Islam in Frankreich:Burkini-Verbote beleidigen alle Franzosen

´Burkini"-Debatte

Burkini-Trägerinnen, hier in Palästina.

(Foto: dpa)

Es ist gut, dass Frankreichs oberste Richter den Bann gestoppt haben. Sie haben mehr Vertrauen in das Volk als die Politiker.

Kommentar von Christian Wernicke

Gegen das Geschrei über den drohenden Zerfall Frankreichs, wider das Gezeter über den vermeintlichen Untergang des Abendlandes hat sich die Stimme der Vernunft durchgesetzt: Frankreichs Staatsrat untersagt den Bürgermeistern im Land, den Burkini pauschal zu verbieten.

Ein Burkini-Bann, so mahnen die Richter, sei eine erhebliche Einschränkung der persönlichen Freiheit. Solche Eingriffe seien zwar erlaubt - aber nur, wenn konkrete Gefahr drohe. Der bloße Verweis auf eine vergiftete Stimmung genüge da nicht.

Das Burkini-Verbot beleidigt alle Franzosen

Recht so. Hätte das Gericht anders entschieden, wäre Frankreich auf eine schiefe Bahn geraten: Wer den Burkini am Strand untersagt, der ächtet demnächst ebenso Kopftücher auf der Straße. Und dann Kippas oder Mönchskutten. Die Burkini-Verbote sind nicht nur ein Affront für Frankreichs Muslime. Sie beleidigen im Grunde alle Franzosen. Die Politiker unterstellen, ihr Volk sei seit dem blutigen 14. Juli so verhetzt und ja: so rassistisch, dass es jederzeit losschlagen könne gegen Frauen mit Kopftüchern oder Elaste-Kapuze am Strand.

Frankreichs Richter haben mehr Vertrauen in ihr Volk als die Politiker. Nur Vorsicht, die laizistischen Eiferer machen weiter. Marine Le Pen, Frankreichs Chef-Populistin, wie auch Nicolas Sarkozy, ihr eilfertiger Kopist, wollen den Burkini nun per Gesetz verbannen. Es wird wohl bis zum nächsten Sommer dauern, ehe diese Kreuzritter zur Vernunft kommen. Dann sind die Wahlen vorbei.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: