Tag der deutschen Einheit:Dresden, die anhaltend sonderbare Stadt

Die wichtigsten Ereignisse 2015 in Sachsen

Pegida-Demonstranten in Dresden.

(Foto: dpa)

Schlecht gelaunte Pegidisten, Debattenkater und dann auch noch Sprengstoffanschläge. Wie sich die Stadt Dresden vor der großen Feier zum Tag der Deutschen Einheit anfühlt.

Von Cornelius Pollmer

Vor Jahren sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Einspieler der Sendung "Bericht aus Berlin" einen interessanten Satz. Merkel wurde zum Stand der Einheit befragt und sie antwortete: "Die Deutsche Einheit ist gelingbar".

Gelingbar, das klingt auch nach: noch nicht zu Ende gelungen. Gelingbar, das klingt nach einem Zwischenstand und wie dieser aussieht, dass kann man sich in diesem Jahr in Dresden anschauen, wo seit diesem Samstag die zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit laufen.

Als der Schriftsteller Umberto Eco einst Dresden besuchte, da fiel ihm bei den Bürgern dieser Stadt eine Besonderheit auf. Die Dresdner, schrieb Eco, sie "fragen einen gar nicht, ob einem die Stadt gefällt. Sie sagen es einem." Wenn man nun selber Dresdner Bürger ist, dann fällt einem bei dem Zitat Ecos eine Besonderheit auf: Er hat - leider? - recht.

Die Dresdner haben ein übertriebenes Verhältnis zu ihrer eigenen Stadt und daraus lässt sich in gewisser Weise auch erklären, wie sehr der Taumel sie schmerzt, in den hier alles seit dem Aufkommen von Pegida geraten ist. Die Pegidisten laufen immer noch, obwohl ihnen auf demokratischem Wege inzwischen mit der AfD inzwischen ja auch ein parlamentarisches Angebot gemacht worden ist. Die Diskussionsfreudigen sind des Diskutierens allmählich müde geworden, irgendwann muss es ja auch mal weitergehen.

Die Stadt hat noch keinen neuen Puls gefunden, und ausgerechnet da wird das uneinige Dresden zum Schauplatz für die Feiern zum Tag der Einheit. Und ausgerechnet davor knallen auch noch zwei Sprengsätze in die Dresdner Nacht, einer davon am Eingang einer Moschee.

Die SZ hat Dresden in den Tagen vor der großen Feier erkundet, viele Orte besucht und viele Menschen getroffen. Entstanden ist das Porträt einer anhaltend sonderbaren Stadt.

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