Energiesparen:So wird Heizen billiger

Verbraucher können Hunderte Euro beim Heizen sparen. Einfache Tricks können sogar mit mehr Komfort verbunden sein.

Von Christoph Behrens

Der niedrige Ölpreis lässt die Förderländer ächzen, doch für Mieter und Hauseigentümer ist der Preisverfall ein Segen: Laut dem bundesweiten "Heizspiegel" bezahlten Bewohner einer 70 Quadratmeter großen Wohnung im Jahr 2014 im Schnitt 880 Euro für Wärme, zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Die Daten für 2015 sind noch nicht ausgewertet, allerdings ist der Ölpreis zwischenzeitlich noch weiter gefallen.

Die Entwicklung verdeckt jedoch, wie viel Energie Verbraucher selbst einsparen können, ganz ohne sich um die Preise an den Börsen zu sorgen. Zwischen 70 und 90 Prozent des gesamten Energieverbrauchs eines Gebäudes entfallen auf das Heizen - Bewohner können daher schon mit einfachen Maßnahmen teils mehrere Hundert Euro pro Jahr sparen. "Grundsätzlich gilt: Jedes Grad Raumtemperatur weniger spart sechs Prozent Heizenergie", sagt Andreas Braun vom Portal co2online.de, das den Heizspiegel mitentwickelt hat. Allzu brachial sollte man dabei aber nicht vorgehen. "Wenn das Mauerwerk einmal auskühlt, muss man anschließend mehr heizen, um es warm zu kriegen", sagt Braun. Zudem gedeihe auf kalten Wänden Schimmel besser - dieses Gesundheitsrisiko sollte man nicht eingehen.

Schwachstellen in der Wohnung aufspüren

Um Geld zu sparen, muss man die Familie nicht frieren lassen, schon kleine Verhaltensänderungen können wirken. So hilft es nachts, die Jalousien herunterzulassen, um Wärmeverluste zu minimieren. Selbst Vorhänge halten viel Wärme im Zimmer. Ob ein hoher Energieverbrauch schlecht gedämmten Fenstern geschuldet ist, lässt sich einfach mit einem Teelicht überprüfen. Stellt man die Kerze aufs Fensterbrett und die Flamme flackert, so ist das ein Hinweis auf eine starke Luftzirkulation und damit eine schlechte Dämmung. Hier können Isolierbänder für Fenster aus dem Baumarkt helfen. Noch exakter als mit einer Kerze lassen sich Lecks mit Thermobildkameras aufspüren, die Wärmestrahlen für das Auge sichtbar machen. Vereine wie der Bund der Energieverbraucher verleihen die Geräte gegen eine Gebühr.

Ein großer Posten auf der Energiekosten-Abrechnung ist Warmwasser - auch hier wird viel Energie verschwendet. Sparduschköpfe mischen dem warmen Wasser Luft bei und senken den Verbrauch ganz erheblich; gute Geräte gibt es schon ab 20 Euro aufwärts. Energieexperte Braun empfiehlt zudem programmierbare Thermostate. Die Regler steuern Heizkörper sehr genau, zudem kann eingegeben werden, wann geheizt werden soll und wann nicht. Wird etwa das Badezimmer nur von sieben bis neun Uhr beheizt anstatt wie bisher rund um die Uhr, spart das naturgemäß Energie. "Wenn man morgens in das schon warme Bad kommt, ist das sogar eher ein Komfortgewinn", sagt Braun. Allerdings sei dafür auch eine gewisse Regelmäßigkeit im Verhalten nötig. Ändert sich der Tagesablauf häufig, so wird es schwieriger, die Thermostate richtig einzustellen.

Noch mehr Möglichkeiten als Mieter haben Hauseigentümer. Anfangen sollten sie dabei ganz unten - im Keller. Wenn es dort zu warm ist, "dann ist das ein Zeichen, dass etwas nicht stimmt, dass viel Wärme von den Heizungsrohren abstrahlt", sagt Braun. Diese Rohre könne man selbst isolieren, mithilfe von speziellen Schläuchen aus dem Baumarkt.

Die Heizanlage selbst sollte hingegen nur ein Profi optimieren. Er kann alle Komponenten von Pumpe bis zum Heizkessel effizient einstellen. Die Kosten dafür betragen in der Regel zwischen 500 und 800 Euro. Noch bis 2020 übernimmt der Staat 30 Prozent der Nettokosten dieser Maßnahme. In einer Beispielrechnung mit 125 Quadratmeter Wohnfläche ergibt das eine jährliche Einsparung von 94 Euro. Bei einem Zuschuss in Höhe von 164 Euro hat sich die Verbesserung damit nach rund fünf Jahren ausgezahlt. Das Portal co2online hat verschiedene Energiespar-Checks entwickelt, mit denen Verbraucher anhand ihrer Wohnsituation ermitteln können, welche Neuerung sich bei ihnen lohnt.

Auf den Preisverfall fossiler Energieträger sollte man jedenfalls nicht allein setzen, um Kosten zu sparen, wie das Beispiel Erdgas zeigt. So fiel zwar auch der Erdgaspreis im Jahr 2015 um 17 Prozent, doch kam diese Einsparungen bei den Verbrauchern kaum an. Stattdessen strichen die Versorger die Mehreinnahmen von 1,3 Milliarden Euro ein.

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