Performance:Kunst schafft Integration

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Bunter Spaß für alle in der Performance-Factory. (Foto: Falk Kagelmacher)

Ein Flüchtlingsprojekt in der Pinakothek der Moderne

Von Martina Scherf, München

Drei Monate lang haben sie sich jeden Mittwoch in einem Übungsraum der Pinakothek der Moderne getroffen: Flüchtlinge aus Nigeria, Kongo, Senegal und Syrien und Menschen aus München und Umgebung, die neugierig waren auf ein Experiment. Unter professioneller Anleitung haben sie gemeinsam gesungen, getanzt und gemalt, Kostüme entworfen und geschneidert. Es waren Nachmittage voller Energie und Synergie, die enorm viel Kreativität frei gesetzt haben, aber vor allem eines bewiesen: Kunst schafft Integration, besser als viele Worte. Am Sonntag nun präsentiert die "Togetthere Factory" in einer Performance auf der großen Treppe im Foyer der Pinakothek ihre Ergebnisse.

Zusammen weiter kommen, so könnte man die Wortschöpfung "Togetthere" übersetzen. Es ist das erste Museumsprojekt dieser Art in Bayern, unterstützt von der Stiftung Pinakothek der Moderne. Der Modedesigner Miro Craemer hat es ins Leben gerufen, unterstützt von Kurator Bernhart Schwenk, der Regisseurin Klaudia Schmidt und dem Musiker Christofer Varner. Die 33 Teilnehmer, vom Teenager bis zum Rentner, ließen sich von den Ideen der Profis inspirieren, und gerade die Afrikaner brachten erstaunliche Ideen ein, sagt Miro Craemer. Während anfangs nur wenige Worte fielen, lernten sich die Teilnehmer im Laufe der Zeit besser kennen. "Das ist hart, wenn man dann von den Schicksalen der Flüchtlinge erfährt." Doch während der Aktion spielte das keine Rolle. Da ging es - genauso wie bei Beuys oder Beckmann und all den anderen großen Künstlern, denen sie im Museum begegneten - um den Ausdruck von Gefühlen. Und um das Voneinander-Lernen, ohne Berührungsängste. Spontaneität, so die Erfahrung, hilft beim Umgang mit Fremdem.

Aus Kunst, Mode, Tanz und Musik entwickelte sich eine Performance, die am Sonntag zweimal aufgeführt wird, um zwölf und um 15 Uhr. Die Kostüme entstanden nach Entwürfen von Miro Craemer, Christofer Varner hat eine Hymne komponiert, Klaudia Schmidt einen Text dazu geschrieben. Es geht bei der Vorführung darum, wie aus Missverständnissen durch Begegnung Nähe entsteht. Das können die Teilnehmer der afrikanisch-arabisch-bayerischen Gruppe sicher überzeugend darstellen. Sie haben es am eigenen Leben erfahren - vielleicht ist diese Aktion ein Modell, nicht nur fürs Museum.

© SZ vom 18.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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