ARD-Film "Einmal Hallig und zurück":Primetime-Spaß mit Klischeebrandung

Einmal Hallig und zurück

Bewährt und gern gesehen: Anke Engelke und Charly Hübner als Reporterin und kauziger Vogelwart.

(Foto: NDR/BRAINPOOL/Joerg Landsberg)

Auch Anke Engelke und Charly Hübner schaffen es nicht, der ARD-Nordsee-Komödie "Einmal Hallig und zurück" etwas Überraschendes abzugewinnen. Da hilft nur: weiterschauen.

TV-Kritik von Thomas Hahn

Auf den Halligen in der Nordsee kann man den Stoff für einen großen Film finden, denn die Halligen sind schön und widersprüchlich. Sie strahlen eine stille Dramatik aus, die aus der Natur des Ortes wächst und eine Herausforderung ist für die Seelen ihrer Menschen.

Keine Hallig hat mehr als 100 Einwohner, sie sind ständig den Blicken der anderen ausgesetzt und müssen ihre Geheimnisse schützen. Und wenn im Winter die Sturmflut kommt, werden die Warften zu versprengten Inseln im Meer, dann müssen die Hallig-Leute erst recht mit sich selbst klarkommen. Keine Frage: Wer davon erzählen möchte, wie man sich auch in der Einsamkeit auf die Füße treten kann, der sollte die Halligen zum Thema machen. Und deshalb wirkt es irgendwie verheißungsvoll, dass der Film-Mittwoch im Ersten diesmal einen Beitrag mit dem Titel Einmal Hallig und zurück bietet.

Nichts über das richtige Hallig-Leben

Andererseits hätte man es sich auch gleich denken können, dass die ARD keine Muße hat, um eine ausgeruhte Geschichte aus den Tiefen des Hallig-Lebens zu inszenieren. Einmal Hallig und zurück interessiert sich überhaupt nicht für die Brüche im Frieden von Hooge, Langeneß oder Oland. Der Film ist ein Primetime-Spaß mit der bewährten Anke Engelke und dem gern gesehenen Charly Hübner. Das Buch stammt von den Comedy-Autoren Chris Geletneky und Sascha Albrecht, was schon Einiges sagt über den Ton des Werks. Und die Hallig? Dient als Kulisse, vor der Klischees aufeinanderprallen können, genauer gesagt die Klatschreporterin Fanny Reitmeyer (Engelke) auf den "verschrobenen" (Pressetext) Vogelwart Hagen Kluth (Hübner). Frau Reitmeyer stolpert natürlich erstmal in Pumps über die Salzwiese, Hagen ist wortkarg und serviert Tiefkühlpizza zum Frühstück. Sie gehen dann trotzdem relativ schnell miteinander ins Bett und alles nimmt ein versöhnliches Ende.

Eine Handlung gibt es auch, immerhin, sie leuchtet hinein in den Umstand, dass die Nordsee ein umkämpftes Gebiet ist. Fanny Reitmeyer hat nämlich rausgekriegt, dass ein Energiekonzern einen Politiker geschmiert hat, um eine Offshore-Windanlage zu bauen. Im übrigen sieht sie auch ihre Jugend davonfliegen. Anke Engelke, 50, bricht als Fanny Reitmeyer vor dem Spiegel in Tränen aus. Die Szene wirkt wie ein Momentchen des Innehaltens, den die Autoren und Regisseurin Hermine Huntgeburth mit der Brechstange ins leichte Spiel des Films gehebelt haben.

Sei's drum. Eine professionell gefertigte Komödie mit erwartbarem Verlauf tut ja niemandem weh. Durchwinken, weiterschauen: Das echte Hallig-Drama, in dem es um Menschen geht und nicht nur um Lacherfolge, kommt vielleicht an irgendeinem anderen Tag.

Einmal Hallig und zurück, ARD, Mittwoch, 20.15 Uhr.

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