Katholische Kirche:Papst: In jeder Religion gibt es Fundamentalisten - "auch bei uns"

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  • Religion sei nicht die treibende Kraft hinter Gewalttaten, sagt Papst Franziskus auf der Rückreise vom Weltjugendtag in Polen.
  • Stattdessen sei es die Hoffnungslosigkeit, die junge Menschen zum Terrorismus treibe.

Fünf Tage hat Papst Franziskus anlässlich des Weltjugendtags in Polen verbracht. Er hat das frühere deutsche Vernichtungslager in Auschwitz besucht, hat am Sonntag beim Abschlussgottesdienst zu 1,5 Millionen Gläubigen gesprochen - und dabei an manchen Stellen geschwiegen und an anderen aufrüttelnde Worte gefunden. Auf dem Heimflug nach Rom kam er auf das Thema Terrorismus zu sprechen.

Angesichts der jüngsten Anschläge radikalislamischer Attentäter, unter anderem in Frankreich und Deutschland, wies Franziskus auf das gewaltsame Potenzial auch in der christlichen Gemeinschaft hin. "Wenn ich über islamische Gewalt spreche, dann muss ich auch über christliche Gewalt sprechen", sagte er zu mitreisenden Journalisten.

"In fast jeder Religion gibt es immer eine kleine Gruppe von Fundamentalisten - auch bei uns." Wenn er die Zeitungen lese, sehe er "jeden Tag Gewalt in Italien", sagte Franziskus. "Der eine tötet seine Freundin, der andere tötet seine Schwiegermutter, und das sind alles getaufte Christen." Der Papst resümierte: "Ich halte es nicht für richtig, den Islam mit Gewalt gleichzusetzen."

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Franziskus betonte, dass die Religion seiner Ansicht nach nicht die treibende Kraft hinter Gewalttaten sei. Junge Menschen würden sich dem Terrorismus zuwenden, wenn sie keine anderen Optionen hätten. "Wie viele unserer jungen Europäer haben wir ohne Ideale zurückgelassen, ohne Arbeit, so dass sie sich Drogen und Alkohol zuwenden und bei fundamentalistischen Gruppen mitmachen?", fragte der Papst.

In den Tagen zuvor hatte er der Jugend Mut zugesprochen, für das Gute zu rebellieren. Die jungen Leute, die aus mehr als 180 Staaten angereist waren, sollten den "Hass zwischen den Völkern" nicht akzeptieren und sich einmischen, so Franziskus.

Ob er beim nächsten Weltjugendtag noch selbst zugegen sei, wisse er nicht, sagte der Papst mit Ausblick auf die Veranstaltung in Panama im Jahr 2019. Der Petrusnachfolger werde aber dort sein.

© SZ.de/AFP/dpa/KNA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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