Pokémon Go:Bei diesen Pokémon-Go-Karten versteht der Hersteller keinen Spaß

Pokémon Go: Pokémon-Go-Spieler in München.

Pokémon-Go-Spieler in München.

(Foto: Robert Haas)

Online-Dienste helfen, Pokémon zu finden - sehr zum Ärger des Herstellers Niantic. Ein Düsseldorfer fahndet mit einem Algorithmus nach Nestern der kleinen Monster.

Von Peter Esser

Vor vier Wochen kam das Handyspiel Pokémon Go auf den Markt. Keine App wurde in so kurzer Zeit so oft heruntergeladen. Der Hype ist bislang ungebrochen. Das Spiel wird zwar auf dem Smartphone gespielt, die Spieler müssen sich aber in der realen Welt bewegen, um die virtuellen Monster zu finden.

Pokémon-Jäger füllen somit neben Internetforen und den sozialen Netzwerken auch Bürgersteige, Parks und andere öffentliche Plätze. Wenn sie ihre Handykamera aktivieren, können sie die Tiere auch in der Umgebung fangen - durch Pokémon Go kommt die sogenannte Augmented Reality, die erweiterte Realität, im Alltag vieler Menschen an.

Viele wollen bei Pokémon Go mitmischen

Ein solches Massenphänomen ruft weitere Akteure auf den Plan, die mitverdienen oder zumindest mitmischen wollen. Mittlerweile gibt es Apps und Webseiten, die Daten der Pokémon-Go-App auswerten und den Spielern so die Jagd erleichtern. Interaktive Karten verraten, wo welche Pokémon erscheinen. Das ist praktisch, da die Pokémon-Go-App nur grobe Hinweise gibt, welche Monster ein Spieler in der Nähe finden könnte.

Entwickler einer dieser Karten ist Jan Philipp Harries aus Düsseldorf. Der 30-Jährige erarbeitet hauptberuflich mathematische Modelle für Kursprognosen am Finanzmarkt. Unter anderem berät er Biotech-Firmen bei Investitionen. Für Pokémon Go hat er einen Algorithmus verwendet, den er ursprünglich zur Immobilienbewertung entwickelt hatte. Der wertet eigentlich Webseiten mit Immobilienanzeigen aus und schlägt dann eine Preisspanne für andere Immobilien vor.

"Die Methode ließ sich fast eins zu eins auf Pokémon Go übertragen", sagt Harries. Der Algorithmus sammelt Informationen darüber, wo welche Pokémon erscheinen und erstellt eine Karte mit sogenannten Nestern - mit Orten, an denen bestimmte Pokémon oft anzutreffen sind.

Weder hundertprozentig sicher noch metergenau

Auf Harries Internetseite poketrading.de gibt es solche Karten bisher für 14 deutsche Großstädte. Andere Dienste wie Pokévision oder PokeHound wollten noch weitergehen und die Nutzer in Echtzeit informieren, welche Monster gerade wo sind.

Dagegen wehrte sich der Pokémon-Go-Entwickler, die Firma Niantic. Mehrere Angebote sind seit Kurzem offline. Wenn die Karten der Drittanbieter metergenau anzeigen, wo ein Pokémon zu finden ist, kann das erstens den Spielspaß nehmen. Dazu kommt wohl ein zweiter Grund: "Wahrscheinlich hat das die Server des Spiels extrem belastet", vermutet Entwickler Harries. Seine Karten hingegen basieren auf Statistiken und geben dem Spieler so Tipps für die Suche. Die Vorhersagen sind weder hundert Prozent sicher noch metergenau. "Ich denke nicht, dass Niantic damit ein Problem hat", sagt Harries.

In seinen Daten hat Harries gerade übrigens eine Entdeckung gemacht, die Spieler ärgern könnte, die wirklich alle Pokémon fangen wollen: Bestimmte Pokémon gibt es nun zum Beispiel fast nur noch in Berlin - zum Beispiel das Sichlor, ein fliegender Käfer mit scharfen Klingen. Um jedes verfügbare Pokémon in seiner Sammlung zu haben, müssen die Spieler also offenbar jetzt weiter reisen als vorher.

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