Commerzbank:Krise trifft Kunden

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Das kostenlose Girokonto schafft sie nicht ab - aber weil das Unternehmen schwer zu kämpfen hat, muss die Klientel künftig für andere Leistungen mehr bezahlen.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Ein paar Tabus gibt es noch bei der Commerzbank, trotz der schwierigen Lage: So will die Bank am kostenlosen Girokonto festhalten sowie an ihrem Filialnetz, und sie will weiterhin Strafzinsen für Privatkunden vermeiden. Doch an anderer Stelle muss sie gegensteuern, wie das am Dienstag veröffentliche Ergebnis zum zweiten Quartal zeigte: So hat die Bank unlängst die Gebühren etwa bei Kreditkarten, Wertpapierdepots und für Überweisungen, die am Schalter abgegeben werden, eingeführt oder erhöht. Nicht nur Privatkunden, vor allem Geschäfts- und Mittelstandskunden müssen sich auf höhere Preise einstellen, sagte Finanzvorstand Stephan Engels. Herrschte zum Jahresende noch kurzzeitig Aufbruchsstimmung, meldet sich die Krise nun mit voller Wucht zurück. Als größtes Problem gilt das Mittelstandsgeschäft, das nicht nur unter dem Zinstief, sondern auch unter der schwachen Kreditnachfrage von Unternehmen leidet. Mitarbeiter befürchten tiefe Einschnitte: In der Firmenkundenbank gelten 20 bis 25 Prozent der Stellen als bedroht. Mit höheren Gebühren wäre die Commerzbank nicht allein. Quer durch die Republik erhöhen Volksbanken, Sparkassen und auch viele private Institute heimlich oder offensichtlich die Gebühren für Konten und Karten.

Ob die Commerzbank nun zusätzlich weiter Arbeitsplätze abbaut und wie groß ein solcher Stellenabbau ausfallen könnte, dazu hielt sich Engels am Dienstag auffällig zurück. Entscheidungen dazu werden für Ende September erwartet, wenn der neue Vorstandschef Martin Zielke seine Strategie vorlegen will. Offiziell geht es dabei um Ertragswachstum, Digitalisierung und Kosten, wobei der Fokus eindeutig auf dem letzten Punkt liegen dürfte.

Argumente für ein Sparprogramm gibt es genug: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres brach der Überschuss um mehr als 40 Prozent auf 372 Millionen Euro ein. Der operative Gewinn sackte in derselben Zeit auf 615 Millionen Euro ab. Noch schlechter als im Mittelstandsgeschäft, früher der mit Abstand größte Gewinnbringer des Konzerns, lief es im Investmentbanking. Dagegen verdiente die Bank im Privatkundengeschäft immerhin mit 371 Millionen Euro 13 Prozent mehr als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres - allerdings auch dank eines Sondergewinns von 58 Millionen Euro. Dieser stammt aus dem Verkauf der Anteile am Kreditkartenanbieter Visa Europe. Am Aktienmarkt kamen die Nachrichten nicht gut an: Die Commerzbank-Aktie sackte zeitweise um mehr als acht Prozent auf ein Rekordtief von 5,27 Euro ab.

© SZ vom 03.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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