Militärputsch in der Türkei:Gülen fordert internationale Kommission zur Untersuchung des Putsches

Militärputsch in der Türkei: Gülen lebt im amerikanischen Exil.

Gülen lebt im amerikanischen Exil.

(Foto: Selahattin Sevi/AFP)
  • Der muslimische Prediger bezeichnet den Putsch als "größte Katastrophe der jüngeren Geschichte".
  • Verbindungen zu den Putschisten wies er zurück und fordert eine unabhängige internationale Kommission, deren Schlussfolgerungen er akzeptieren werde.

Der von der türkischen Regierung als Urheber des gescheiterten Putschversuches angesehene muslimische Prediger Fethullah Gülen hat zur Bildung einer unabhängigen internationalen Kommission aufgerufen, um die Hintergründe des Staatsstreiches am 15. Juli aufzuklären. Das schreibt Gülen in einem Beitrag für die französische Zeitung Le Monde. Gülen wies erneut jede Verbindung zu den Putschisten zurück, erklärte sich aber bereit, in die Türkei zurückzukehren, sollte sich "nur ein Zehntel der gegen mich gerichteten Anschuldigungen als tragfähig erweisen". Dann sei er bereit, "die schwerste Strafe" auf sich zu nehmen. Gülen lebt seit 1999 im US-Exil.

Den Putsch bezeichnete Gülen als "größte Katastrophe der jüngeren Geschichte" der Türkei. Er wünsche sich, dass die Schuldigen ihrer verdienten Strafe im Rahmen eines gerechten Prozesses zugeführt würden. Allerdings liege die Wahrscheinlichkeit eines gerechten Prozesses in der Türkei "quasi bei null", das Justizwesen stehe unter staatlicher Kontrolle. Aus diesem Grund fordere er eine unabhängige internationale Kommission, deren Schlussfolgerungen er akzeptieren werde.

Sollten Militärs, die sich selbst als seine Anhänger bezeichneten, in diese "Verschwörung" verwickelt sein, so Gülen, dann handle es sich um "Individuen, die mein Ideal verraten und hunderttausende Opfer verschuldet haben". Doch selbst dann dürften für deren Fehler nicht alle Sympathisanten der Bewegung verantwortlich gemacht werden. Genau dies geschehe aber: Der türkische Staat habe sich entschieden, Hunderttausende Sympathisanten der Bewegung zu beschuldigen und kollektiv zu bestrafen.

Er selbst sei kaum zwanzig Minuten nach dem Staatsstreich vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan zum Verantwortlichen ernannt worden - zu einem Zeitpunkt, als man die Köpfe des Putschversuchs noch nicht einmal identifiziert habe. Die Anschuldigungen gegen seine Person bezeichnete er als "Diffamierung".

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