Olympia:Ludwig und Walkenhorst sind "ein brutales Team"

Olympia: Riesenjubel an der Copacabana: Laura Ludwig, r., und Kira Walkenhorst

Riesenjubel an der Copacabana: Laura Ludwig, r., und Kira Walkenhorst

(Foto: AP)
  • Am Donnerstagmorgen (04.59 MESZ/Liveticker SZ.de) spielen Ludwig und Walkenhorst das Finale gegen ein brasilianisches Team.
  • Ihr Trainer Jürgen Wagner coachte vor vier Jahren bereits Julius Brink und Jonas Reckermann zu Gold im Beachvolleyball.
  • Ludwig und Walkenhorst arbeiten mit einer Sportpsychologin und integrierten Elemente aus dem Männer-Volleyball in ihr Spiel.

Jürgen Wagners zweite Gold-Mission begann direkt nach dem Ende der ersten. "Ich freue mich sehr, was die Mädchen umgesetzt haben, dass sie diese vier Jahre Arbeit mit immer mehr Elementen so auf den Punkt gebracht haben", sagte der 60-Jährige Trainer von Laura Ludwig und Kira Walkenhorst. "Wir sind noch nicht am Ziel."

Davor wartet am frühen Donnerstagmorgen (04.59 MESZ/Liveticker SZ.de) das brasilianische Team Agatha/Barbara. "Wir werden alles reingeben, was wir haben", verspricht Kira Walkenhorst.

Das Wichtigste zu Olympia 2016 in Rio

Trainer Jürgen Wagner gab den Beachvolleyballerinnen bei seiner vierten Olympia-Teilnahme die Ruhe und die Gewissheit, trotz einiger Rückschläge immer auf dem richtigen Weg zu sein: "Es ist natürlich ein Riesenunterschied, ob man es das erste oder vierte Mal macht. Und es ist auch ein Unterschied, ob man schon mal eine Medaille geholt hat oder nicht."

Nachdem Jürgen Wagner in London die deutschen Männer Julius Brink und Jonas Reckermann zum Olympiasieg geführt hatte, nahm er die schon erfolgreiche Ludwig und das damals 21-jährige Talent Walkenhorst unter seine Fittiche. Schon beim ersten Treffen in seinem Haus in Moers machte er den beiden Frauen deutlich, dass er von ihnen Außergewöhnliches abverlangen wird.

Bei ihrem Halbfinale schauen so viele Menschen zu wie bei einem Tatort

Wagners strategischer Plan scheint im Olympia-Jahr genau aufzugehen. "Ich habe zu Jürgen gesagt, es ist echt unheimlich, dass du alles so weißt", sagt Laura Ludwig, nachdem sie in Rio mit einer erstaunlich abgebrühten Partnerin auch die topgesetzten Brasilianerinnen, Larissa und Talita, in zwei Sätzen bezwungen hatte. Dabei sahen in Deutschland 8,52 Millionen Zuschauer zu - so viele, wie bei einem durchschnittlichen Tatort.

Das Duo Ludwig/Walkenhorst musste in den Monaten vor dem Durchmarsch bis ins Finale von Rio nicht nur an seinem Spiel vieles umstellen. Auch an der Psyche wurde gearbeitet. "Wir haben zuletzt mehrmals das Favorit-sein thematisiert. Frauen tun sich schon schwer, diese Favoritenrolle gerne zu haben", sagt Trainer Ludwig. In diesem Jahr nahmen die beiden gebürtigen Berlinerinnen diese Rolle an.

Sie gewannen vier Turniere auf der Welttour und die Europameisterschaft. "Sie haben so viele Sachen in petto, sie müssen das nur anwenden", sagte Anett Szigeti. Die Sportpsychologin gehört wie die Balltrainerin Helke Claasen zum engen Kreis hinter dem Spielerinnen-Duo. "Das hier ist ein brutales Team, das habe ich so noch nicht erlebt", sagt der Trainer Wagner.

Bis 2014 ist das Duo sehr erfolgreich, danach beginnt eine lange Leidenszeit

"Schritt für Schritt" erarbeiteten sich Ludwig und Walkenhorst ein immer höheres Level. Auch Elemente aus dem Männer-Volleyball wurden ins Training übernommen - Schlaghärte, Aufschläge und Technik. "Jetzt zahlt es sich aus", sagte die 30 Jahre alte Ludwig, die mit ihrer früheren Partnerin Sara Goller schon viermal deutsche Meisterin und zweimal Europameisterin war. Mit Walkenhorst kamen zwei nationale Titel und zwei EM-Erfolge dazu. Als erstes deutsches Frauen-Team gewannen sie 2014 auf der Welttour einen Grand Slam.

Danach begann eine Leidenszeit, die das Projekt Rio 2016 gefährdete. Kira Walkenhorst, erkrankte am Pfeifferschen Drüsenfieber, verletzte sich beim Comeback auch noch am Knie. Fast ein Jahr spielte sie international kein Turnier - eine Geduldsprobe für die Blockspielerin, aber auch für ihre Partnerin. "Wir haben uns noch mehr vertraut. Und wir mussten immer wieder beweisen, dass wir es durchziehen können", sagt Laura Ludwig.

Die 30-jährige Berlinerin jedenfalls kann es kaum erwarten, den Sport-Bikini nach dem Finale gegen ein festlicheres Outfit zu tauschen: "Ich freue mich, das knappe Kleidchen anziehen zu können. Das darf man nur auf dem Podium machen."

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