Trudering:Kompromiss bei der Unnützwiese

Trudering: Finger weg: Gegen eine Bebauung der Wiese protestieren die Truderinger mit Plakaten und auch bereits 683 Unterschriften.

Finger weg: Gegen eine Bebauung der Wiese protestieren die Truderinger mit Plakaten und auch bereits 683 Unterschriften.

(Foto: David-Pierce Brill)

"Totalverweigerung hilft nichts": Lokalpolitiker akzeptieren "Wohnen für alle", sofern der Bolzplatz erhalten bleibt

Von Julian Raff, Trudering

"Wir stehen hinter der Bürgerinitiative" beteuerte Stefan Ziegler (CSU) am Ende einer leidenschaftlichen, aber disziplinierten Debatte zur Zukunft der "Unnützwiese". Ihre Solidarität hatten da schon längst alle Fraktionen im Bezirksausschuss (BA) Trudering-Riem mehrmals bekundet - sowohl den rund 1000 Truderingern, die schriftlich gegen die Bebauung der Grünfläche an der Ecke Unnütz-/Bajuwarenstraße protestiert hatten, als auch den mehr als 100 anwesenden Bürgern. Geboten schien die Klarstellung den BA-Mitgliedern, darunter die Stadträte Sebastian Schall (CSU) und Herbert Danner (Grüne), da sie den Bürgern ihre Strategie der "Schadensbegrenzung" vermitteln mussten: Das Gremium leitet die 683, teils mehrfach unterschriebenen Protestnoten der Bürger an die Stadt weiter, schließt sich aber deren Forderung nach einer komplett frei gehaltenen Wiese nicht an.

Stattdessen fassten die Lokalpolitiker auf Antrag von SPD und CSU Beschlüsse, die den Bau von 55 Wohnungen im Programm "Wohnen für alle" auf einem Streifen längs der Bajuwarenstraße billigen, sofern der Erhalt des westlich gelegenen Bolzplatzes garantiert wird, etwa durch einen Bebauungsplan. Dies entspricht einem vor der Sommerpause in nichtöffentlicher Sitzung gestellten Änderungsantrag des CSU-Stadtrats Schall und seines SPD-Kollegen Ingo Mittermaier, der an der BA-Diskussion ebenfalls teilnahm. Grünen-Vertreter Danner hatte sich dem Antrag als Stadtrat seinerzeit angeschlossen und steuerte im BA nun einen einstimmig angenommen Ergänzungsantrag bei. Demnach soll die Stadt Grünflächen östlich des Horst-Salzmann-Wegs als Alternative prüfen.

Grundsätzlich hatte der Stadtrat den Bau von 3000 Kleinwohnungen für anerkannte Flüchtlinge und für sozial Benachteiligte bereits im März festgeklopft. Die Entscheidung für die Unnützwiese, nun einer von zehn Standorten, fiel dann im Juli in nichtöffentlicher Sitzung, wobei der Änderungsantrag die Bebauung auf einen 20-Meter-Korridor begrenzt. Wie die Anwohner und BI-Sprecher Clement Meier befürchten, wird dies schon deshalb nicht ausreichen, da keine Keller geplant sind - eine vielfach kritisierte Platzverschwendung, auch wenn die Nutzung auf 50 Jahre begrenzt bleiben soll. Zu knapp haben die Planer dagegen aus Bürgersicht den Parkraum angesetzt. Der reduzierte Stellplatzschlüssel (ein Platz für zehn Wohnungen) erhöhe den Parkdruck reihum.

Der Bolzplatz ist im städtischen "Spielflächenversorgungsplan" als "Ankerstandort" vermerkt, jedoch nicht als Sportfläche. Er könnte, wie viele seiner Nutzer befürchten, wegen Beschwerden der neuen Bewohner dicht gemacht werden. Mittermaier warnte vor einem entsprechenden Bebauungsplan, denn die nötigen Abstandsflächen fehlten. Der Raumanspruch der Neubauten ist demgegenüber kaum verhandelbar; er folgt aus dem Baugesetzbuch, das das Einfügen in die Umgebungsbebauung gebietet. Kaum weniger als über den drohenden Grün-Verlust ärgern sich die Truderinger über geheime Stadtratsdebatten, auch wenn die Nichtöffentlichkeit bei Grundstücksverkäufen, wie Mittermaier klar stellte, üblich ist.

Der SPD-Stadtrat warb noch einmal um Verständnis für den Kompromisskurs: "Totalverweigerung hilft im Stadtrat nichts, da werden wir Räte aus anderen Stadtteilen nicht überzeugen können". In der Mitte getroffen hatten sich Stadt und Bürger erst vor Tagen in Milbertshofen, wo sowohl ein Bolzplatz als auch eine "Wohnen-für-alle"-Baufläche verkleinert wurden. Dass auch sie einen Großteil ihrer Wiese opfern sollen, leuchtet den Truderingern dennoch nicht ein, zumal die Stadt noch vor wenigen Jahren gute Bauplätze an der Heinrich-Wieland-Straße an KFZ-Händler verkauft beziehungsweise verpachtet habe. "Weltstadt mit Herz für Autohändler statt für Kinder", klagte ein Anwohner.

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