen hatte, um seine Privatresidenz in Nkandla zum Palast aufzumotzen. Vize-Verteidigungsminister Kebby Maphatsoe beschuldigte seine Parteikollegin daraufhin, auf der Gehaltsliste der CIA zu stehen - mit dem Auftrag, die Machtbasis des Präsidenten zu untergraben: "Die Amerikaner wollen ihren eigenen Chef in Südafrika, und das dürfen wir nicht zulassen."

Ebenfalls unter CIA-Verdacht geraten sind beispielsweise auch der linkspopulistische Oppositionspolitiker Julius Malema und der Chef der Minenarbeiter-Gewerkschaft, Joseph Mathunjwa. Derlei Anschuldigungen gegen Zuma-Kritiker fallen durchaus auf fruchtbaren Boden - zumal unter Veteranen des Anti-Apartheid-Kampfes, denen der Kalte Krieg noch in den Knochen steckt. Und sie bekommen jetzt neue Nahrung: Ein US-Diplomat, der seinerzeit in Südafrika stationiert war, hat dem britischen Dokumentarfilmer John Irvin in einem Interview gesagt, er habe im Auftrag der CIA dem südafrikanischen Apartheid-Regime den entscheidenden Hinweis gegeben, der schließlich 1962 zur Festnahme von Nelson Mandela führte. Der ANC-Widerstandskämpfer, der mehr als 27 Jahre im Gefängnis saß und schließlich Präsident des freien Südafrika wurde, lebte damals als Chauffeur getarnt in Durban, wo ihn die Polizei festnahm.

Der ehemalige CIA-Agent Donald Rickard, dessen Aussage die britische Sunday Times jetzt veröffentlichte, starb kurz nach dem Interview im März mit 88 Jahren. Reue ließ er keine erkennen: Mandela sei schließlich damals "der gefährlichste Kommunist außerhalb der Sowjetunion gewesen", und man habe ihn davon abhalten müssen, "in Südafrika einen Krieg anzuzetteln." Ein ANC-Sprecher sagte am Sonntag, die Veröffentlichung bestätige, "was wir immer gewusst haben: dass sie gegen uns arbeiten - bis heute."

© SZ vom 17.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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