Karlsfeld:Ehrung zu Lebzeiten

Karlsfeld: Karlsfelds Altbürgermeister Bruno Danzer.

Karlsfelds Altbürgermeister Bruno Danzer.

(Foto: Toni Heigl)

Der Platz in Karlsfelds Zentrum wird nach Altbürgermeister Bruno Danzer benannt

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

Der zentrale Platz in Karlsfelds neuer Ortsmitte wird nach dem langjährigen Karlsfelder Bürgermeister Bruno Danzer benannt. Das hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstag beschlossen. Der mittlerweile 92-jährige Sozialdemokrat führte die Gemeinde von 1960 bis 1990. In dieser Zeit entwickelte er Karlsfeld vom Straßendorf zur modernen Großgemeinde. "Bruno Danzer hat es aufgrund seiner Lebensleistung verdient, bereits zu Lebzeiten mit der Benennung eines Platzes geehrt zu werden", erklärte Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU). Im Herbst soll die feierliche Einweihung stattfinden. Natürlich mit Bruno Danzer, der sich über diese "große Ehre" sehr freut.

Auf Antrag der CSU-Fraktion hatte es in der Gemeinde einen Ideenwettbewerb zur Benennung des Platzes in der Neuen Mitte gegeben. Herauskommen sollte "etwas Griffiges", erläuterte Fraktionschef Bernd Wanka die Idee. "Sonst erfindet der Volksmund wieder etwas Neues." Das hatte die Gemeinde zuletzt beim Einkaufszentrum an der Münchner Straße erlebt. Nach einem Ideenwettbewerb wurde der 120 Meter lange Bau mit moderner Lochfassade offiziell "Karlsfelder Meile" getauft. Den Spottnamen von der "Urnenwand" wurde die "Karlsfelder Meile" nie mehr los.

Zur Benennung des Platzes in der Neuen Mitte gingen 214 Einsendungen im Rathaus ein. Darunter waren aber auch "viele nicht ernst zu nehmende Vorschläge", sagte SPD-Fraktionssprecherin Hiltraud Schmidt-Kroll, beispielsweise "Betonplätzchen". Ein klares Indiz dafür, dass viele Karlsfelder sich schwer tun, in dem relativ kleinen und bebauten Platz den Treffpunkt zu sehen, der ihnen jahrzehntelang versprochen worden war.

Die drei häufigsten Namensvorschläge lauteten Prinz-Carl-Platz, Bruno-Danzer-Platz oder Karlsplatz. Letzterer fand im Gemeinderat keinen einzigen Fürsprecher. München hat bereits einen Karlsplatz, der ziemlich groß und ziemlich belebt ist. "Mit dem Namen Karlsplatz machen wir uns eher zum Gespött", meinte Bündnis-Fraktionssprecherin Mechthild Hofner. Auch gegen die Benennung des Platzes nach Bruno Danzer gab es Einwände, die aber ausdrücklich nichts mit dem Ansehen der Person Danzers zu tun hatten. Bündnis-Rat Adrian Heim war aus "grundsätzlichen Erwägungen" dagegen, einen Platz nach einer lebenden Person zu nennen. Und CSU-Fraktionschef Bernd Wanka wollte konsequent dem Mehrheitsvotum folgen, das "Prinz-Carl-Platz" favorisierte, benannt nach dem zweitältesten Sohn von König Max I., Karl Theodor, dem Karlsfeld seinen Namen zu verdanken hat. Mit 16 zu 6 Stimmen obsiegte der SPD-Mann am Ende aber klar gegen den Wittelsbacher.

Danzer wurde als Bauernsohn im Sudetenland geboren. Im Dachauer Landratsamt leitete er das Amt für öffentliche Sicherheit und Ordnung, bis er 1960 mit einem hauchdünnen Vorsprung von 64 Stimmen ins Amt kam. Danzer war der erste hauptamtliche Bürgermeister im Landkreis überhaupt - noch vor seinem Dachauer Kollegen. Bei seinem Amtsantritt gab es in der 6000-Einwohnergemeinde keine Schulen, keine Kindergärten. Bis auf die Münchner und die Allacher Straße waren die Wege noch nicht asphaltiert.

Karlsfeld wuchs auf 12 000 Einwohner, viele Gastarbeiter drängten in die Gemeinde. Danzer ließ Wohnblöcke aus dem Boden stampfen und zweisprachige Schulen bauen. "Er hat sich auch große Verdienste um nichtdeutsche Karlsfelder erworben", lobte CSU-Gemeinderat Pietro Rossi. Nur Anita Neuhaus, die ehemalige SPD-Sozialreferentin, wagte einen kritischen Einwurf von der Zuschauerbank: "Zuzugssperre!" 1973 erklärte die Gemeinde, sie könne keine weiteren Ausländer integrieren. Wer nicht aus der EWG kam, also Türken oder Griechen, sollte nicht mehr nach Karlsfeld ziehen dürfen. Der Beschluss war rechtswidrig und wurde vom Innenministerium aufgehoben.

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