Oberfranken:Bamberg dehnt Regeln für Unternehmer

Michael Stoschek

Stoschek findet, regionale CSU-Granden hätten ihn nach dem gemeinsamen Schreiben für den Straßenausbau im Regen stehen lassen.

(Foto: David Ebener/dpa)

Zu Kirchweih bekommt Brose-Chef Michael Stoschek eine Sondergenehmigung, um mit seinem Amphibienfahrzeug auf der Regnitz zu schippern. Eine Vorzugsbehandlung?

Von Katja Auer, Bamberg

In Bamberg ist wieder Sandkerwa und die gilt trotz der Menschenmassen, die jedes Jahr die engen Gassen verstopfen, immer noch als besonders malerisches Volksfest. Das mag am Fluss liegen, in dem sich die bunten Lämpchen spiegeln und auf dem die geschmückten Ausflugsboote und sogar eine venezianische Gondel verkehren, von denen aus sich der Trubel am Ufer recht entspannt beobachten lässt.

Am Montag, kurz vor dem Feuerwerk, das in diesem Jahr ebenfalls auf einem Schiff im Fluss gezündet wird, soll noch ein Wasserfahrzeug auf der Regnitz verkehren. Michael Stoschek, der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung von Brose und bekannt als Liebhaber von ausgefallenen und schnellen Autos, führt wieder einmal sein Amphibienfahrzeug aus dem Zweiten Weltkrieg aus.

Das macht er nicht zum ersten Mal, zuletzt schipperte er bei der Sandkerwa vor einem Jahr auf der Regnitz herum. Ohne Genehmigung allerdings, dafür bezahlte er ein Bußgeld von 250 Euro. Dass ihm derlei Vorschriften ähnlich kleingeistig vorkommen wie jene, dass er sich auf seinen Porsche nicht einfach ein Klebekennzeichen pappen durfte, obwohl das schnittiger aussieht, muss nicht eigens betont werden. In diesem Jahr beantragte er dennoch eine Genehmigung für die Flussfahrt.

Und die Stadt Bamberg stimmte zu. Nun ist der linke Arm der Regnitz keine Wasserstraße wie der Main zum Beispiel, deswegen braucht es eine Sondergenehmigung. Sogar die Fischer müssen die beantragen, alle paar Jahre neu. Ausgestellt wird sie, wenn ein öffentliches Interesse besteht und da wird es nun kühn bei der Ausnahme für Stoschek. Der nimmt nämlich einen altgedienten Wasserwachtler mit auf die Fahrt, der ihn einerseits lotsen könnte bei Bedarf und andererseits so auf die Arbeit der Wasserwacht aufmerksam machen soll, die nun zweifelsohne von öffentlichem Interesse ist.

Der Antrag sei geprüft worden und unter Auflagen genehmigt, sagt eine Sprecherin der Stadt. So muss Stoschek die Beleuchtung an seinem Fahrzeug verbessern und er darf nicht während des Feuerwerks auf dem Fluss unterwegs sein. Da wird er an einem Anwesen im Postkarten-Idyll Klein-Venedig anlegen.

Ein Wohltäter - oder ein Mensch, der sich kauft, was er will?

In Bamberg werden die Extravaganzen des erfolgreichen Unternehmers mit einem gewissen Argwohn betrachtet. Der Automobilzulieferer Brose ist Sponsor der Bamberger Basketballer und gerade erst wurde ein neuer Brose-Verwaltungsbau in der Stadt eröffnet. Nun fürchtet mancher, dass sich Stoschek immer mehr einmischt, immerhin hat der Mann den Stadtrat in Coburg, dem Firmensitz, dazu gebracht, eine Straße nach seinem Großvater zu benennen, obwohl dieser ein Profiteur des Nazi-Regimes war.

Stoschek weist so was weit von sich und verweist auf unternehmerische Erfolge und sein Verdienst um Arbeitsplätze in der Region. Den Eindruck, dass er sich - auch durch großzügige Spenden - kauft, was er will, kann er allerdings nicht ganz zerstreuen. Der Vorsitzende der Fischer- und Schifferzunft in Bamberg wetterte bereits gegen die Vorzugsbehandlung eines zahlungskräftigen Geschäftsmannes, die einem normalen Bürger nicht zuteil würde. Der Oberbürgermeister indes steigt nicht mit ins Amphibienfahrzeug. Stoschek soll ihn zu der Fahrt eingeladen haben.

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