Einzelhandel:Die Geschäfte in der Münchner Fußgängerzone laufen schlechter

Einzelhandel: Nicht nur an Regentagen lässt die Kauffreude in der Fußgängerzone deutlich nach, die Umsatzkurve zeigt nach unten.

Nicht nur an Regentagen lässt die Kauffreude in der Fußgängerzone deutlich nach, die Umsatzkurve zeigt nach unten.

(Foto: Robert Haas)
  • Der Modehandel ist deutschlandweit hinter seinen Erwartungen geblieben.
  • Für den September zeigt die Umsatzkurve stark nach unten.
  • Das Kaufhaus Ludwig Beck ist in München dabei offenbar keine Ausnahme.

Von Christian Gschwendtner

Fast wäre die Meldung untergegangen im Trubel um das letzte Wiesnwochenende. Ausgerechnet den vergangenen Samstag hat sich die Ludwig Beck AG ausgesucht für eine Mitteilung, die es in sich hat: Um zwölf Prozent schrumpfte der Konzernumsatz im dritten Quartal, war da überraschend zu lesen. Schuld sei das "heiße Wetter" im August und September.

Und die Angst vor Anschlägen. Bei Ludwig Beck führt man die gesunkene Konsumfreude auf eine weniger frequentierte Innenstadt nach den Attentaten von Paris, Brüssel und Nizza und nach dem Amoklauf im Münchner Olympia-Einkaufszentrum zurück. Das erhoffte Sommergeschäft ist jedenfalls ausgeblieben. Stattdessen muss der Konzern nun eine Gewinnwarnung aussprechen.

Das Kaufhaus am Marienplatz ist offenbar keine Ausnahme. Wolfgang Fischer von der Werbegemeinschaft City Partner hat beobachtet, dass es bei der Konkurrenz ganz ähnlich aussieht. Als Geschäftsführer von City Partner vertritt er die Interessen aller Innenstadt-Kaufleute und hat so einen guten Einblick, wenn es um das Geschäft der notorisch verschwiegenen Kaufhäuser geht.

Wer nicht wie Ludwig Beck an der Börse notiert ist - und das ist die große Mehrzahl - lässt sich ungern in die Bilanzen schauen. Da passt es gut, dass sich von den anderen großen Kaufhäusern keiner zu der Negativnachricht aus dem Hause Beck äußern will. Die Hirmer-Pressesprecherin bittet um Verständnis. Über Geschäftsergebnisse spreche man grundsätzlich nicht.

Wolfgang Fischer ist sich hingegen sicher: Der aktuelle Umsatzrückgang ist beileibe "kein Ludwig-Beck-Phänomen". Alle seien betroffen. Und die Statistiken geben ihm recht. Ein Blick auf die repräsentativen Umsatzzahlen, die der Branchendienst Textilwirtschaft Woche für Woche veröffentlicht, reicht dafür aus. Für den September zeigt die Umsatzkurve stark nach unten. Im Schnitt um 16 Prozent ist der Modehandel deutschlandweit hinter seinen Erwartungen geblieben. "Das Herbstgeschäft läuft auf Sparflamme", heißt es in der Branche.

Die Übernachtungszahlen verheißen nichts Gutes

Schwieriger wird es, wenn man nach den konkreten Ursachen für das darbende Geschäft sucht. Ob am Ende das schlechte Wetter oder doch ein diffuses Angstgefühl den Ausschlag gegeben hat, will niemand sagen. Auch Wolfgang Fischer nicht. "Die Kausalität ist wahnsinnig schwierig", sagt der Geschäftsführer von City Partner. Aufhorchen lassen haben ihn allerdings die Münchner Übernachtungszahlen für den Monat Juli.

Gerade sind sie veröffentlicht worden. Und sie verheißen nichts Gutes: Die traditionell münchenverliebten Amerikaner buchten zum Beispiel weniger Hotels. Aus Italien, den Niederlanden, Russland, Großbritannien oder Japan gibt es sogar Rückgänge im zweistelligen Bereich zu vermelden. Das alles kann nicht ohne Wirkung auf den Einzelhandel bleiben. Wolfgang betont jedoch, dass der OEZ-Amoklauf nur bedingt als Erklärungsmuster für die fehlende Reiselust tauge. Schließlich habe der sich erst Ende Juli ereignet.

Noch deutlicher wird André Garcia. Der Marketingchef vom Haushaltswarenkaufhaus Kustermann findet es bedenklich, wenn jetzt ein Zusammenhang zwischen angeblicher Terrorangst und gesunkener Shopping-Laune hergestellt wird. In seinen Augen hat es den nie gegeben.

Baustelle am Viktualienmarkt macht Kustermann zu schaffen

Garcia erinnert an den Abend des 22. Juli, als die Lage in der Innenstadt wegen all der Falschmeldungen noch unübersichtlich war und 200 Passanten bei Kustermann Schutz suchten. Am nächsten Tag war der Laden trotzdem voll. So gut wie keine Umsatzeinbußen habe es gegeben, sagt Garcia. "Das war das deutlichste Zeichen." Die Leute sind trotzdem zum Einkaufen gegangen. Oder genau deswegen.

Aktuell ist es weniger das allgemeine Unbehagen, das Kustermann zu schaffen macht. Sondern eher die Baustelle vor dem Haupteingang am Viktualienmarkt. Sie schrecke Laufkundschaft ab, heißt es. An den anderen Eingängen laufe es dagegen wie gehabt: "Alles im grünen Bereich", sagt Garcia. "Wir hatten schönstes Wetter, da kann man es den Münchnern nicht verübeln, wenn sie lieber am Badesee sitzen."

Aus Kustermann-Sicht lassen sich die leeren Innenstädte mit der allgemeinen Wetterlage erklären. Als Verkäufer von Pfannen und Töpfen hat man es da leichter. "Töpfe und Pfannen werden immer gebraucht", sagt Marketingprofi Garcia.

Diese Sicht deckt sich mit der Einschätzung des Marktforschungsinstituts GfK. Dort stellte man gerade erst fest, dass die Anschläge von Würzburg und Ansbach zu keinerlei Zurückhaltung im Kaufverhalten geführt hätten. Nur das Brexit-Votum sorgte offenbar kurz für Verunsicherung. Im September stieg die Kauflaune dagegen wieder an.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: