Für Bleiberecht:Flüchtlinge protestieren wieder am Sendlinger Tor

Flüchtlinge am Sendlinger Tor Platz

Die Aktion der Flüchtlinge, die sich per Whatsapp zusammengeschlossen haben, ist vom Kreisverwaltungsreferat bis nächsten Mittwoch genehmigt.

(Foto: Florian Peljak)
  • Etwa 50 junge Männer demonstrieren am Sendlinger Tor für ein "Bleiberecht für alle". Einige von ihnen waren bereits bei dem Hungerstreik vor zwei Jahren dabei.
  • Das Kreisverwaltungsreferat hat aufgrund der brisanten Vorgeschichte die Auflagen an die Kundgebung entsprechend angepasst.

Von Christian Gschwendtner

Die dramatischen Bilder vom Sendlinger-Tor-Platz sind noch nicht vergessen: Flüchtlinge, die auf Bäume klettern und dort stundenlang ausharren, als die Polizei anrückt, um ihr Protestlager zu räumen. Zwei Jahre ist das inzwischen her. Im November 2014 hatte sich die Situation am Sendlinger Tor zugespitzt, Flüchtlinge protestierten dort tagelang und waren in den Hungerstreik getreten.

Jetzt könnten sich die Ereignisse wiederholen. Wieder sind Flüchtlinge aus ganz Deutschland nach München gekommen, wieder wollen sie auf ihre schwierige Situation aufmerksam machen. Sie fordern ein "Bleiberecht für alle", wie Adeel Ahmed am Donnerstagnachmittag mitteilt.

Der junge Pakistaner tritt als Sprecher der Gruppe auf. Er wohnt eigentlich in Köln, seine Mitstreiter kommen nach eigenen Angaben aus Berlin, Augsburg und dem Münchner Umland. Über Whatsapp habe man sich zu der Protestaktion zusammengeschlossen, sagt Adeel Ahmed. Etwa 50 junge Männer sind dem Aufruf gefolgt, in den nächsten Tagen sollen es noch mehr werden. Sie alle sind unzufrieden.

Der 27-jährige Adeel Ahmed sagt, er könne es nicht verstehen, warum manche Flüchtlinge arbeiten dürften und andere nicht. Er habe den Eindruck, dass jedes Ausländeramt andere Gesetze anwende, das sei ungerecht. "Leute aus Pakistan sind nicht aus Spaß geflohen, sie sollen dieselben Rechte wie Leute aus dem Irak bekommen", sagt Adeel Ahmed. Er trägt eine schwarze Hose, ein weißes T-Shirt und ist fest entschlossen, etwas zu erreichen mit den Protesten, zu denen sie sich versammelt haben.

Zelte sind aufgrund der brisanten Vorgeschichte strengstens verboten

Viele der jungen Männer, die jetzt am Sendlinger Tor protestieren, waren bereits beim Hungerstreik vor zwei Jahren dabei. Bereits am Mittwochnachmittag zogen sie in einer Demonstration vom Odeonsplatz zum Stachus. Ihr Motto lautet: "1-2-3-4 alle Menschen bleiben hier". Weil sie mit dem Protestmarsch angeblich keine große Resonanz bei den Münchner Politikern fanden, entschlossen sie sich, erneut ein Protestlager auf dem Sendlinger-Tor-Platz zu errichten.

Die jungen Männer campieren unter Pavillons und auf mitgebrachten Isomatten und Paletten. Die Aktion ist als "Eilversammlung" bis nächsten Mittwoch vom Kreisverwaltungsreferat genehmigt. Punkt 15 Uhr am kommenden Mittwoch müssen die Demonstranten den Platz allerdings wieder räumen.

Das Kreisverwaltungsreferat teilte auf Anfrage mit, man habe aufgrund der brisanten Vorgeschichte die Auflagen an die Kundgebung entsprechend angepasst. So sind zum Beispiel Zelte verboten, die sechs erlaubten Pavillons müssen frei einsehbar sein. Auch die Zahl der Megafone ist auf drei festgelegt.

Fahnen und Banner sind den Flüchtlingen nur solange gestattet, wie sie die freie Sicht nicht verdecken. Auf den Transparenten, die am Donnerstag zu sehen sind, stehen Slogans wie: "Kein Mensch ist illegal". Unterstützt werden die Flüchtlinge bei ihrem Protest von einheimischen Helfern, die sich allerdings nicht in der Öffentlichkeit äußern wollen. Eine junge Frau verweist darauf, dass die Männer autonom handeln und für sich selber sprechen würden.

Das Forum "Refugee struggle for freedom" ist das Sprachrohr der Flüchtlinge, es schreibt von einem bundesweiten "Streik der Asylsuchenden" und meldet, der Sendlinger-Tor-Platz sei "besetzt". Es werde für gleiche Rechte für alle protestiert, ist dort unter anderem zu lesen. Ob die Flüchtlinge wieder in den Hungerstreik treten, ist noch unklar. Das entscheide man gemeinsam und einstimmig im Plenum, sagt Adeel Ahmed. Man wolle jedenfalls, dass sich endlich etwas ändere.

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