Lastkraftwagen:Konzerne fordern Grenzwerte für Kraftstoffverbrauch bei Lkw

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Logistik-Firmen wollen in Zukunft saubere Lkw. (Foto: dpa)
  • Mehrere Konzerne fordern nach SZ-Informationen von der EU-Kommission strenge Obergrenzen für CO₂-Emissionen und Kraftstoffverbrauch von Lkw.
  • Ein entsprechendes Schreiben ging u.a. von Ikea, Nestlé und der Deutsche-Post-Tochter DHL an EU-Kommissionschef Juncker.
  • Die EU soll Lastwagen-Hersteller wie Daimler, Volvo oder MAN stärker in die Pflicht nehmen.

Von Thomas Fromm und Klaus Ott, München

Die Liste der Absender des Briefes, der Ende Mai an die EU-Kommission ging, ist lang. Darunter große Namen aus der Wirtschaft wie Ikea, Nestlé, DB Schenker und Deutsche Post. Sie alle haben eines gemeinsam: Um Waren an den Kunden zu bringen, brauchen sie Lkw. Je günstiger die fahren, desto besser.

In ihrem Brief fordern sie von EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker, strenge Obergrenzen für CO₂ und Kraftstoffverbrauch für die Zeit nach 2020 einzuführen. Mit anderen Worten: Brüssel soll Lkw-Bauer wie Daimler, Volvo oder MAN stärker in die Pflicht nehmen als bisher. "Europa sollte hier dem Beispiel Japans, Chinas und der Vereinigten Staaten folgen", heißt es in dem Papier, das der SZ vorliegt. Länder also, die längst und erfolgreich eine Regulierung für Lkws eingeführt hätten.

Der Vorstoß der Unternehmen ist vermutlich weniger von reinen Umweltschutzzielen als von einem wirtschaftlichen Kalkül getrieben: Je strenger CO₂-Obergrenzen für Lastwagen ausfallen, desto mehr sinkt der Verbrauch - und desto niedriger fallen die Spritkosten aus. Je weniger Geld die Logistikfirmen aber ausgeben müssen, desto billiger wird es für die Wirtschaft. "Von einer wirtschaftlicheren Kraftstoffbilanz profitieren sowohl Wirtschaft als auch Umwelt", halten die Autoren des Briefes fest. Ihre Rechnung: Lkw sind für ein Viertel aller CO₂-Emissionen verantwortlich - gleichzeitig aber machen sie nur fünf Prozent des Straßenverkehrs aus.

Experten monieren: Keine gesetzliche Regelung in der EU

Unterstützung für ihre Argumente dürften die Autoren in einer Studie der Verkehrs- und Umweltorganisation "ICCT" (International Council on Clean Transportation) finden, die an diesem Donnerstag veröffentlicht wird. Darin monieren die Experten, dass es in der EU - anders als in anderen Regionen - bis dato keine gesetzliche Regelung für CO₂-Emissionen von Lkws gibt.

Die Einführung von fixen CO₂-Regeln ab dem Jahre 2025, so die Experten vom ICCT, würde schon 2030 zu jährlichen CO₂-Einsparungen von 17 Millionen Tonnen führen. Und sie warnen: "Die ICCT-Studie zeigt, dass die CO₂-Emissionen von Pkw und Lkw in der EU zwischen 2005 und 2030 um 7,6 Prozent ansteigen werden, sofern keine weitergehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen festgelegt werden." Oder, anders gesagt: Die CO₂-Emissionen, die allein vom Verkehr in die Luft gepumpt werden, würden im Jahre 2030 die gigantische Höhe von 960 Millionen Tonnen erreichen.

Zur Lösung des Problems schlägt die Nichtregierungsorganisation eine Kombination von diversen Maßnahmen vor. Neben den verpflichtenden Grenzwerten für Kohlendioxid bei Pkw und Lkw müsse auch über bessere Verfahren bei Abgastests und eine schnellere Entwicklung hin zu elektrischen Fahrzeugen nachgedacht werden.

© SZ vom 02.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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