Fußball-EM:Russland bestellt französischen Botschafter wegen Fan-Festnahmen ein

Fußball-EM: Lawrow ist kein Freund russischer Hooligans - doch das Vorgehen der französischen Polizei empfindet er als inakzeptabel.

Lawrow ist kein Freund russischer Hooligans - doch das Vorgehen der französischen Polizei empfindet er als inakzeptabel.

(Foto: AFP)
  • Das russische Außenministerium hat den französischen Botschafter einbestellt.
  • Nach den brutalen Übergriffen russischer Hooligans bei der EM in Frankreich hat die dortige Polizei einen Bus mit mehr als 40 russischen Fußball-Fans gestoppt und diese festgenommen.
  • Der russische Außenminister Lawrow sieht darin einen Verstoß gegen internationale Regeln.
  • Gleichzeitig verurteilt er das gewaltsame Vorgehen der Hooligans.

Nach der Festnahme mehrerer russischer Fußballfans bei der EM in Frankreich ist der französische Botschafter in das Außenministerium in Moskau einbestellt worden. Dabei sei die "Diskriminierung" russischer Anhänger zur Sprache gekommen, erklärte das Ministerium am Mittwoch. Das weitere Schüren anti-russischer Ressentiments könne die Beziehungen zwischen beiden Ländern beschädigen.

Zuvor hatte Russlands Außenminister Sergej Lawrow die Festnahme Dutzender russischer Fußball-Fans in Frankreich als "absolut inakzeptabel" kritisiert. Lawrow bezog sich in einer Rede im Parlament auf den Fall von mehr als 40 Fans, die am Dienstag auf dem Weg nach Lille von der französischen Polizei gestoppt worden waren.

Die Fans seien aufgefordert worden, aus ihrem Bus zu steigen und sich einer Kontrolle zu unterziehen, sagte Lawrow. Die Fans wurden nach offiziellen Angaben festgenommen, elf von ihnen kamen der Nachrichtenagentur AFP zufolge später wieder frei. Alle anderen sollen noch in Gewahrsam sein und weiter befragt werden. Wie russische Medien melden, müssen drei der Festgenommenen mit Ermittlungen rechnen. Lawrow sieht in dem Vorgehen einen Verstoß gegen internationale Regeln.

Auch vor der EM-Partie zwischen Russland und der Slowakei am Mittwoch waren vier Russen am Spielort Lille in Nordfrankreich von der Polizei zu Befragungen in Gewahrsam genommen worden. Zwei von ihnen hatten sich eine Schlägerei mit britischen Hooligans geliefert.

Was Russland nach Krawallen droht

Die Festnahmen und Kontrollen stehen im Zusammenhang mit den Ausschreitungen rund um das EM-Spiel Russland gegen England. Am Samstag hatte es Krawalle russischer Fans im Stadion gegeben. Zuvor hatten etwa 150 russische Hooligans Menschen außerhalb des Stadions bereits brutal angegriffen.

Die Europäische Fußball-Union (Uefa) hatte daraufhin eine Geldstrafe von 150 000 Euro gegen den russischen Fußballverband verhängt sowie mit einem Ausschluss des Teams vom Turnier bei weiteren Gewaltexzessen im Stadion gedroht.

Was Lawrow fordert

Lawrow verurteilte nun zwar das gewaltsame Vorgehen russischer Hooligans. "Es ist inakzeptabel, wie sich einige unserer Bürger benommen haben, die mit Feuerwerkskörpern (ins Stadion) gekommen sind", sagte der Minister. "Auch in der russischen Meisterschaft wird es abgelehnt, wenn diese Fans den Leuten das Fest verderben", sagte er.

Er betonte jedoch, man dürfe auch nicht die Augen vor dem Verhalten nicht-russischer Fans verschließen. "Sie haben sicherlich die Bilder gesehen, als russische Flaggen zertrampelt und Beschimpfungen gegen die russische Regierung und führende Athleten gerufen wurden."

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