Planungen:Neue Großmarkthalle soll deutlich teurer werden

Planungen: Auf 40 000 Quadratmetern sollen in der neuen Großmarkthalle die Lager- und Verkaufsflächen auf einer Ebene liegen. Simulation: Ackermann Architekten

Auf 40 000 Quadratmetern sollen in der neuen Großmarkthalle die Lager- und Verkaufsflächen auf einer Ebene liegen. Simulation: Ackermann Architekten

  • Die neue Großmarkthalle soll ein Glanzstück werden - doch offenbar wird sie teurer als zunächst gedacht.
  • Auf bis zu 200 Millionen Euro sollen die geschätzten Kosten gestiegen sein.
  • Die Stadt allerdings ist nicht willens, großzügige Finanzbeiträge zu leisten.

Von Dominik Hutter

Elegant sieht sie ja aus, wenn auch bisher nur auf dem Papier: mit großen Glasflächen, einer spektakulär gezackten Dachkonstruktion und wohltuend wenigen Stützen im Innenraum. Münchens neue Großmarkthalle soll ein architektonisches Glanzstück werden, trotz ihrer beeindruckenden Länge von mehr als einem halben Kilometer. Nur: Bezahlbar muss sie sein, und da treiben die Rathaus-CSU inzwischen ernsthafte Sorgen um.

Auf 180, im ungünstigen Fall sogar bis zu 200 Millionen Euro sollen die geschätzten Kosten gestiegen sein, haben die Politiker erfahren. Bislang war von etwa 120 Millionen die Rede. "Wir wollen eine neue Großmarkthalle", beteuert CSU-Fraktionschef Hans Podiuk. "Das geht aber nur, wenn bei den Planungen kräftig abgespeckt wird." Die Schallgrenze müsse bei etwa 100 Millionen Euro liegen.

Zeit für Änderungen wäre durchaus, noch dienen die Warnungen aus dem Rathaus als Frühwarnsystem. Denn der zuständige Kommunalreferent Axel Markwardt will die Pläne für die neue Großmarkthalle erst im dritten Quartal 2017 in den Stadtrat einbringen. "Wir sind momentan noch mitten im Arbeitsprozess", versichert Boris Schwartz, der Chef der Münchner Markthallen. Der einstige Grünen-Stadtrat ist zuversichtlich, dass die Vorgaben des Stadtrats eingehalten werden können. Aktuell gehe es darum: "Was braucht es und was nicht." Schwartz ist überzeugt, "dass wir eine Lösung hinbekommen".

Das wird im Rathaus auch erwartet. Wie Podiuk zeigt auch SPD-Fraktionschef Alexander Reissl wenig Bereitschaft, größere Summen aus der Stadtkasse nachzuschießen. Notfalls müsse der Architekt eben "abspecken, reduzieren, städtische Extras wie begrünte Dächer rausschmeißen". Der Entwurf des Münchner Büros Ackermann, das vor einem Jahr bei einem Wettbewerb den Zuschlag erhielt, sei "relativ üppig" ausgefallen. Zahlen kennt Reissl bislang allerdings nicht, die Behörden hätten nicht Alarm geschlagen. Auch den Grünen ist bislang nichts über eine Kostenexplosion bekannt. Stadtrat Herbert Danner hält aber zunächst am grundsätzlichen Ja zum Neubau der Großmarkthalle fest.

Für die Markthallen-Betreiber können gravierende Kostensteigerungen sehr unangenehm werden. Denn eigentlich hat das Rathaus gar nicht vor, großzügige Finanzbeiträge zu leisten. Geplant ist ein "ganz wesentlicher Refinanzierungsbeitrag" der Nutzer, also der Händler, die dann mehr Pacht für ihre Stände zahlen müssten. Das ist aber nur in begrenztem Umfang möglich, auch die Händler können finanziell keine allzu großen Sprünge machen.

Mehrere Optionen - nicht alle wünschenswert

Denkbar ist zudem der Verkauf nicht mehr benötigter Grundstücke auf dem Sendlinger Großmarktgelände - die Flächen der Hallen 2 bis 4 etwa, die man abreißen könnte. Die denkmalgeschützte Halle 1 im Nordwesten des Areals soll hingegen stehen bleiben. Streng genommen gehören diese Flächen allerdings nicht den Markthallen, sondern direkt der Stadt München. Ein detailliertes Finanzierungskonzept gibt es noch nicht, es ist Teil der aktuell laufenden Planungen.

Es gilt allerdings aus Rathaus-Sicht nicht als sakrosankt, zumindest bei kleineren Fehlbeträgen in die Bresche zu springen. Einen neuen Riesenposten will man sich aber nicht ans Bein binden. In den kommenden Jahren sind ohnehin Investitionen in Milliardenhöhe geplant - von Schulen über Kindertagesstätten und neue U-Bahnen bis hin zum neuen Volkstheater und der Gasteig-Sanierung.

Was aber wäre, wenn die Kosten komplett aus dem Ruder laufen, die Händler nicht mehr zahlen können und die Stadt nicht bluten will? Zwei (politisch allerdings unerwünschte) Szenarien gibt es im Rathaus bereits: die Verlagerung der Großmarkthalle an eine komplett andere Adresse - das böte die Möglichkeit, die lukrativen Sendlinger Flächen zu bebauen. Oder sogar der komplette Verzicht auf die Institution. Reissl schätzt, dass nicht einmal zehn Prozent des Münchner Obsts und Gemüses tatsächlich noch in der Großmarkthalle gehandelt werden.

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