Kiosk am Weßlinger See:Fischsemmel adé

Kiosk am Weßlinger See: So schön es auch ist, am Ufer des Weßlinger Sees, für die 52-jährige Kioskpächterin Gitti Forner beginnt im Herbst ein neuer Lebensabschnitt.

So schön es auch ist, am Ufer des Weßlinger Sees, für die 52-jährige Kioskpächterin Gitti Forner beginnt im Herbst ein neuer Lebensabschnitt.

(Foto: Arlet Ulfers)

Nach neun Jahren im Kiosk am Weßlinger See hört die Pächterin Gitti Forner auf. Jetzt sucht die Gemeinde nach einem Nachfolger. Das Interesse ist sehr groß

Von Michael Berzl, Weßling

Ein im Abendlicht honiggolden leuchtendes Weißbier auf dem Holztisch, der ähnlich bauchige Zwiebelturm der Kirche Christköng gegenüber, und mitten im Weßlinger See spotzt eine Art Springbrunnen Wasser in die Luft. So kann pures Glück aussehen. Besucher des Kiosks am Ufer wissen die lauschige Atmosphäre ohne großen Trubel zu schätzen. Seit neun Jahren bewirtet Gitti Forner hier ihre Gäste, mit Kaffee und Eis, mit Bier und Limo, und natürlich mit ihrer berühmten Fischsemmel und einer Portion bayerischer Herzlichkeit. Mit Ende dieser Saison hört die 52-Jährige auf. Wer den Laden übernehmen will, kann sich noch bis zum Dienstag im Rathaus melden.

"Das ist sehr schade, dass sie aufhört. Die macht das mit Leib und Seele", finden Joachim Paul und Hanni Jacob, zwei Stammgäste, die oft eine Runde um den See drehen und dann bei einem Eis Pause am Kiosk machen; immer auf ihrem Stammplatz vor der Holzwand. Von dort genießen sie den Blick über den See. Wenn sie kommen, holt Gitti Forner schon einmal zwei Magnum Classic aus der Kühltruhe. Man kennt sich eben. Diesen Stammgästen wäre es am liebsten, wenn sich auch nach einem Pächterwechsel möglichst wenig ändert, wenn alles so bleibt. "Es passt doch so", sagen sie. Und damit sind sie nicht die einzigen.

Das findet auch die bisherige Pächterin, die schon sehr gespannt ist, wer ihre Nachfolge antritt. Gitti Forner geht mit gemischten Gefühlen. Schließlich stand sie ja gerne in ihrem Kiosk, fühlt sich ihren Gästen verpflichtet und ist voll des Lobes für ihre Mitarbeiter, die oft kurzfristig einspringen mussten. Es ist ein eingespieltes Team. Trotzdem hat sich die 52-Jährige zum Abschied entschlossen. "Ich will endlich selber wieder den Sommer genießen will", sagt sie. Der Betrieb bringt halt doch viele logistische Aufgaben mit sich, gedanklich ist Gitti Forner jeden Tag von früh bis spät in dem Verkaufsstand, kümmert sich, dass der Kaffee nicht ausgeht, dass nicht zu wenige, aber auch nicht zu viele Lebensmittel vorrätig sind und dass genug Personal kommt, wenn ein sommerliches Wochenende bevorsteht. Schon vor dem Aufstehen schaut sie auf ihrem Handy den Wetterbericht an, um einschätzen zu können, was ihr bevorsteht. Anfangs sei es ein komisches Gefühl gewesen, den Kiosk aufzugeben, mittlerweile freue sie sich auf "die Ruhe im Kopf". Eine neue Arbeit hat sie schon.

Ein neuer Pächter wird noch gesucht. Das Interesse ist groß; auf die Ausschreibung der Gemeinde hin gehen täglich mindestens drei Anrufe im Rathaus ein. Auch im Kiosk selbst fragen viele nach. Kein Wunder, "es ist halt ein wunderschönes Platzerl", wie Gitti Forner selbst sagt. Direkt am Wasser kann man hier sitzen; insgesamt 120 Gäste haben Platz.

Die Gemeinde hat da recht genaue Vorstellungen. So gibt es "Mindest-Öffnungszeiten" von Mitte Mai bis Ende September täglich von 10 bis 19 Uhr; wenn das Wetter zu schlecht ist, darf allerdings geschlossen bleiben. Auch im Winter soll der Kiosk geöffnet sein, wenn das Eis auf dem See dick genug ist für Schlittschuhläufer und Eisstockschützen. In der Ausschreibung wird die "zuverlässige Einhaltung der Öffnungszeiten" gefordert. Musikdarbietungen im Freien sind unzulässig. Bei den Brotzeiten erwartet die Gemeinde außerdem "ein ansprechendes und abwechslungsreiches Angebot an Speisen und Getränken, bevorzugt mit regionalen Produkten".

Vorerst gibt es im Kiosk noch "die geilste Fischsemmel weit und breit", wie es unbescheiden auf einer Tafel heißt. Zu den Zutaten gehören außer Bismarck-Hering reichlich rohe Zwiebeln, Gurke, Salat, Tomate und meist auch Schnittlauch. Dass die Fischsemmel für drei Euro weiter zum Angebot gehören muss, hätte die Gemeinde ruhig in ihre Ausschreibung schreiben können.

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