US-Wahlkampf:Trump und Clinton: Erstes Duell vor Kampfflugzeugen

US-Wahlkampf: Hillary Clinton während des "Commander-in-Chief Forum" in New York City.

Hillary Clinton während des "Commander-in-Chief Forum" in New York City.

(Foto: AFP)
  • Erstmals treten Hillary Clinton und Donald Trump in einem TV-Duell auf - allerdings nicht gleichzeitig.
  • Die beiden beantworten im "Commander-in-Chief Forum" Fragen zur Außen- und Sicherheitspolitik. Dabei müssen sie auch Fragen von Soldaten beantworten.
  • Während Clinton sich für ihre E-Mail-Praktiken rechtfertigen muss, äußert sich Donald Trump kontrovers zu Russland.
  • Die Sendung leidet darunter, dass die Zeit sehr gering und der Moderator schwach ist.

Von Matthias Kolb, Washington, und Johannes Kuhn, New Orleans

Knapp 15 Jahre nach den Terroranschlägen des 11. September und zweieinhalb Wochen vor ihrer ersten richtigen TV-Debatte sitzen Hillary Clinton und Donald Trump auf der gleichen Bühne - wenn auch nicht gleichzeitig.

Der ehemalige Flugzeugträger USS Intrepid in New York, inzwischen zu einem Militärmuseum umgebaut, bildet die wuchtige Kulisse für ein erstes kleines Fernsehduell der Kandidaten. Vor ausrangierten Kampfflugzeugen stellen sich die Präsidentschaftskandidaten für jeweils 30 Minuten den Fragen von NBC-Moderator Matt Lauer - und denen von aktiven und ehemaligen Soldaten.

Die Veranstaltung heißt "Commander-in-Chief Forum", weil die Kandidaten ihre Tauglichkeit als Oberbefehlshaber beweisen sollen. Die fünf wichtigsten Punkte des Abends im Überblick.

Das sagen Trump und Clinton übereinander

Moderator Lauer zieht gleich zu Beginn klare Grenzen: Nicht über ihren Konkurrenten, sondern über die eigenen Qualitäten sollen die Kandidaten sprechen. Das halten die Rivalen nicht durch: "Stabilität und Naturell" nennt Clinton als ihre wichtigste Qualifikation - eine Anspielung auf Trumps Charakter. Am Ende wird sie deutlicher, ohne den Rivalen direkt zu erwähnen: "Gegen amerikanische Muslime vorzugehen, die Familie eines ausgezeichneten Soldaten (die Khan-Familie; Anm. d. Red.) zu beschimpfen (...), wird nicht helfen, IS zu besiegen."

Auch Trump verspricht, die Attacken auf "ein Minimum" zu reduzieren. Dennoch teilt er hart aus: Clinton sei "kriegslüstern" und für das "totale Desaster" der US-Außenpolitik mitverantwortlich. US-Präsident Obama und Außenminister John Kerry hält er ohnehin für inkompetent. Da er selbst als Außenseiter zur Außenpolitik komme, könne er in der Sicherheitspolitik neue Wege beschreiten, argumentiert Trump: "Ich habe kein Vertrauen in Hillary. Sie macht seit 30 Jahren Politik - was wir brauchen, ist Veränderung."

Debatte um alten Trump-Tweet zu Vergewaltigungen

Dass Amerika seine ehemaligen Soldaten vernachlässigt, darin sind sich Trump und Clinton einig. Beide verweisen auf eine schockierende Zahl: Täglich begehen 20 Veteranen Suizid. Viele kehren traumatisiert vom Einsatz zurück - und erhalten nicht die nötige Hilfe. Die "Veterans Affairs"-Behörde ist chronisch überlastet; die medizinische Versorgung oft schlecht und die Wartezeiten lang. Große Probleme hat die US-Armee mit sexuellen Übergriffen (sowohl Frauen als auch Männer sind Opfer von Vergewaltigungen). Trotz Tausender Fälle werden nur wenige Täter bestraft.

In dieser Frage gerät Trump wegen eines alten Tweets in die Schlagzeilen. Er schrieb 2013: "Was haben die Genies denn erwartet, wenn sie Männer und Frauen zusammenstecken?" - und verteidigte dies mit den Worten: "Das stimmt doch."

Diese Rolle sollen die USA in der Welt spielen

Dem nächsten Bewohner des Weißen Hauses muss der Spagat gelingen, der Obama so schwerfiel: Einerseits möchten die Bürger, dass die Vereinigten Staaten global Stärke zeigen, andererseits haben sie keine Lust mehr auf Militäreinsätze oder langwierige Kriege.

