Der "Journalist":Sprachlos

Der Rommerskirchen-Verlag bringt für den Deutschen Journalisten-Verband ein Magazin heraus. Der Name: "Journalist". 49 Jahre lang hat das wunderbar geklappt. Nun versinkt der "Journalist" in einem undurchsichtigen Streit um den Seitenumfang.

Von Benedikt Frank

In einem Medienfachverlag erscheint ein Magazin für Journalisten. 49 Jahre lang geht das gut, dann entbrennt ein Streit über den Umfang des Magazins. Der Herausgeber des Magazins kündigt dem Verlag, der akzeptiert die Kündigung nicht, entlässt aber die Redaktion, die das Magazin produziert. Einige wenige Medien erhalten dazu eine kurze Pressemitteilung. Der Herausgeber erfährt von der Entwicklung erst durch Nachfragen von Mediendiensten. Höchst eigenartig, dieses Ringen um ein Magazin, das den Namen Journalist trägt. Gehört zum Journalismus nicht auch Kommunikation und Transparenz?

Das Magazin wird vom Deutschen Journalistenverband (DJV) herausgegeben, dessen etwa 36 000 Mitglieder erhalten es monatlich. Im März lag bei ihnen aber nur noch eine dünne, 36-seitige Broschüre im Briefkasten. Der Rommerskirchen-Verlag hatte den Umfang halbiert, laut Branchenkreisen ohne Absprache mit dem DJV. Seit Monaten tobt nun der Streit.

Die Auflage des Journalist war in den vergangenen fünf Jahren um etwa 13 Prozent auf knapp 40 000 gesunken. DJV-Sprecher Hendrik Zörner sprach im Mai beim Branchenportal Meedia von einer "Durststrecke" und forderte den Verlag auf, Umfang und Qualität beizubehalten. Schließlich habe dieser über Jahrzehnte gut vom Journalist leben können. Für Nachfragen, weshalb gespart werden müsse, war Geschäftsführer Thomas Rommerskirchen damals nicht erreichbar.

Die vierköpfige Redaktion wurde vergangene Woche entlassen

Fest stand nur: Der DJV wollte ein dickeres Magazin, der Verlag ein dünnes. In den folgenden Monaten entschuldigten sich DJV-Chef Frank Überall und der Chefredakteur des Journalist, Matthias Daniel, abwechselnd bei ihren Lesern für die mickrigen Ausgaben. Doch der Konflikt mit dem Verlag ließ sich offenbar auch in diesen fünf Monaten nicht klären. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung soll Thomas Rommerskirchen das Gespräch verweigert haben. Dieser möchte sich zu dem Vorwurf nicht äußern.

Anfang Juli gab der DJV bekannt, der Journalist solle in Zukunft beim Hamburger New Business Verlag erscheinen, der Vertrag mit Rommerskirchen sei zum 30. September gekündigt. Knapp eine Woche später erklärte der Verlag, man bestehe auf der vollen Laufzeit des Vertrags bis Ende 2020 - auch das soll der DJV erst durch eine Pressemitteilung erfahren haben. Vergangene Woche wurde nun die vierköpfige Redaktion entlassen. Bei Rommerskirchen war, wieder einmal, niemand zu erreichen, der zu dem Vorgang hätte Auskunft gegeben können.

Dabei wirft das Vorgehen Fragen auf. So werden die Kündigungen damit begründet, "Schaden zu begrenzen", den der DJV durch seine Pressemitteilungen verursacht habe. Gleichzeitig wurde mitgeteilt, man wolle die Kündigungen wieder zurücknehmen, wenn der DJV Kompensation leistet. Was nun aber genau zu Bruch gegangen ist, und wie die Kündigungen das ändern können, ist nicht zu erfahren. Per E-Mail antwortet Thomas Rommerskirchen nur, man könne sich "wegen laufender juristischer Verfahren" nicht im Detail äußern oder die Pressemitteilungen auch nur ergänzen.

Der DJV reagiert mit Unverständnis auf Rommerskirchens Kommunikationspolitik. "So geht man mit einem langjährigen Geschäftspartner nicht um", sagt Hendrik Zörner, "auch nicht, wenn man auseinandergeht." Man stehe hinter der Redaktion und wolle sie behalten. Die letzte Pressemitteilung lässt erahnen, dass Rommerskirchen eine Entschädigung durch den DJV anstrebt. Ob der Verlag dafür in einem Gerichtsprozess streiten würde, bleibt, wie so vieles, unbeantwortet. Dabei gäbe es im Haus Rommerskirchen durchaus Fachpersonal in Sachen öffentlicher Kommunikation: In dem Verlag erscheint auch das PR-Magazin.

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