Mitten in Bad Tölz:Graffito mit Majo und Ketchup

Nicht jede Farbsprüherei ergibt erkennbaren Sinn

Von Claudia Koestler

Graffiti und Sprayerkunst, das sind im Normalfall manchmal Wandgemälde, meist aber eher verschnörkeltes Gekritzel in großen und grellfarbenen Buchstaben, die zum allgemeinen Ärgernis alles verschmieren, was auch nur im Entferntesten an eine freie Fläche erinnert. Was die Graffiti aussagen wollen - wenn sie denn etwas aussagen wollen -, bleibt wegen ihrer kryptischen Beschaffenheit meistens verborgen.

Zumindest hierzulande. Ein Beispiel ist ein Graffito an den Serpentinen am Wolfratshauser Bergwald: "#Kapitale-sklaverbrechen" hat dort jemand an die Betonwand gesprüht. Was genau das bedeuten soll, bleibt unklar. Sicher ist nur: Ausgerechnet diese vermutlich versuchte Kritik an der globalen Wirtschaft dürfte den Rubel ins Rollen bringen - erst bei den Sprühfarben-Fabrikanten und bald in der Reinigungsmittel-Industrie.

Spielraum für Interpretationen lässt auch, was in Bad Tölz zu beobachten ist. Zahlreiche Verteilerkästen, insbesondere an der Jahnstraße bis zur Bairawieser Straße, sind neuerdings komplett mit Farbe beschmiert, und zwar jeweils die untere Hälfte durchgehend rot, die obere Hälfte weiß. Dabei sind die Tölzer Farben doch Gelb und Schwarz. Was also will der Urheber damit sagen? Ist es ein Fan Polens, der in der Kurstadt Flagge zeigen will? Oder soll es Appetit machen auf Pommes frites, oder - jahreszeitlich geeigneter - auf Erdbeeren mit Sahne? Sachdienliche Hinweise zur Aufklärung nimmt die Redaktion gerne entgegen.

© SZ vom 31.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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