US-Wahlkampf:Trumps Unterhose brennt

Republican presidential nominee Donald Trump reacts as reporters yell questions to him after he stated that he believes U.S. President Barack Obama was born in the United States in Washington

Donald Trump während seines Auftritts in Washington am Freitag.

(Foto: REUTERS)

Barack Obama ist in den USA geboren, gibt Donald Trump nun zu - nachdem er selbst jahrelang die rassistische "Birther"-Bewegung angeführt hatte. Nun tut der Republikaner so, als hätte er nichts damit zu tun gehabt.

Von Johannes Kuhn, New Orleans

Wenn amerikanische Kinder einen Lügenbold auf frischer Tat ertappen, rufen sie oft "Liar, liar, pants on fire!" Würden Lügen im Wahlkampf 2016 (Unter)hosen entflammen, Donald Trumps schillernder Leibarzt müsste wahrscheinlich "leidet unter chronischen Verbrennungen am Hintern" in der Krankenakte des Kandidaten vermerken.

Am Freitag gelang es Trump in seiner Pressekonferenz in seinem neuen Hotel in Washington sogar, einen einzigen wahren Satz in so viele Lügen zu verpacken, dass die Washington Post von "Trumps bisher größtem Trick" schrieb.

Der wahre Satz: "Barack Obama wurde in Amerika geboren. Punkt." Das steht außer Frage. Außer natürlich für eine Armee von Verschwörungstheoretikern, die dem US-Präsidenten unterstellen, als Sohn eines Kenianers auch dort geboren zu sein und schließlich in einer kommunistisch-islamisch-afrikanischen Verschwörung als Ausländer ins Präsidentenamt geschmuggelt worden zu sein.

Trump selbst war lange das Sprachrohr dieser "Birther"-Bewegung, versprach detektivische Ermittlungen in Obamas Geburtsort Hawaii und mal fünf, mal 50 Millionen Dollar für einen handfesten Beweis, dass der US-Präsident wirklich in den USA geboren sei. Damals hatte das Weiße Haus übrigens bereits die Geburtsurkunde Obamas veröffentlicht.

Es war das erste Mal, dass Trump erfolgreich ein Nischenthema vom extremen rechten Rand in den Mainstream brachte - außer, dass er damals noch "Donald Trump, der Reality-TV-Immobilienunternehmer" war. Es sind auch Aussagen dieser Art, aufgrund derer Donald Trump bei schwarzen Wählern, manchen Umfragen zufolge, auf null Prozent Unterstützung hoffen kann.

Inzwischen gehört für "Donald Trump, Präsidentschaftskandidat der Partei Abraham Lincolns" die Verbreitung falscher Vorwürfe und das Verzerren von Fakten zum Tagesgeschäft. Und so verzichtete er nicht nur auf eine Entschuldigung für die falschen Vorwürfe, sondern erklärte auch noch: "Hillary Clinton und ihr Wahlkampfteam von 2008 haben mit der 'Birther'-Kontroverse angefangen."

Das ist eine Lüge - zwar überlegte das Clinton-Team in der Tat, Obamas "fehlende amerikanische Wurzeln" zu thematisieren, nahm aber davon Abstand und diskutierte niemals, Zweifel an der Staatsbürgerschaft des Rivalen zu wecken (allerdings gab es einzelne birther-artige Mails von Clinton-Anhängern, als Obamas Nominierung immer unausweichlicher wurde).

Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, erklärte Trump dann noch: Clinton habe es begonnen, "ich habe es beendet." Das sagt der Mann, der noch bis einschließlich 2014 über Twitter über Obamas Geburtsort raunte. Drei Jahre, nachdem eine Geburtsurkunde jeden Zweifel ausgeräumt hatte. Und zwei Jahre, bevor er die Birther-Theorie erneut als politische Waffe einsetzte - dieses Mal gegen seinen innerparteilichen Rivalen Ted Cruz.

Der Trick, von dem die Washington Post schreibt, ist nicht einmal, dass ein US-Präsidentschaftskandidat selbst die Wahrheit nur in Lügen verpackt aussprechen kann. Nein, Trump dominierte damit am Freitagvormittag erneut die Medien, verspätete sich um 90 Minuten, in denen US-Nachrichtensender immer wieder in die Reden seiner Unterstützer schalteten.

Während sie auf den Trump-Auftritt warteten, redeten sich die Politik-Experten im TV den Mund fusselig. Darüber, ob sich der Kandidat für das wohl wichtigste politische Amt der Welt qualifiziert, weil er sich von einer Verschwörungstheorie distanziert.

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