3:1 für den FC Bayern:FC Bayern: Ein leichter Anflug von Rumpelei

17 09 2016 Fussball 1 Liga 2016 2017 3 Spieltag FC Bayern München FC Ingolstadt 04 in der Alli

Und dann stürzt Franck Ribery auch noch über den Werbeteppich.

(Foto: imago)

"Es ist nicht immer möglich, gut zu spielen", sagt Bayern-Trainer Carlo Ancelotti. Seine Mannschaft zeigt einen fahrigen Auftritt und hat Glück, dass der starke FC Ingolstadt seine Chancen nicht nutzt.

Von Maik Rosner, München

Die Liste der erfreulichen Erkenntnisse fiel lang aus, und sie bestand aus vielen positiven Erinnerungen an einen gelungenen Fußballnachmittag in München. Ein Lob nach dem anderen war zu vernehmen, sogar ein paar hoffnungsvolle Schlussfolgerungen über das Spiel zwischen dem FC Bayern und dem FC Ingolstadt hinaus. Herausgekommen waren dabei lauter Sätze, die von einer grundsätzlichen Zufriedenheit kündeten. "Wir haben gezeigt, wie es geht", war einer dieser Sätze. Ein anderer lautete: "So wie wir ist hier noch keiner aufgetreten." Oder auch: "Jeder, der das Spiel gesehen hat, weiß, dass wir unsere Punkte im Laufe der Saison holen werden."

Es war schon bemerkenswert, dass all diese positiven Einlassungen nach einem Spiel beim FC Bayern vom Kapitän des Gegners stammten. Allerdings musste Marvin Matip auch den aus Sicht des FC Ingolstadt einzigen, aber entscheidenden Makel festhalten. "Es gibt nicht viele Tage, an denen man den FC Bayern München auswärts schlagen kann, heute war so ein Tag", sagte er. Allein: "Die Chancenauswertung war leider miserabel."

"Wir hatten insgesamt mehr Chancen als die Bayern, ganz, ganz dicke Dinger"

Es hat schon viele 3:1-Siege des FC Bayern in der Bundesligageschichte gegeben. Aber solch ein zumindest phasenweise erstaunlich wenig souveräner Auftritt bei einem 3:1 lässt sich in der Vereinschronik vermutlich nur selten finden. Einen leichten Anflug von Rumpelei konnte man schon konstatieren für den FC Bayern, jedenfalls im Vergleich zu den vielen Verwöhnauftritten fürs eigene Publikum. Was sicherlich auch an den zahlreichen Absenzen wegen eines Magen-Darm-Infekts (Philipp Lahm, Thomas Müller und David Alaba) sowie einer Erkältung (Mats Hummels) gelegen haben dürfte. Doch die hohe Fehlerquote im Spiel des Meisters und vor allem die Mängel in der Defensive erstaunten schon etwas.

Immer wieder waren die Ingolstädter frei zum Abschluss gekommen, teils sogar freistehend aus der Nahdistanz. Doch nur Dario Lezcano schaffte es, den herausragenden Nationaltorwart Manuel Neuer zum 0:1 (8. Minute) zu überwinden. Danach vergaben Lezcano, Mathew Leckie, Stefan Lex und Lukas Hinterseer weitere Großchancen. "Riesendinger", nannte Matip diese Gelegenheiten nach 13:10-Torschüssen für den FCI. "Wir hatten insgesamt mehr Chancen als die Bayern, ganz, ganz dicke Dinger, die wir nicht machen", befand Trainer Markus Kauczinski in einer Mischung aus Stolz und Bedauern.

Dass die Münchner zum Auftakt des Oktoberfestes doch zu einem standesgemäßen Ergebnis gekommen waren, hatten sie ihrer größeren Abgeklärtheit vor dem gegnerischen Tor zu verdanken. Robert Lewandowski glich mit einem hübschen Lupfer aus (12.), Xabi Alonso (50.) und Rafinha (84.) sicherten den sechsten Sieg im sechsten Pflichtspiel unter dem neuen Trainer Carlo Ancelotti.

Die Aushilfsinnenverteidiger Kimmich und Martinez wirken flattrig

Doch der Eindruck, der von diesem Spiel zurückblieb, war das Gegenteil von großer Dominanz. Eher flattrig und verletzlich wirkten die personell geschwächten Bayern. Das galt besonders für die Defensive mit den Aushilfsinnenverteidigern Joshua Kimmich und Javier Martínez, die allerdings nur die letzte Instanz einer unsortierten Hintermannschaft waren. Es war, um im Bild des Wiesnauftakts zu bleiben, als habe der FC Bayern den Fassanstich nur mit sehr vielen Schlägen hinbekommen. Für einen Münchner Oberbürgermeister wäre eine derartige Bilanz ein mittlerer Albtraum. Der aktuelle OB Dieter Reiter benötigte am Samstag übrigens nur zwei zielsichere Hiebe.

Nachhaltig beunruhigt hat der wackelige Auftritt aber offenbar keinen beim FC Bayern. Wohl auch, weil die kränkelnden Spieler schon gegen Hertha BSC am Mittwoch allesamt zurückkehren dürften, vielleicht mit Ausnahme von Douglas Costa, der diesmal mit Oberschenkelproblemen ausgewechselt worden war. "Nicht unsere Fehler, wir haben gegen einen guten Gegner gespielt", befand Rafinha derweil bei der Frage nach Ingolstadts vielen Chancen. "Es ist nicht immer möglich, gut zu spielen", sagte Ancelotti ähnlich unbeeindruckt, ergänzte aber nach der Rückkehr von Innenverteidiger Jérôme Boateng: "Es ist besonders wichtig, dass er zurückkommt, um solche Probleme zu vermeiden, wie wir sie heute hatten." Dann kündigte er an, am Sonntag aufs Oktoberfest zu gehen.

Es gab immerhin einen Münchner, der wie Ingolstadts Matip eine lange Liste an positiven Erinnerungen mit sich führte. Alle drei Tore seiner Kollegen hatte Franck Ribéry ja vorbereitet, entsprechend vergnügt klang der 33 Jahre alte Franzose später. "Ich bin glücklich, wenn ich auf dem Platz bin, wenn ich spiele und bei 100 Prozent bin", sagte er, "ich mache Spaß, ich bin glücklich und die Mannschaft gewinnt, das ist wichtig." Ob er dem Trainerbeispiel folge und auf die Wiesn gehe? "Ich gehe nach Hause, ich bin zu alt", sagte Ribéry. Er grinste.

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