Dachau:Spaziergang im Grünen

Obdachlosenunterkunft

Wertvoll für den Luftaustausch: Deshalb haben Dachau und Karlsfeld beim Landkreis den Antrag auf ein Landschaftsschutzgebiet gestellt.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Dachau möchte ein Landschaftsschutzgebiet ausweisen und bittet den Landkreis um Zustimmung. Jetzt wollen sich die Kreisräte das Gebiet südlich der Schleißheimer Straße ansehen

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Normalerweise ist Dachau als Große Kreisstadt darauf erpicht, dass sich der Landkreis nicht in ihre Kommunalpolitik einmischt. Schon gar nicht, wenn es um den Kern der Selbstbestimmung, der Baupolitik geht. Insofern überraschte Dachau durch einen Antrag, der Kreistag möge darüber entscheiden, ob ein für den städtischen Grünzug entscheidendes innerstädtisches Areal Landschaftsschutzgebiet wird. Über den Vorstoß staunten Kreisräte und auch Verwaltungsexperten des Landkreises. Stadtbaurat Michael Simon aber sagt, dass Dachau in dieser Frage auf den Kreistag angewiesen ist.

Den Antrag auf ein Landschaftsschutzgebiet im Osten Dachaus haben neben der Stadt auch die Gemeinde Karlsfeld gestellt. Die Areale für das geplante Landschaftsschutzgebiet haben die Kommunen Dachau und Karlsfeld vorgeschlagen. Eine Fläche südlich der Schleißheimer Straße, die Karlsfeld als Gewerbegebiet entwickeln will, gehört nicht dazu. Neben der Landschaft will der Landkreis auch die Interessen der Grundeigentümer schützen. Die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen soll weiter möglich sein, auch das privilegierte Bauen. Von Dachauer Seite aus umfasst das erwünschte Schutzgebiet das Areal südlich der Schleißheimer Straße zwischen Würm und Tiefer Graben. Die Gemeinde Karlsfeld wiederum will eine Pufferzone zum Naturschutzgebiet Schwarzhölzl Richtung Oberschleißheim schaffen und zielt auf einen räumlichen Verbund mit Dachau ab.

Aus städtischer Sicht geht es bei dem Antrag darum, den regionalen Grünzug auch als "Frischluftschneise" zu erhalten. Dabei will sie mit einem Grundsatzbeschluss sämtliche Begehrlichkeiten auf ein lukratives Baugebiet endgültig abblocken. Karlsfeld wiederum will an das bestehende Landschaftsschutzgebiet der Amperauen andocken und damit die Pufferwirkung für das Schwarzhölzl als wertvollen Naturraum verstärken. Außerdem ist der Antrag aus Karlsfelder Sicht auch der Versuch, ein Gewerbegebiet an der Schleißheimer Straße als Gemeindegrenze zu schaffen. Die Idee war an einem Bürgerentscheid gescheitert. Die neue Variante soll räumlich kleiner ausfallen.

Dass Karlsfeld sich an den Kreistag wenden muss, ist klar. Denn für die Genehmigung von Bauplänen und Flächennutzungsplänen geht nichts, ohne sich mit dem Kreisbauamt abzusprechen. Dachau aber hat eine eigene, selbständige Baubehörde. Sie könnte im Flächennutzungsplan den Grünzug so ausweisen, dass die Nutzung als Frischluftschneise garantiert ist. Stadtbaurat Michael Simon aber hält eine solche Vorgehensweise für rechtlich nicht ausreichend. Für die Ernennung zum Landschaftsschutzgebiet brauche es die Zustimmung des Kreistags. Das vorberatende Gremium des Kreisausschusses schaut sich das Areal an diesem Freitag im Anschluss an die Sitzung um 10 Uhr persönlich an.

Die Bürgerinitiative Grünzug Dachau+Karlsfeld fordert die Kreisräte auf, sich das Areal auch unter dem Blickwinkel anzuschauen, dass mitten in dem Gelände ein neues, großes landwirtschaftliches Anwesen entstanden ist, das ihrer Ansicht nach der Idee und den Ansprüchen eines Schutzraums eklatant widerspricht. Die Initiative spricht von einem "Missbrauch des privilegierten Bauens für Landwirte".

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