Internet:Wlan-Ausbau an Münchens Schulen kommt kaum voran

Tabletcomputer an Schulen in Baden-Württemberg

Im Unterricht dürfen Schüler das Tablet nur nutzen, wenn es die Lehrer auch erlauben.

(Foto: Wolfram Kastl/dpa)
  • Schnelles Internet ist Voraussetzung für den Aufbau eines belastbaren Wlan-Netzes an Münchner Schulen. Mehr als die Hälfte ist aber nicht an das Breitbandnetz angeschlossen.
  • Das Ziel, drahtloses Internet bis Ende 2016 an allen Schulen etabliert zu haben, erreicht das Bildungsreferat nicht.
  • Bis März 2017 sollen nun 20 Gymnasien angeschlossen werden.

Von Melanie Staudinger

Der Wlan-Ausbau an Münchens Schulen dauert länger als ursprünglich gedacht. Eigentlich sollten noch in diesem Jahr alle 339 öffentlichen Bildungseinrichtungen drahtloses Internet in Fluren, Pausenhallen oder Aulen bekommen. Doch das 2015 von der SPD beantragte und vom Stadtrat verabschiedete Projekt funktioniert rein technisch nicht. Mehr als die Hälfte aller Schulstandorte sind nämlich noch nicht ans Breitbandnetz angeschlossen.

Ohne schnelles Internet könne auch keine auseichend belastbare Wlan-Verbindung hergestellt werden, wie eine Sprecherin des Bildungsreferats erklärte. Die Schulen müssen nun also warten, bis ihre DSL-Leitungen durch Glasfaserkabel ersetzt sind. Das kann im Einzelfall bis zum Jahr 2022 dauern.

Das Ziel der Stadt war eindeutig. 160 000 Schüler und ihre Lehrer, so erklärte das Bildungsreferat im Oktober vor einem Jahr, "sollen von den neuen medialen Möglichkeiten an ihrer Schule profitieren". Egal ob Grundschule, Förderzentrum, Mittelschule, Realschule, Gymnasium oder berufliche Schule, alle sollten im Schnitt drei sogenannte Wlan-Access-Points, also Zugangspunkte, erhalten. Sieben Schulen pro Woche könnten angeschlossen werden, dann wäre das Projekt nach zwölf Monaten abgeschlossen gewesen.

Doch der städtische IT-Dienstleister IT@M machte diese Pläne zunichte. Die Computerexperten der Stadt lehnten den singulären Wlan-Ausbau ab, weil die Leitungen an den Schulen in den meisten Fällen nicht ausreichten. Sinnvoller sei es, den Ausbau des drahtlosen Internets mit der ohnehin geplanten Breitbandinitiative der Stadt zu verzahnen. Diese Technik sei Voraussetzung für einen Wlan-Anschluss, DSL reiche nicht aus, sagt eine Machbarkeitsanalyse von IT@M.

Auf dem Stand der Neunziger

Für das Bildungsreferat steht nun fest: Der Zeitplan bis Ende 2016 wird nicht einzuhalten sein. "Aber: Die Wlan-Landschaft wächst", erklärt eine Referatssprecherin. Bis Ende März 2017 sollen in einem ersten Schritt nun gut 20 Gymnasien angeschlossen werden, die aktiv Interesse bekundet hätten.

Ein Ausbau ist nötig an den Münchner Schulen, die dem digitalen Zeitalter ein wenig hinterherhinken. Sie kämpfen mit langsamen Verbindungen, die zum Teil noch auf dem Stand der Neunzigerjahre sind, und können modernen, computergestützten Unterricht oftmals kaum anbieten.

Das Wlan-Projekt, das angelehnt ist an das drahtlose Internet, das es an öffentlichen Plätzen in der Stadt gibt, soll einen "Paradigmenwechsel im medienpädagogischen Kontext" darstellen, wie das Bildungsreferat erklärt. Denn anders als im bisherigen Informatikunterricht ist es mit dem drahtlosen Internet möglich, dass die Kinder und Jugendlichen ihre eigenen Geräte mitbringen, was sich neudeutsch "Bring your own Device" nennt.

Vor allem in dem von der Stadt favorisierten Lernhaus-Konzept ist mobiles Internet wichtig. Das Unterrichtsgeschehen findet nicht mehr nur im Klassenzimmer statt, sondern auch in den breiten Fluren, den Mittelzonen und der Aula. Stationäre Computer könnten dorthin nicht mitgenommen werden, das Tablet hingegen sehr wohl.

Stadtschulrätin Beatrix Zurek (SPD) hat den Internetausbau nach oben auf die Prioritätenliste gesetzt. Allein für das neue Wlan bezahlt die Stadt einmalig knapp 2,4 Millionen Euro. Dazu kommen jährliche Kosten von etwa 1,5 Millionen Euro. Parallel dazu investiert München 52 Millionen Euro in schnelleres Internet.

Die wenigsten Schüler besitzen kein Handy

Dass sich digitale Medien sinnvoll im Unterricht einsetzen lassen, beweisen die Pilotschulen. An mehr als 30 Bildungseinrichtungen gibt es das sogenannte pädagogische Wlan, das zwar keinen freien und öffentlichen Internetzugang erlaubt, aber die Nutzung spezieller pädagogischer Inhalte. Daran beteiligen sich zum Beispiel die Fridtjof-Nansen-Realschule, das St.-Anna-Gymnasium, das Michaeli-Gymnasium und das Truderinger Gymnasium. Neu hinzukommen in diesem Schuljahr die Artur-Kutscher-Realschule und das Gymnasium München-Moosach.

Da die Handynutzung im Schulhaus und auf dem Schulgelände eigentlich per Landesgesetz verboten ist, bedarf es einiger Sicherheitsmaßnahmen, wie das Bildungsreferat mitteilt. Zum einen sei der Wlan-Ausbau lediglich ein Angebot, das Schulen annehmen können. Schulleiter haben durchaus ein Vetorecht, Eltern müssen vorher zustimmen.

Zum zweiten dürfen Schüler Wlan nur nutzen, wenn die Lehrer das auch erlauben. Zudem muss an jeder Schule die Chancengleichheit sichergestellt sein. Werden private Handys oder Tablets im Unterricht eingesetzt, müssen auch diejenigen teilnehmen können, die kein eigenes Gerät besitzen. Das dürfte eine Minderheit der Schüler sein.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: