Jachenau:Taucher im Walchensee tödlich verunglückt

Jachenau: Das Südufer des Walchensees bei Altlach. Dort liegt unter Wasser das Tauchgebiet "Steinbruch".

Das Südufer des Walchensees bei Altlach. Dort liegt unter Wasser das Tauchgebiet "Steinbruch".

(Foto: Wasserwacht)
  • Ein 34-jähriger Wiener ist nach einem Tauchunfall im Walchensee in der Gemeinde Jachenau gestorben.
  • Die Polizei ermittelt und spricht von technischen Problemen.
  • Die 33-jährige Lebensgefährtin des Toten und der Tauchguide wurden nach dem Notaufstieg in die Murnauer Unfallklinik gebracht.

Von Ingrid Hügenell, Jachenau

Im Walchensee ist am Sonntagmittag ein Taucher tödlich verunglückt. Der 34-jährige Wiener geriet offenbar bei einem Erlebnis-Tauchgang mit seiner Lebensgefährtin und einem Tauchguide in Panik. Während des Notaufstiegs sei er plötzlich wieder abgesackt, berichtet die Polizei. Die Wiener waren mit einer zwölfköpfigen Gruppe eines Münchner Anbieters von Erlebnisgutscheinen am sogenannten Steinbruch bei Altlach in der Gemeinde Jachenau unterwegs.

Auf etwa 30 Meter Tiefe sei der Mann offenbar in Panik geraten, berichtet Alois Grünwald von der Wasserwacht Walchensee. Ob psychische oder technische Probleme Ursache der Panik waren, ermittelt die Kripo. "Wir haben bisher noch keine Erkenntnisse über eine mangelhafte Ausrüstung", sagte Polizeisprecher Anton Huber am Montag. Allerdings seien auch noch nicht alle Zeugen befragt worden.

Taucher schlugen sofort Alarm

Der Tote sollte am Montagnachmittag obduziert werden, die Kripo wollte auch etwa zehn Zeugen vernehmen. Dann wird sich herausstellen, ob sich Aussagen von Wasserrettern vor Ort bewahrheiten, der Wiener sei mit einem für das kalte Wasser untauglichen Lungenautomaten ausgerüstet gewesen und habe Handschuhe getragen, die nicht für so kaltes Wasser geeignet seien. Bislang spricht die Polizei lediglich von technischen Problemen. Taucher, die bei dem Erlebnis-Anbieter einen Tauchgang buchten, müssten einen Tauchschein haben, sagt der Polizeisprecher.

Nach dem Notaufstieg wurden Taucher am Ufer auf den Unfall aufmerksam, die sofort Alarm schlugen. Obwohl die Suchaktion unmittelbar danach begann, konnte der Wiener am Nachmittag nur noch tot geborgen werden. Zwar waren die Rettungstaucher relativ schnell vor Ort, doch es sei eigentlich klar gewesen, dass sie nicht nach einem Lebenden suchten.

"Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass man da jemanden lebend retten kann", sagt Florian Pallentin, Rettungstaucher aus Bad Tölz. Denn obwohl er und ein Rettungstaucher aus Kochel schon am See gewesen seien, habe es von der Alarmierung bis zum ersten Tauchgang an der richtigen Stelle doch mehr als eine halbe Stunde gedauert. Nur sehr selten könne man einen Taucher nach einem Unfall noch retten, bestätigt Wasserwachtleiter Grünwald. Im Einsatz waren die Wasserwachten Wallgau, Kochel, Niedernach, Grainau sowie die Schnelle Einsatzgruppe Krün-Wallgau und zwei Rettungshubschrauber.

Die Taucherkrankheit kann tödlich sein

Es ist der zweite tödliche Tauchunfall im Walchensee in diesem Jahr. Im März starb eine 51-jährige Taucherin aus dem Main-Taunus-Kreis bei einem Unfall.

Offenbar ist der Walchensee momentan nicht so klar wie sonst. Michael Hell, der am See eine Tauchbasis leitet, berichtet von einer trüben Schicht etwa zwischen fünf und 15 Metern Wassertiefe. Darunter sei es stockdunkel und sehr kalt. Das bestätigt Rettungstaucher Pallentin, der zusammen mit dem Kochler Taucher den Toten aus dem See barg. Nur etwa vier Grad habe das Wasser in 30 Metern Tiefe, sagt Pallentin. "Die Kälte und die schlechte Sicht, das kann bei einem Unfall alles eine Rolle spielen", erklärt er. Der tote Wiener habe auf etwa 36 Metern Tiefe im Wasser gelegen.

Die 33-jährige Lebensgefährtin des Toten und der Tauchguide wurden nach dem Notaufstieg in die Murnauer Unfallklinik gebracht. Es besteht bei zu schnellem Aufstieg nach einem Tauchgang die Gefahr, dass der Stickstoff aus der Atemluft kleine Bläschen im Blut, dem Fettgewebe und in den Gelenken bildet. Die Taucherkrankheit ist sehr schmerzhaft und kann tödlich sein. Dagegen hilft ein Aufenthalt in einer Druckkammer. Auch Rettungstaucher Pallentin musste nach der Bergung des Toten ins Krankenhaus, der Aufenthalt in der Druckkammer war aber nach Auskunft von Grünwald bei keinem der drei nötig. Der Kochler Rettungstaucher wurde noch am See ärztlich untersucht, war aber Grünwald zufolge unverletzt.

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