Clinton, die als Interventionen zugeneigt gilt, wird auf ihre Vergangenheit angesprochen: Ihr "Ja" zum Irak-Einsatz sei ein Fehler gewesen, räumt sie ein. Die Luftangriffe auf Libyen seien aber gerechtfertigt gewesen, nur so habe sich ein von Gaddafi ausgeführtes "Massaker" an der libyschen Bevölkerung verhindern lassen. Noch einmal plädiert sie für "internationale Koalitionen", wenn es darum geht, globale Probleme zu lösen.

Die Haltung Trumps zu dieser Frage ist bekannt: Wenn er im Weißen Haus sitze, werde die Welt die USA wieder respektieren. Das Militär sei "ausgelaugt", ruft der Kandidat. Erst wenige Stunden zuvor hatte er angekündigt, als Präsident Milliarden in die Streitkräfte investieren zu wollen. Für einen Republikaner ist das eine traditionelle Position, für den Immobilienmogul ist es ein weiterer Richtungswechsel.

So soll der "Islamische Staat" besiegt werden

Ein Triumph über den IS sei "das größte Ziel" ihrer Anti-Terror-Politik, verspricht Clinton. Sie sieht die USA auch in Zukunft als Unterstützer der (wackeligen) syrischen Koalition von Anti-Assad-Rebellen und Kurden. Bodentruppen in Syrien und im Irak schließt sie aus ("nie wieder"), fordert aber bei Lufteinsätzen "mehr zu tun". Eine Flugverbotszone fordert die ehemalige Außenministerin nicht mehr, Schläge gegen die syrische Luftwaffe hält sie aber weiterhin für möglich. Wirklich viel Zeit bleibt für solche Details an diesem überhasteten Abend aber nicht.

Mehrmals konfrontiert der (schwache) Moderator Trump mit dessen Aussage, er wisse mehr über den IS als die Generäle. Eben die sind nun plötzlich "großartig", sie würden nur von Clinton und Obama ignoriert. Trump bleibt weiter dabei, den IS "in Schutt und Asche" bomben und "das Öl mitnehmen" zu wollen.

Wie das alles funktionieren soll, diese Details bleibt Trump schuldig - weil er nach eigener Aussage "unberechenbar" bleiben will. Auch seine Anti-IS-Strategie verrät er nicht, einen Plan besitze er aber natürlich. Dass er jüngst ankündigte, nach seiner Vereidigung Vorschläge der Generäle einholen zu wollen, sei kein Widerspruch, betont Trump: "Vielleicht mag ich ja, was mir die Generäle präsentieren."

E-Mails und Russland - die Schwäche-Momente der beiden

Dass Hillary Clinton nur wenige Konturen ihrer Politik vermitteln kann, liegt auch an der E-Mail-Affäre, mit der sich der Moderator über weite Strecken ihres Auftritts aufhält. Lauer fragt immer wieder nach, Clinton rechtfertigt sich. Wer Clinton zugeneigt ist, hält das Kreuzverhör für Zeitverschwendung; wer ihr nicht vertraut, erlebt eine Kandidatin, hinter deren Verantwortungsbewusstsein ein sichtbares Fragezeichen steht.

Wer Trump bisher für unerfahren und aufbrausend hielt, dürfte bei dieser Meinung auch jetzt bleiben. Sollte sich der Republikaner tiefer in die Sicherheitspolitik eingearbeitet haben, zeigt er es nicht. Auch von Wladimir Putin will er sich nicht wirklich distanzieren, immerhin hatte der Trump gelobt. Putin sei ein "toller Anführer", sagt Trump. Er sei sich sicher, dass er "gut mit ihm kooperieren" könne. Von Komplimenten beeinflussen lasse er sich aber nicht, versichert Trump noch schnell. Die Botschafts des Republikaners: Lieber ein Verbündeter mehr im Kampf gegen den IS als Putin an Rechtsstaatlichkeit und Völkerrecht erinnern.

So wollen sie Terroranschläge in den USA verhindern

Clinton bleibt hier so sachlich wie vage: Die Behörden müssten besser zusammenarbeiten, auch auf lokaler Ebene. Außerdem soll das Silicon Valley helfen - wie genau, lässt sie offen. Und sie schlägt den Bogen zu den Anschlägen von San Bernardino und Orlando: In den USA sei es zu einfach, an Waffen zu kommen.

Da in gerade mal 30 Minuten nicht jedes Thema durchdiskutiert werden kann, muss Trump nicht erklären, wie er als Präsident Terrorattacken verhindern will. Stattdessen gibt er Einblicke in seine Vorbereitung auf eine Präsidentschaft. Als der Moderator ihn darauf anspricht, entgegnet Trump, dass er sich mit Generälen treffe und "studiere". Ein echtes Problem sei das nicht.

Dann wendet er sich zufrieden an den Moderator: "Ich habe wirklich das Gefühl, dass ich mich sehr gut in all den Themen auskenne, die Sie ansprechen."

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