Frauengesundheit:Zweifel an der Pflanzenkur für die Wechseljahre

Frauengesundheit: Soja enthält von Natur aus eine Substanz, die Östrogen ähnelt. Extrakte aus den Bohnen werden gegen Wechseljahresbeschwerden angeboten.

Soja enthält von Natur aus eine Substanz, die Östrogen ähnelt. Extrakte aus den Bohnen werden gegen Wechseljahresbeschwerden angeboten.

(Foto: Weimer Carvalho/dpa)

Pflanzliche Östrogene werden als sanfter Schutz vor Beschwerden in den Wechseljahren gehandelt. Allerdings ist der Effekt kaum nachgewiesen. Dafür sind Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen.

Von Berit Uhlmann

Sie werden als sanfte Alternative zur "Hormonpille" vermarktet: Pflanzenöstrogene zielen auf Frauen in den Wechseljahren, die die Risiken der Hormonersatztherapie fürchten. Phytoöstrogene kommen vor allem in Sojabohnen, Sprossen und Leinsamen vor. Präparate mit diesen Substanzen werden als wahre Anti-Aging-Mittel gehandelt, die gleich einer ganzen Reihe von Altersleiden vorbeugen sollen. Wie fragwürdig diese Annahmen sind, zeigen niederländische Forscher in einem Überblicksartikel (British Journal of Pharmacology).

Zwar fanden die Pharmakologen um Ivonne Rietjens Studien, wonach die Pflanzenpräparate die typischen Menopausen-Symptome lindern können. Hitzewallungen und Osteoporose nahmen demnach ab. Doch genauso gibt es auch Analysen, die nur schwache oder gar keine Effekte feststellen konnten. Unklar bleibt auch der potenzielle Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes und kognitiven Einbußen, die mit den Wechseljahren zunehmen. Die Autoren ziehen daher das Fazit: "Die positiven Effekte sind nicht so sicher bewiesen, dass sie die potenziellen Nebenwirkungen überwiegen würden".

Klinische Studien konnten das Risiko nicht belegen

Als mögliche Nebenwirkungen werden Brust- und Gebärmutterkrebs diskutiert. Allerdings liegen auch hierfür keine handfesten Beweise vor. Tierversuche und epidemiologische Analysen sprechen für eine erhöhte Krebsgefahr. Klinische Studien konnten das Risiko nicht belegen. Allerdings waren sie auch nicht darauf ausgelegt, die langfristige Sicherheit der Präparate nachzuweisen, schreiben die Pharmakologen. Sie führen die inkonsistenten Ergebnisse darauf zurück, dass die hormonähnlichen Wirkungen komplex sind. Sie hängen offenbar auch vom Alter, dem allgemeinen Gesundheitszustand und sogar von der Darmflora der Frauen ab.

Die Hormonersatztherapie hilft bei Hitzewallungen und Osteoporose, sie steht allerdings im Verdacht, Brustkrebs zu begünstigen. Aus diesem Grund raten die meisten Frauenärzte heute dazu, Nutzen und Risiken sorgfältig und individuell abzuwägen. Eine sinnvolle Empfehlung für die Phytoöstrogene lässt sich dagegen mit den Worten des britischen Komplementärmediziners Edzard Ernst zusammenfassen: "Der beste Rat ist, sehr vorsichtig zu sein und die regelmäßige Einnahme von Pflanzenöstrogenen zu vermeiden - besonders in hoch dosierter Form."

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