Lebensmittelhandel:Kunden kaufen mehr Veggie-Wurst

vegetarische Lebensmittel

Die Angaben auf vegetarischen Packungen verwirren oft die Verbraucher.

(Foto: Daniel Bockwoldt/dpa)

Mehr als ein Drittel der Haushalte in Deutschland kaufen immer mehr vegane und vegetarische Produkte. "Der Markt boomt und ein Ende ist nicht in Sicht", sagen Handelsforscher.

Vegane oder vegetarische Lebensmittel vom Soja-Schnitzel bis zur Veggie-Grillwurst besetzen immer mehr Platz in den Regalen der deutschen Supermärkte. "Der Markt boomt und ein Ende ist nicht in Sicht", urteilt das Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) in einer Studie. Doch angeheizt wird der Siegeszug der fleischlosen Produkte nicht in erster Linie von der wachsenden Zahl überzeugter Vegetarier oder Veganer. "Die eigentlichen Träger des Veggie-Booms in Deutschland" seien die sogenannten Flexitarier, Verbraucher also, die ihren Fleischkonsum reduzieren, aber nicht völlig auf den Genuss eines Steaks oder einer Bratwurst verzichten wollen, berichtet die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).

Mehr als ein Drittel der Haushalte in Deutschland reduzieren inzwischen bewusst den Verzehr von Fleisch. Vor allem bei den über 50-Jährigen wachse die Zahl der Flexitarier. Ein wichtiger Grund dafür sei die Sorge um die eigene Gesundheit. Vegetarier finden sich dagegen laut GfK nur in jedem 20. Haushalt. Supermärkte und Discounter bauen ihr Angebot an vegetarischen und veganen Produkten dementsprechend Schritt für Schritt aus. Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka etwa bietet in seiner Eigenmarkenlinie "Bio und vegan" längst Soja-Filetsteaks ohne Fleisch und Salatmayonnaise ohne Ei an. Konkurrent Rewe hat unter anderem veganes Soja-Eis und "Chili sin Carne" im Programm. Aldi Süd verkauft "Bio Veggie Gulasch", Aldi Nord "Veggie-Bolognese". Und Konkurrent Lidl offeriert unter der Eigenmarke "My best Veggie" unter anderem Soja-Frikassee und vegetarische Minifrikadellen.

Auch immer mehr Wurst- und Fleischwarenproduzenten entdecken die Nische für sich. Einer der Vorreiter ist dabei der Wurst-Markenartikler Rügenwalder Mühle, der inzwischen nach eigenen Angaben fast 20 Prozent seines Umsatzes mit fleischlosen Produkten macht. Für das niedersächsische Unternehmen steht fest, dass der Trend zur vegetarischen Ernährung mehr ist als ein kurzlebiger Hype. Doch auch viele andere Markenhersteller wie Wiesenhof, Meica oder den Bärchenwursthersteller Reinert haben ein Veggie-Angebot aufgebaut. Reinert etwa will im August seine erste vegetarische Kinderwurst auf den Markt bringen.

Noch machen die Umsätze mit veganen und vegetarischen Lebensmitteln nur 0,6 Prozent des Lebensmittelmarktes ohne Tabakwaren aus. Rügenwalder-Eigentümer Christian Rauffuss ist dennoch vom Trend überzeugt. "Wir werden wohl die erste und letzte Generation sein," sagt er, "die jeden Tag Fleisch auf dem Teller hat."

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