Aschheim:Widerstand gegen Schlachthof wächst

Aschheim, Klausener Straße, Grundstück bei XXL Lutz

In ein Investor möchte neben dem Möbelhaus XXXLutz einen Schlachthof bauen.

(Foto: Angelika Bardehle)

Die Freien Wähler wollen die Ansiedlung des Großbetriebs in Aschheim mit einem Bürgerbegehren verhindern. Die Nachbargemeinde Kirchheim fordert ein Raumordnungsverfahren, um ihre Interessen einbringen zu können.

Von Christina Hertel

Der Widerstand gegen den geplanten Schlachthof in Aschheim wird größer. Die örtlichen Freien Wähler haben nun ein Bürgerbegehren gestartet. Sie befürchten mehr Lärm, mehr Verkehr und mehr Gestank. Die Folge aus ihrer Sicht: "Gesundheitsrisiken" und ein "Imageschaden" für die Gemeinde.

Wenn die Wählergemeinschaft etwa 800 Unterschriften gesammelt hat, wollen sie die Liste dem Aschheimer Bürgermeister vorlegen und einen Bürgerentscheid erzwingen. Unter anderem soll folgende Frage zur Abstimmung stehen: "Sind Sie dafür, dass die Gemeinde alle rechtlich zulässigen Maßnahmen zu ergreifen hat, um die Errichtung des Fleischhandelszentrums zu verhindern?"

"Anfangs war von sechs Hektar die Rede, mittlerweile soll das Areal doppelt so groß sein."

Von Anfang nächster Woche an wollen die Freien Wähler mit ihrer Unterschriftenliste von Haus zu Haus ziehen. Gemeinderat Fritz Trautmannsberger (FW) stört an dem geplanten Schlachthof besonders, dass die Pläne nach und nach immer größer wurden. "Anfangs war von sechs Hektar die Rede, mittlerweile soll das Areal doppelt so groß sein."

Auch die Nähe zum Wohngebiet sowie die geplante Biogasanlage sieht Trautmannsberger kritisch, vor allem weil über sie im Gemeinderat nie diskutiert worden sei. "Die Investoren haben sie einfach in die Pläne miteingezeichnet." Ein Ziel der Freien Wähler ist es, durch einen Bürgerentscheid Transparenz zu schaffen. "Das ist kein Thema, das nur 20 Ratsmitglieder entscheiden sollten", sagt Gemeinderat Günter Sassmann (FW). "Und wenn herauskommt, dass eine Mehrheit der Bürger den Schlachthof will, ist das gelebte Demokratie und wir müssen es akzeptieren."

Auch in Kirchheim ist man angesichts der Aussicht, bald einen Großschlachtbetrieb für Rinder und Schweine in unmittelbarer Nähe zu haben, alarmiert. Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) möchte den Schlachthof verhindern und fordert daher ein Raumordnungsverfahren. Mit einem solchen Verfahren werden Vorhaben, die über die Standortgemeinde hinaus von Bedeutung sind, auf ihre Verträglichkeit geprüft. Dabei werden Betroffene wie Kommunen, Fachbehörden, Verbände sowie die Öffentlichkeit beteiligt.

Der Heimstettener See liegt in unmittelbarer Nähe

"Nur so haben wir eine echte Möglichkeit zur Mitsprache", sagt Böltl. Zum Beispiel werde dann auch der Erholungsflächenverein einbezogen. Der Heimstettener See liegt weniger als einen Kilometer Luftlinie vom geplanten Standort entfernt - wesentlich näher als der Aschheimer Ortskern.

Mit der Forderung nach einem Raumordnungsverfahren wendet sich Böltl an die Gemeinde Aschheim, das Landratsamt München sowie an die Regierung von Oberbayern. Bis Ende der Woche will der Bürgermeister ihnen den Antrag schicken. Momentan werde er noch juristisch geprüft. Dass ein Raumordnungsverfahren eingeleitet wird, hält Böltl für wahrscheinlich. Er sieht die Chance, das Projekt durch dieses Verfahren zu verhindern. "Und daran wäre mir persönlich sehr gelegen", sagt Böltl. Wie sich die Kommune aber positioniere, müsse im Gemeinderat abgestimmt werden.

In Kirchheim sind sich die Fraktionen in der Ablehnung einig

Doch bei dieser Frage scheint über die Fraktionsgrenzen hinweg Einigkeit zu herrschen: SPD, Grüne und CSU stehen einem Schlachthof kritisch gegenüber. SPD-Fraktionssprecher Thomas Etterer schreibt: "Grundsätzlich haben wir Verständnis, dass sich unsere Nachbargemeinden maßvoll weiterentwickeln. In diesem Fall befürchten wir aber einen lokalen Imageschaden."

Die CSU warnt davor, dass ein Schlachthof dem Wirtschaftsstandort Kirchheim nachhaltig schaden könnte. "Das würde die mühevollen Maßnahmen unserer Wirtschaftsförderung stark gefährden", sagt ihr Fraktionssprecher Frank Holz. Zudem sieht die Partei negative Auswirkungen auf Lebensqualität und Wohnwert. Und in noch einem weiteren Punkt sind sich Grüne, SPD und CSU einig: Sie befürworten ein Raumordnungsverfahren. "So können auch andere Standorte ins Gespräch gebracht werden", sagt Rüdiger Zwarg von den Grünen.

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