Spendenaffäre:Umgang mit OB Wolbergs: Einfach nur noch widerlich

Joachim Wolbergs

Unfairer Angriff auf Joachim Wolbergs.

(Foto: dpa)

Der Herausgeber eines Anzeigenblattes provoziert mit einer widerlichen Fotomontage - und wird von der Regensburger Society protegiert. Aber wie lange noch?

Kommentar von Andreas Glas

Wenn Politiker ihr Ehrenwort geben, dann kann man sich schon an Uwe Barschel erinnert fühlen. So gesehen war es nicht klug, dass der Regensburger Oberbürgermeister Joachim Wolbergs zu seiner Verteidigung die gleichen Worte benutzte wie einst Barschel, der ja nicht nur der berühmteste Ehrenwortgeber der deutschen Politikgeschichte war, sondern auch der berühmteste Ehrenwortbrecher.

Das hat sich wohl auch Peter Kittel gedacht, Unternehmer und Herausgeber der Regensburger Stadtzeitung, die zwar Zeitung heißt, aber im Grunde ein Anzeigenblatt ist. Welche Fantasien der Barschel-Gedanke in Kittels Hirn noch so ausgelöst hat, war in der neuesten Ausgabe der Stadtzeitung zu sehen. Dort war das berühmte Schwarz-Weiß-Foto abgebildet, das den toten Uwe Barschel zeigt, der in Anzughose, Hemd und Krawatte in einer Badewanne liegt. Mit einem Unterschied: dem Gesicht von Wolbergs als Fotomontage.

Hat sich der OB von Baufirmen schmieren lassen? Um diesen Verdacht geht es in der Regensburger Parteispendenaffäre, die Justiz ermittelt. Ein Verdacht, so ungeheuerlich, dass die Frage erlaubt sein muss, ob Wolbergs noch ein glaubwürdiger Oberbürgermeister sein kann. Und zwar unabhängig davon, ob die Vorwürfe strafrechtlich relevant sind.

Es ist die Pflicht der Journalisten, diese Frage zu stellen. Was sich Herausgeber Kittel erlaubt, hat damit aber nichts zu tun - es ist nur widerlich. Zumal neben dem Foto geschrieben steht, dass Wolbergs "allenfalls ein Warmduscher" sei, "heiße Vollbäder sind wohl eher nichts für ihn". Geht's noch? Man könnte das natürlich ignorieren, zumal Kittel das Foto inzwischen aus der Online-Ausgabe der Stadtzeitung entfernt hat. Wäre da nicht die dauernde Hetze gegen Flüchtlinge in Kittels Blatt.

Und wären da nicht dessen Anzeigenkunden und die Regensburger Society, die Kittel hofiert. Die Presse feiert ihn für seine Events, die er auf die Beine stellt, unter anderem hat Kittel den Papstbesuch 2006 organisiert, und jedes Jahr veranstaltet er den Weihnachtsmarkt auf Schloss Thurn und Taxis - im Auftrag von Fürstin Gloria. All diese Leute sollten sich mal Gedanken machen, ob sie die Widerlichkeiten protegieren wollen.

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