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Ebersberg: Karin Schiöberg-Fey vom Aßlinger Bücherladen freut sich über den "Rückzug ins Heimelige".

Karin Schiöberg-Fey vom Aßlinger Bücherladen freut sich über den "Rückzug ins Heimelige".

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bücher mit Regionalkolorit liegen wieder im Trend

Von Anselm Schindler, Ebersberg

Auf dem Schwarz-Weiß-Foto sieht man eine alte Bäuerin neben zwei Ochsen stehen, sie ziehen einen Holzkarren hinter sich her, der über und über mit Daxn beladen ist - also mit Fichten- oder Tannenzweigen. Das Foto stammt aus dem Zornedinger Ortsteil Pöring, die Autorin Maria Weininger hat es in die Gegenwart hinübergerettet. In ihrem Buch "Geschichten und Anekdoten aus Altbayern" beleuchtet Weininger den bayerischen Alltag in den 1960- und 1970er-Jahren - zwischen Blasmusik und Musikbox, Volkstanz und Twist. Beim Durchblättern hält Sebastian Otter bei einer Seite inne, sie zeigt den Ebersberger Marienplatz, bevor er 1959 geteert wurde, auf dem Foto sieht man auch das Gebäude, in dem sich die Buchhandlung von Otter befindet. Literatur, die sich mit der eigenen Region, mit den Eigenheiten, der Kultur und den Menschen beschäftigt, liegt im Trend. Die Regionalbuchtage, die an diesem Donnerstag bundesweit starten, spiegeln diese Entwicklung wieder.

"Je komplizierter und schwieriger die Welt wird, desto lieber haben wir das, was uns umgibt", so erklärt sich Margarete Schwind die Renaissance der Heimatliteratur. Schwind ist Pressesprecherin der Initiative "Vorsicht Buch!", die im März 2013 auf der Leipziger Buchmesse startete und auch die Regionalbuchtage angeleiert hat. Etwa 300 Buchhandlungen und 60 Verlage teilnehmen daran bundesweit teil. Auch im Landkreis stößt es auf Zuspruch, dass die Initiative die Heimatliteratur in den Fokus rückt. Karin Schiöberg-Fey vom Bücherladen in Aßling freut sich darüber, dass viele Kunden über Literatur den "Rückzug ins Heimelige" suchen, wie sie sagt. An den Regionalbuchtagen beteiligen könne sie sich aber nicht, "das fällt in Bayern mit dem Schulanfang zusammen, da haben wir alle Hände voll zu tun", so die Buchladenbetreiberin.

Was ihr zu Literatur aus dem Raum Ebersberg als erstes einfällt? Der "Teufelstritt", ein Kriminalroman von Ursula Hahnenberg, einer Autorin aus Forstinning. Als Tatort in ihrem Roman hat sich Hahnenberg den Ebersberger Forst ausgesucht, Ludwig, der Chef der Protagonistin, wird gleich hinter dem Aussichtsturm erschossen. Schiöberg-Fey charakterisiert das Buch als "nicht unerhört gute, aber gute Krimiunterhaltung".

Auch im Buchladen Poing ist wegen des Schulanfangs gerade viel los, als das Telefon klingelt. "Bleiben sie kurz dran", sagt Elke Knitter ein wenig hektisch und legt den Telefonhörer weg, am anderen Ende hört man das Rascheln von Tüten und die Kasse klingeln. Knitter, die schon lange in dem Buchgeschäft arbeitet, fallen auf Anhieb gleich eine ganze Reihe Autoren ein, die aus der Region stammen und diese auch zum Schauplatz ihrer Texte machen. Rita Falk gehört dazu, auch Jörg Maurer und Nicola Förg. Sie alle unterhalten den Leser vor der bayerischen Alpenland-Kulisse und bedienen sich am Repertoire bayerischer Folklore.

Die Rückbesinnung zur Heimatliteratur sei auch für den regionalen Buchhandel eine Chance, da ist sich Pressesprecherin Margarete Schwind sicher. Sebastian Otter bestätigt das. In seinem Ebersberger Laden stehen neben den Büchern von Förg, Falk und Co. auch einige Werke, die von den Verlagen bereits aus dem Sortiment genommen wurden oder gleich im Eigenverlag erschienen sind. Dazu gehören auch Maria Weiningers Lausbubengeschichten oder Eindrücke aus dem historischen Ebersberg.

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