Financial Fairplay:EU verdonnert Real Madrid zu 18-Millionen-Rückzahlung

Real Madrid v Club Atletico de Madrid - UEFA Champions League Final

Wirft er sein letztes Hemd? - Real Madrid Spieler Cristiano Ronaldo beim Champions League Finale im Mai. (Symbolbild)

(Foto: Getty Images)

Auch andere spanische Vereine haben laut EU-Kommission illegale Staatshilfen im Wert vieler Millionen Euro bekommen.

Von Thomas Kirchner, Brüssel

Real Madrid und andere spanische Vereine müssen Dutzende Millionen Euro illegale Staatshilfe und andere Vergünstigungen zurückzahlen. Diese Entscheidung gab die Europäische Kommission am Montag bekannt. Die Beihilfen für Madrid, den FC Barcelona, Valencia, Athletic Bilbao, Atlétic Osasuna, Elche und Hércules verstießen gegen EU-Recht und hätten den Vereinen einen unfairen Vorteil verschafft, entschied die Behörde.

Deshalb müsse Spanien die Hilfen zurückfordern. Die Finanzierung von Profivereinen aus Steuermitteln kann den Wettbewerb verzerren, erklärte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. "Profifußball ist eine Wirtschaftstätigkeit, bei der beträchtliche Summen im Spiel sind, und die staatliche Unterstützung muss mit den Regeln eines fairen Wettbewerbs vereinbar sein. Das war bei den hier untersuchten Subventionen nicht der Fall."

Die Kommission hatte ihre Untersuchung 2013 gestartet. Spanische Vereine hatten davor jahrelang im Verdacht gestanden, von illegalen Hilfen und der umstrittenen Zusammenarbeit mit lokalen und regionalen Politikern profitiert zu haben.

Anrüchiges Tauschgeschäft hinter den Kulissen

Der prominenteste Fall der jetzigen Entscheidung betrifft Real Madrid, das fast 20 Millionen Euro zurückzahlen soll. Dabei geht es um einen Landtausch. Der Verein gab 1998 einen Teil seines Trainingsgeländes her, auf dem später vier Hochhäuser errichtet wurden. Dafür erhielt Real mehrere andere Gebiete. Zum Teil wurde die Übertragung nicht vollzogen, im Rahmen des folgenden Vergleichs wurden die Grundstücke allerdings neu bewertet. Was 1998 noch bei 595 000 Euro gelegen hatte, wurde 2011 auf 22,7 Millionen taxiert. Laut Kommission hätte Real Anspruch auf eine Entschädigung von 4,3 Millionen Euro. Die übrigen 18,4 Millionen müsse der Verein der Stadt daher zurückgeben.

Das Verfahren in Brüssel war in Gang gekommen, weil die Bestimmungen über die Veräußerung öffentlichen Eigentums verletzt wurden. So gab es keine Ausschreibung, sondern das anrüchige Tauschgeschäft wurde hinter den Kulissen ausgehandelt. Der FC Bayern München hatte in seiner Kampagne für "fair finance" immer wieder auf Steuervorteile und andere Begünstigungen Reals hingewiesen.

Steuerfreie Vorzugsbehandlung für vier Vereine

Noch mehr Geld, 20,4 Millionen Euro, muss der FC Valencia zurückerstatten. Die Kommission beanstandete Bürgschaften des staatseigenen Instituto Valenciano de Finanzas, mit deren Hilfe die Vereine Valencia, Hércules und Elche trotz finanzieller Probleme an Darlehen kamen. Hércules soll deshalb 6,1 und Elche 3,7 Millionen Euro zurückzahlen.

Des weiteren kritisiert die Kommission eine steuerliche Vorzugsbehandlung von Real Madrid, FC Barcelona, Athletic Bilbao und Atlético Osasuna. Die vier genannten Vereine waren seit 1990 als "Organisationen ohne Erwerbszweck" eingestuft und auf diese Weise befreit von der für sämtliche Profifußballvereine geltenden Pflicht zur Umwandlung in eine Sportgesellschaft mit beschränkter Haftung. Deshalb hätten sie nur 25 statt 30 Prozent Körperschaftsteuer zahlen müssen, so die Kommission. Den genauen Betrag der Rückzahlung - bis zu fünf Millionen Euro pro Verein - müsse jetzt der spanische Staat bestimmen.

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