Gräfelfing:Das kreative Klassenzimmer

Mit einer Ausstellung beendet die Gräfelfinger Grundschule das Jahr, in dem sie sich "Kunstgrundschule" nennen durfte

Von Annette Jaeger, Gräfelfing

Was kommt dabei heraus, wenn 300 Kinder nach Herzenslust ihre kreative Seite ausleben? Die Antwort darauf können Besucher in einer Ausstellung in der Gräfelfinger Grundschule finden. Zwischen Montag, 18. und Freitag, 22. Juli, sind Kunstwerke von 300 Schülern der 1. bis 4. Klassen im Schulhaus ausgestellt (jeweils 8 bis 12 Uhr, Schulstraße 2. Die Arbeiten sind alle bei dem Pilotprojekt "Kunstgrundschule" entstanden - so durfte sich die Gräfelfinger Grundschule dieses Schuljahr über nennen. Denn das kreative Arbeiten war umfangreicher als sonst üblich in den Lehrplan integriert. Initiator der Kunstgrundschulen, die in allen sieben Bezirken in Bayern erprobt wurden, war das Bayerische Kultusministerium zusammen mit dem Landesverband der Jugendkunstschulen. Die Gräfelfinger Grundschule repräsentierte als einzige den Bezirk Oberbayern.

Kinder sind geborene Künstler: Sie malen ohne Hemmungen an der Staffelei, arbeiten geschickt Skulpturen aus Speckstein, fertigen Radierungen an und üben sich in Höhlenmalerei. Dabei entdecken sie ganz neue Seiten an sich - Seiten, die vielleicht sonst im Mathe- und Heimat-und Sachkundeunterricht nicht so abgefragt werden. "Das stärkt ihr Selbstbewusstsein", sagt Lilli Plodeck. Sie betreibt zusammen mit Ulrike Görg die Schule der Phantasie, die Jugendkunstschule in Gräfelfing, die Kooperationspartner des Kunstgrundschul-Projekts war. Plodeck und Görg leiteten die künstlerische Arbeit mit den Schülern.

Jede Klassenstufe hatte sich zu Beginn des Schuljahres eine Technik ausgesucht, mit der sich die Schüler dann jeweils in fünf Doppelstunden beschäftigten. Dazu verließen sie ihre Klassenräume und gingen ins Souterrain ihrer Schule, wo die Schule der Phantasie ihr Atelier hat. "Das war eine große Bereicherung für die Kinder", sagt Rektorin Angelika Nerz-Lidl. Die Kinder konnten mit Materialien und Werkzeugen arbeiten, die sie im üblichen Kunstunterricht nicht zur Verfügung haben, wie Pastellkreiden, Speckstein oder Acrylfarben. Die Arbeit im Atelier ermöglichte es auch, sich "kreativ auszuleben", so Nerzl-Lidl, ohne darauf achten zu müssen, nichts schmutzig zu machen. Das Atelier "bietet Raum für Entfaltung, ohne Leistungsdruck", stellt Plodeck fest. Die künstlerische Arbeit fördere die Konzentration und den Mut, eigene Ideen umzusetzen.

Zum Abschluss des Schuljahres stellt die Schule nun noch mal geballt die Kunst in den Mittelpunkt. Unter dem Motto "Künstler treffen Kinder" arbeiten Kreative vom Berufsverband Bildender Künstler in dieser Woche mit den Kindern an verschiedenen Projekten. Sie fotografieren, fertigen Skulpturen, malen oder filmen. Auch die Ergebnisse dieser Arbeiten sind in der Ausstellung von 18. Juli an zu sehen. Das Fazit nach einem Jahr Kunstgrundschule: Die Verantwortlichen würden gerne weitermachen. Ob das Kultusministerium als Geldgeber erneut seinen Segen dazu gibt, ist noch offen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: