RTL:Kölner Polizistin filmt für RTL heimlich Kollegen bei der Arbeit

German riot police stand in front of the Cologne Cathedral during a protest of supporters for Turkish President Erdogan in Cologne

Vor dem Hauptbahnhof in Köln steht oft Polizei - dabei wurde sie ohne ihr Wissen von einer Kollegin gefilmt.

(Foto: REUTERS)
  • Eine Polizistin aus Köln hat Kollegen ohne deren Wissen bei der Arbeit gefilmt und die Aufnahmen an den Sender RTL weitergegeben.
  • Gegen sie sowie einen Kameramann und eine Journalistin ermittelt nun die Staatsanwaltschaft. Die Polizistin soll zudem entlassen werden.
  • RTL wollte nach eigenen Angaben investigativ die Arbeitsbedingungen im Polizeialltag recherchieren.

Von Hans Hoff

Die Diskussion darüber, ob manche Polizisten künftig mit sogenannten Bodycams ausgerüstet werden und ihre Einsätze filmen sollen, ist noch in vollem Gange. Man erhofft sich davon vor allem, dass es weniger tätliche Angriffe auf Beamte gibt; Datenschützer haben da allerdings so ihre Bedenken. Abseits dieser Diskussion hat eine Kölner Polizistin die Sache nun in die eigene Hand genommen und sich für RTL mit Film- und Tonaufzeichnungsgeräten in den Einsatz begeben. Sie tat dies allerdings ohne das Wissen ihrer Kollegen.

Die kamen der Beamtin erst auf einem Umweg auf die Schliche. Sie beobachteten während eines Einsatzes am 3. August, dass sich ein Mann am Kölner Hauptbahnhof eigenartig verhielt und ganz offenbar gezielt den Einsatz der Polizei verfolgte. Bei einer Kontrolle des Mannes entdeckten die Beamten in seiner Tasche eine laufende Kamera. Unmittelbar danach fiel auch die Tarnung der Polizistin. Zudem wurde die Polizei auf eine Journalistin aufmerksam, die ebenfalls in die Sache verwickelt zu sein schien.

Gegen alle drei Personen laufen nun Ermittlungsverfahren: gegen die Beamtin wegen des Verdachts der Verletzung von Privatgeheimnissen, gegen den Kameramann wegen Anstiftung und gegen die Journalistin wegen Beihilfe zur Verletzung von Privatgeheimnissen. Um jeden Verdacht der Befangenheit im Vorfeld auszuräumen, hat auf Anweisung des Landeskriminalamtes die Düsseldorfer Polizei die Ermittlungen übernommen.

Gegen die Beamtin läuft ein Entlassungsverfahren

"Ich bin erschüttert und empört über das Verhalten dieser jungen Frau. Das für mich, meine Behörde und insbesondere auch meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter notwendige Vertrauen gegenüber dieser Beamtin ist unwiderruflich zerrüttet", sagte der Kölner Polizeipräsident Jürgen Mathies. Gegen die unmittelbar nach der Enttarnung suspendierte Beamtin sei ein Entlassungsverfahren eingeleitet worden. Zudem kündigte Mathies an, die von den Aufnahmen der Polizistin betroffenen Beamten bei der Wahrung ihrer Interessen zum Schutz der Persönlichkeitsrechte zu unterstützen.

Am Montag hat RTL der Staatsanwaltschaft Köln einen Datenträger übergeben, der das komplette von der Polizistin erstellte Bildmaterial enthalten soll. Es wird derzeit in Düsseldorf geprüft. Auf Anfrage bestätigte RTL, mit der Polizistin zusammengearbeitet zu haben. Allerdings sei mit ihr kein Vertrag geschlossen worden. Es habe sich bei der Zusammenarbeit um eine investigative Recherche über die Arbeitsbedingungen bei der Polizei gehandelt. Die Recherche habe allerdings mit der Sendung Team Wallraff nichts zu tun, auch sei Günter Wallraff zu keinem Zeitpunkt involviert gewesen.

"Ziel der RTL-Recherche war es, Einblicke in die Arbeitsabläufe des Polizeialltags zu bekommen, um zu dokumentieren, welchen Bedingungen Polizisten ausgesetzt sind", sagt RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer. Man habe diverse Hinweise von Insidern über erheblichen Arbeitsdruck und Stress in der Belegschaft erhalten. Auf dieser Basis habe man allgemeine Recherchen für ein neues investigatives Format eingeleitet.

Zu den beteiligten Personen möchte RTL keine näheren Angaben machen. Als Presseorgan schütze man Informanten und Quellen. "Selbstverständlich sind wir uns unserer Fürsorgepflicht auch in diesem Fall bewusst und werden alles tun, um die Betroffenen zu unterstützen", sagt Bolhöfer. Nach Angaben der Kölner Polizei machen alle drei Beschuldigten von ihrem Schweigerecht Gebrauch und lassen sich anwaltlich vertreten. Meldungen, wonach auch gegen den Sender RTL ermittelt werde, dementierte die Staatsanwaltschaft Köln am Dienstag.

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