Kino-Premiere:Die Kinder sollen's wissen

Moderator Willi Weitzel zeigt seinen Film für Sternsinger

Von Christina Hertel

Aweet läuft mit einem gelben Kanister auf dem Kopf durch die Steppe. Bei brütender Hitze, jeden Tag, eine halbe Stunde lang. Das Mädchen hat ein Ziel: Wasser. Denn einfach den Hahn aufdrehen, geht in ihrer Heimat, der Region Turkana im Nordwesten Kenias, nicht. Manchmal fällt dort Jahre lang kein Tropfen Regen. Willi Weitzel, der Moderator der Kindersendung "Willi will's wissen", hat einen Film über Aweet gedreht. Im Fernsehen läuft er nicht - er ist für die Kinder gedacht, die nächstes Jahr im Januar als Sternsinger von Tür zu Tür ziehen. Zum ersten Mal wurde der Film am Samstag im Kino am Isartor gezeigt - und mehr als 300 Sternsinger aus ganz Deutschland schauten zu.

Früher war Weitzel selbst Sternsinger, jetzt hat er schon den fünften Film für sie gemacht. Die Kinder sollen verstehen, für wen sie die Spenden sammeln und sich mit der Not der Menschen auseinandersetzen. Das funktioniert offenbar. Die Kinder seien motivierter, sie würden sich mit den Projekten mehr identifizieren - "sogar die Namen der Menschen aus dem Film merken sie sich", sagt Monika Roth. Sie organisiert für den Pfarrverband Altschwabing seit fast zehn Jahren das Sternsingen. Zwei, die beim nächsten Mal auch wieder mitlaufen, sind Sarah Eger und Nicole Janik, elf und zwölf Jahre alt. Gründe für ihr Engagement gibt es viele: Die Süßigkeiten, die man geschenkt bekommt. Die Gruppe, mit der es jedes Jahr wieder lustig ist. Und vor allem: die Menschen, denen man mit dem gesammelten Geld hilft. Ungerecht sei es, dass es ihnen so gut gehe und anderen so schlecht, meint Sarah. Und sie sagt auch: "Ich denke oft daran, wie viele Kinder auf dem harten Boden schlafen müssen." So wie die zehnjährige Aweet. Ihr Kinderzimmer ist eigentlich nur ein mit Ästen abgetrennter Bereich - ohne Dach. Sie schläft auf Kamelhaut, putzt sich mit einem kleinen Stöckchen die Zähne und färbt sich mit rotem Staub die Haare. Dass es den Menschen in der Turkana so schlecht geht, weil es dort immer weniger regnet, liegt am Klimawandel. Die Folgen spüren die Menschen in Kenia schon jetzt.

Simon etwa ist Fischer auf dem Turkanasee. Vier, fünf Fische zieht er aus dem Netz. "Mein Vater hat noch richtig viel gefangen", sagt er. "Jetzt aber regnet es nicht mehr und deshalb wird der Salzsee immer kleiner." Die Folge: Das Wasser wird salziger, die Fische sterben. Simon glaubt nicht, dass seine Kinder später von der Fischerei leben können, er schickt sie deshalb in die Schule, unter anderem für sie sammeln die Sternsinger im Januar. Der gesamte Erlös wird aber nicht nur nach Kenia gehen. "Die Projekte, die die Kinder in dem Film sehen, sind immer nur Beispiele", sagt Thomas Römer vom Kindermissionswerk, das die Spenden verteilt. 2016 sind 46,2 Millionen Euro zusammengekommen, damit wurden 1551 Projekte in 108 Ländern gefördert. Römers Ziel ist, dass die Kinder nicht nur "Spendensammler" sind. Sie sollen eine Botschaft verbreiten und sich mit ihr auseinandersetzen. Nach der Filmpremiere verschickt das Kindermissionswerk Materialen an die Pfarreien - zum Beispiel Arbeitshefte mit Liedern und Texten über Kenia. Doch trotz des großen Aufwands gehen die Zahlen der Sternsinger zurück. 330 000 sind es in ganz Deutschland, in den Achtzigerjahren waren es laut Römer noch 500 000. Vielleicht weil die Kinder heute mehr Stress hätten, auch in der Freizeit, sagt Monika Roth. In ihrem Pfarrverband etwa wird nur noch am 6. Januar gesammelt - vorher seien zu viele Kinder im Skiurlaub oder bei der Oma.

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