Berühmter Intellektueller:Historiker Fritz Stern ist tot

Fritz Stern erhält Brückepreis der Stadt Görlitz

Fritz Stern auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2007

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Er war einer der profiliertesten Geschichtswissenschaftler. Zuletzt warnte er vor einem "neuen Zeitalter der Angst". Nun ist Fritz Stern im Alter von 90 Jahren gestorben.

Fritz Stern ist im Alter von 90 Jahren in New York gestorben. Das teilte sein deutscher Verlag C.H. Beck mit. Stern war Professor an der New Yorker Columbia University, wo er auch studiert hatte, und gilt als wichtigster amerikanischer Historiker, der sich mit der deutschen Geschichte befasste. Aber auch zur kulturellen und politischen Geschichte ganz Europas forschte er.

Stern kam 1926 in Breslau zur Welt. Weil die Familie jüdisch war, floh sie vor Beginn des Zweiten Weltkrieges in die USA. Stern wurde unter anderem mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Als erster ausländischer Staatsbürger war Stern 1987 anlässlich des 17. Juni Gastredner im Bundestag.

Wissenschaftler und Vermittler

In "Gold und Eisen", einem seiner wichtigsten Werke, dokumentierte Stern 1978 das Verhältnis Otto von Bismarcks zu dessen Bankier Gerson von Bleichröder und beleuchtet dabei auch die wichtige Rolle, die der Finanzmann bei der Reichseinigung gespielt hat (hier lesen Sie ein Interview darüber mit Stern).

Stern lehrte sei seiner Promotion 1953 "Kulturpessimismus als politische Gefahr" an der Columbia University in New York - und sagte später einmal, es sei "keine prinzipielle Entscheidung" gewesen, nicht mehr in Deutschland zu leben. Aber er blieb Deutschland als moralische Instanz zeitlebens erhalten, tauschte sich etwa mit Helmut Schmidt, Richard von Weizsäcker oder Marion Gräfin Dönhoff aus. Damit kam Stern abgesehen von seinen wissenschaftlichen Leistungen eine wichtige Vermittlerrolle zu.

Warnung vor einem "neuen Zeitalter der Angst"

Anlässlich seines 90. Geburtstags im Februar hatte Stern mit Blick auf radikale Tendenzen in der Flüchtlingsdebatte vor einem "neuen Zeitalter der Angst" gewarnt. Angesichts von Armut, Kriminalität und Terror in der Welt könne man verstehen, dass Angst existiere und um sich greife, sagte er im Deutschlandradio Kultur. "Man braucht sie bloß nicht zu mobilisieren wie die Rechtsradikalen das tun." Zu der Angst komme ein zum Teil massiv antielitäres Denken, das sich gegen die Institutionen richte und ebenfalls sehr gefährlich sei.

Im 3sat-Magazin Kulturzeit formulierte Stern schließlich auch einen Appell an die Jugend: Beschäftigt euch mit der Vergangenheit, um sich an den menschlichen Schicksalen aus der Vergangenheit zu orientieren, sich zu erinnern, und das nicht einfach hinzunehmen. (...) Es bleibt nur so, wenn man es verteidigt."

Hier lesen Sie eine Würdigung von Johan Schloemann zu Sterns 90. Geburtstag mit SZ Plus:

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