Kassenstudie:Die Deutschen bewegen sich immer weniger

Vom Schreibtisch direkt aufs Sofa: Nicht einmal jeder zweite Bundesbürger ist einer Studie zufolge ausreichend körperlich aktiv.

Von Guido Bohsem

Trotz Schrittmessern auf dem Smartphone, Fitness-Armbändern und Gesundheits-Apps: Die Deutschen sind immer weniger körperlich aktiv. Nur noch 46 Prozent der Bevölkerung erreicht das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Ziel von 150 Minuten Bewegung in der Woche. Das geht aus einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung hervor, die der private Krankenversicherer DKV in Auftrag gegeben hatte. 2014 wurde dieses Ziel immerhin noch von 54 Prozent der Deutschen erreicht.

Für DKV-Chef Clemens Muth kommt in den Zahlen auch ein soziales Problem zum Ausdruck. Menschen mit einem niedrigen Bildungsabschluss bewegten sich nur wenig in der Freizeit, sagte er. Etwa die Hälfte der Befragten mit einem Hauptschulabschluss gab an, außerhalb der Arbeit gar nicht aktiv zu sein. Entsprechend gebe es in diesem Personenkreis auch mehr Menschen mit Übergewicht. Zu viele Kilos seien der hauptsächliche Grund für Erkrankungen des Herzens und des Kreislaufsystems. "Aufklärung und Breitensport können helfen, dieses Gefälle auszugleichen", sagte Muth.

Immer mehr Deutsche verbringen laut der Studie ihre Arbeit vor dem Computer. 46 Prozent der befragten Berufstätigen gaben an, hauptsächlich am Schreibtisch zu sitzen. Das betreffe vor allem Menschen mit höherem Bildungsabschluss. "Fast die Hälfte der Menschen wird hauptsächlich fürs Rumsitzen bezahlt", sagte Muth. Menschen mit einem Bürojob verbringen etwa 73 Prozent ihrer Zeit auf dem Stuhl. Weil auch in der Freizeit noch viel gesessen werde, komme der Büromensch auf etwa 11 Stunden Sitzen am Tag. Dies könne negative Folgen für den Fett- und Blutzuckerstoffwechsel haben.

Tatsächlich wollen die Schreibtischarbeiter nach Aussagen von Studienleiter Ingo Froböse lieber mehr bei der Arbeit stehen. Im Durchschnitt würden sie ihre sitzende Arbeitszeit am liebsten halbieren. Froböse empfiehlt ihnen, Telefonate lieber stehend zu erledigen. Auch Konferenzen müssten nicht zwangsläufig Sitzungen sein. "Meetings kleinerer Arbeitsgruppen können gut im Gehen stattfinden", sagte Froböse.

Die gesündesten Deutschen finden sich übrigens in Mecklenburg-Vorpommern. Etwa 19 Prozent der Menschen dort leben gesund: "Sie bewegen sich ausreichend, essen ausgewogen, rauchen nicht, trinken wenig Alkohol und haben kein Problem mit Stress", sagte Froböse. Das ist keine besondere Überraschung. Denn auch in den vier Befragungen davor lagen die Leute in Mecklenburg und Vorpommern an der Spitze der Gesundheitsrangliste.

Für die Studie wurden 2830 Bundesbürger telefonisch befragt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: