Israel:Nach Anschlag in Tel Aviv: Netanjahu kündigt harte Konsequenzen an

  • Nach einem Anschlag nimmt Israel alle Reisegenehmigungen für Palästinenser zurück.
  • Zwei Palästinenser haben im Zentrum Tel Avivs vier Israelis getötet und mehrere Menschen verletzt.
  • Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu versprach ein entschlossenes Vorgehen der Sicherheitskräfte.

Nach dem Attentat in Tel Aviv hat Israel alle Reisegenehmigungen für Palästinenser während des muslimischen Fastenmonats Ramadan widerrufen. Die zuständige Verteidigungsbehörde Cogat (Coordinator of Government Activities in the Territories) teilte mit, alle 83 000 Genehmigungen für Palästinenser im Westjordanland und im Gazastreifen seien aufgehoben worden. Das Militär erklärte, es habe zudem die israelischen Arbeitserlaubnisse für 204 Verwandte der Attentäter gesperrt.

Die Polizei verschärfte zudem die Sicherheitsmaßnahmen in der Küstenmetropole. Im Großraum Tel Aviv sei die Polizeipräsenz vor allem im Bereich von Schulen und Kindergärten verstärkt worden, berichteten israelische Medien.

Zuvor hatte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu "eine Serie von offensiven und defensiven Schritten" gegen Terroristen angekündigt. "Dies ist eine Herausforderung und wir werden ihr gerecht werden", zitiert die Zeitung Times of Israel aus einer Mitteilung des Ministerpräsidenten.

Er versprach ein entschlossenes Handeln von Polizei, Streitkräften und Sicherheitsbehörden, um alle Mittäter zu finden und künftige Anschläge zu verhindern. "Das war ein kompliziertes Unterfangen, ein kaltblütiger Mord von kriminellen Terroristen."

Das ist passiert

Zwei palästinensische Attentäter hatten am Mittwochabend im Einkaufsviertel Sarona-Park im Zentrum Tel Avivs wahllos auf Passanten geschossen und mindestens vier Israelis getötet. Sechs weitere Menschen wurden verletzt. Die Polizei konnte beide Angreifer festnehmen, einer von ihnen wurde dabei verletzt und ist nun zur Behandlung im Krankenhaus. In der Gegend des Anschlages gibt es viele Cafés und Geschäfte, das Viertel ist auch bei Touristen beliebt. Der Bereich wurde weiträumig abgeriegelt.

Die israelische Armee legte in der Nacht einen Blockadering um das Dorf Jata (Yatta) bei Hebron im südlichen Westjordanland. Die beiden Attentäter stammen nach Polizeiangaben aus dem Ort, einem Brennpunkt der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern. Palästinenser würden davon abgehalten, Jata zu verlassen oder zu betreten. Das werde nur erlaubt, wenn es aus medizinischen oder humanitären Gründen notwendig sei.

Die Hamas lobt den Anschlag

Die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Hamas begrüßte den Anschlag in Tel Aviv. Er sei eine Antwort auf die "israelischen Verbrechen" gegen die Palästinenser im Westjordanland und im Gazastreifen, zitiert die Times of Israel aus einer Mitteilung den Hamas-Sprecher Hussam Bardan. Darin erwähnte er ausdrücklich den israelischen Verteidigungsminister Avigdor Lieberman, der "der unsere Leute beleidigt und bedroht hat". Außerdem kündigte die Hamas weitere Anschläge im islamischen Fastenmonat Ramadan an.

Lieberman erklärte dagegen in einer Mitteilung: "Wir haben nicht vor, diese Situation zu akzeptieren." Die Terroristen würden zur Rechenschaft gezogen werden. Der Minister hatte sich in der Vergangenheit immer wieder für ein härteres Vorgehen gegen die Palästinenser stark gemacht und Netanjahus Sicherheitspolitik als "zu lasch" kritisiert.

Israel und die Palästinensergebiete werden seit Oktober 2015 von einer Gewaltwelle erschüttert, bei der bislang mindestens 207 Palästinenser, 28 Israelis und vier Ausländer getötet wurden. Bei der Mehrzahl der getöteten Palästinenser handelte es sich um erwiesene oder mutmaßliche Attentäter. Schießereien wie am Mittwochabend sind eher selten, zuletzt häuften sich Messerattacken.

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