Laubholzbockkäfer:Willkommen in Bayern

Die radikalen Maßnahmen, die Ausbreitung des Laubholzbockkäfers mit massiven Baumfällungen zu verhindern, sind gescheitert. Der Schädling ist längst angekommen.

Kommentar von Wolfgang Krause

Man hat sich inzwischen beinahe daran gewöhnt: Immer wenn im Münchner Osten Ausbohrlöcher, Eier oder andere Spuren des Asiatischen Laubholzbockkäfers gefunden werden, werden wieder großflächig Bäume abgeholzt. Gesunde Bäume wohlgemerkt, denn die Behörden wollen dem vor allem aus China eingeschleppten Schädling die Nahrungsgrundlage entziehen und so verhindern, dass er sich hier ausbreitet.

Die Strategie, die EU-weit angewendet wird, ist in sich durchaus logisch - solange man davon ausgehen kann, dass nur einzelne Käfer hier ankommen. Genau das aber muss man mit jedem weiteren Fund mehr in Frage stellen. In unserer globalisierten Welt wird sich ein Käfer, der mit Handelspaletten reist, auf Dauer nicht aufhalten lassen. Kein Mensch weiß, wie viele Tiere längst in Bayern unterwegs sind, in Gebieten, die nicht unter Dauerbeobachtung stehen wie die Quarantänezonen bei Feldkirchen und Neubiberg.

Vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Behörden konstatieren müssen, dass der Asiatische Laubholzbockkäfer inzwischen auch in Europa heimisch ist. Dann kommen sie mit den vorsorglichen Fällungen nicht mehr weiter - weil sie dabei zerstören, was sie eigentlich schützen wollen. Es käme ja auch niemand auf die Idee, den Perlacher Forst platt zu machen, wenn dort ein Borkenkäfer gefunden wird. Statt sich darauf zu versteifen, dass sie dem Laubholzbock schon noch den Garaus machen werden, wenn nur konsequent genug abgeholzt wird, sollten die Experten vom Amt lieber die Entwicklung sanfterer Bekämpfungsmaßnahmen forcieren. Damit sie gerüstet sind, wenn sie ihr Scheitern eingestehen müssen.

© SZ vom 16.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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