Koloss von Rhodos:Wunder gibt es immer wieder

In der Antike galt er als eines der Sieben Weltwunder, nun soll er wiederauferstehen: Ein deutscher Künstler plant den "Koloss von Rhodos" als Lichtskulptur.

C. Schlötzer

Nicht weniger als ein neues Weltwunder wird verheißen, und ein Beitrag zum Weltfrieden noch dazu. Ort des Wunders: Die griechische Insel Rhodos. Dort stand einst der spreizbeinige Koloss von Rhodos, gut 30 Meter hoch, die größte Bronzeskulptur jener Zeit und eines von sieben Weltwundern der Antike.

Koloss von Rhodos: Der Koloss von Rhodos in einer antiken Darstellung.

Der Koloss von Rhodos in einer antiken Darstellung.

(Foto: Foto: picture alliance/dpa)

Ein Erdbeben ließ die Figur des Sonnengottes Helios 226 vor Christus stürzen, nur 70 Jahre nach der Errichtung des kolossalen Monuments. Nun soll der Koloss wiederauferstehen - aus der Sonne selbst.

Der deutsche Lichtkünstler Gert Hof will den neuen Koloss von Rhodos als Lichtskulptur erstehen lassen. Hof, der schon zur Jahrtausendwende die Berliner Siegessäule illuminierte sowie die Akropolis in Athen, ist bekannt für pompöse Inszenierungen an geschichtsträchtigen Orten, seine Kunst hat deshalb manche Kontroverse ausgelöst; das Siegessäulen-Silvester-Spektakel wurde gar in die Nähe von Nazi-Licht-Spielen gerückt. Der Lichtmagier nannte seine Aktion völkerverbindend statt völkisch.

Auf Rhodos haben sich schon andere in der Vergangenheit mit der Idee verhoben, den sagenhaften Koloss erneut zu errichten. Die griechischen Archäologen zerpflückten jeden Vorschlag.

Kein Wunder: Weiß doch in Wirklichkeit keiner, wie der echte Koloss einst ausgesehen hat, alle Darstellungen stammen aus späterer Zeit. Niemand kann daher sagen, ob einst tatsächlich ein nackter Gott mit lockigem Haar breitbeinig über der Hafeneinfahrt stand, so dass alle Schiffe hindurchfahren mussten, wie es berühmte Bilder glauben machen wollen.

"Wir wollen keine Replik des antiken Mythos", sagt Asteris Koutoulas, der damit möglichen Koloss-Kritikern gleich den Wind aus den Segeln nehmen möchte. Der gebürtige Grieche Koutoulas fungiert als Manager des Künstlers Hof, dessen Koloss auf der Sonneninsel vielmehr ein "neuartiges Gebäude" von bis zu 100 Metern Höhe sein soll. Tagsüber soll sich das Hochhaus "mit der Sonne bewegen", so kündigt Koutoulas höchst geheimnisvoll an, und nachts soll die gespeicherte Sonnenenergie den neuen Koloss "zur größten Lichtskulptur der Welt" machen.

Mehr will Koutoulas noch nicht verraten. Auch keine Bilder, nicht einmal aus dem Computer, soll es von dem neuen Wunder geben, solange es noch ein Traumgebilde ist.

Wunder für den Fremdenverkehr erhofft

Den Bürgermeister der Stadt Rhodos, Hatzis Hatziefthimiou, haben Gert Hof und sein Team schon gewonnen. "Als Rhodite bin ich stolz, dass auf unserer Insel die Idee geboren wurde, der Welt ein neues Wunder zu schenken", schwärmt der Rathauschef, der auch hofft, dass der neue Koloss für den Fremdenverkehr Wunder wirken könnte. "Rhodos war einmal die Mutter des Mittelmeertourismus", sagt Koutoulas. Das ist lange vorbei, denn es gibt einfach zu viel Konkurrenz.

Auch Friedenskonferenzen und die Tagungen zur Förderung alternativer Energien sollen im neuen Kultur-Koloss Platz finden, wünschen sich dessen Förderer. Damit folgen sie durchaus dem Vorbild der Antike. So soll die Kolossalstatue einst aus dem Kriegsmaterial der Belagerer der Insel gegossen worden sein, nachdem es diesen nicht gelungen war, den Stadtstaat Rhodos zu besiegen - ein früheres Beispiel dafür, wie sich Schwerter zwar nicht in Pflugscharen, aber in Denkmäler verwandeln lassen. Schon in der antiken Literatur galt der Koloss jedoch auch als Beispiel für übertriebene Größe und Größenwahn.

Bescheidenheit ist auch die Sache der soeben in Köln gegründeten "New Colossus Peace Association" nicht, die nun erst einmal Sponsoren für den Sonnenlicht-Dom sucht. Sie hofft wohl, dass dies nicht zwölf Jahre dauern wird - so lange brauchte einst der Bronzegussmeister Chares von Lindos für seinen Koloss. Schon in zwei Jahren, so sagt Koutoulas, könnte Rhodos leuchten.

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