Prozessbeginn im Mordfall Hannah:Grausiges Geständnis

Drei Monate nach dem gewaltsamen Tod der 14 Jahre alten Hannah hat der 25-jährige Angeklagte gestanden, das Mädchen vergewaltigt und erstochen zu haben. Er habe wissen wollen, wie es sei, Sex mit einer Frau zu haben.

Mit einem umfassenden Geständnis des Angeklagten hat am Dienstag der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder der 14-jährigen Hannah aus Königswinter begonnen. Der 25-jährige Zdenek H. gab vor dem Bonner Landgericht zu, die Schülerin am Abend des 29. August unweit ihres Elternhauses vergewaltigt und anschließend mit einem Messer ermordet zu haben.

Prozessbeginn im Mordfall Hannah: Zdenek H.: Keine Erklärung für die Bluttat

Zdenek H.: Keine Erklärung für die Bluttat

(Foto: Foto: ddp)

Mit leiser, teils kaum verständlicher Stimme schilderte er den Tathergang in allen Einzelheiten. Das Mädchen war Ende August auf dem Heimweg verschwunden, seine Leiche war fünf Tage später in einem Gebüsch gefunden worden.

Unter großem Zuschauer- und Medienandrang wurde zunächst die Anklage verlesen, die dem Mann Mord, Vergewaltigung, Nötigung und Freiheitsberaubung vorwirft. Aus dem voll besetzten Zuschauerraum waren Schluchzer zu hören. Aus Sorge vor möglichen Angriffen auf den 25-Jährigen war die Anklagebank im Schwurgericht mit Panzerglasscheiben gesichert.

Eine Erklärung für die Bluttat konnte der Angeklagte bei seiner Befragung durch das Gericht nicht liefern. Der Homosexuelle gab lediglich an, vor der Tat sei ihm der Gedanke gekommen, eine Frau zu vergewaltigen. Dem nicht vorbestraften Mann droht lebenslange Haft. Das Verbrechen an der 14-Jährigen in der Kleinstadt bei Bonn hatte im Spätsommer bundesweit für Entsetzen gesorgt.

Nach eigenem Geständnis lauerte H. der ahnungslosen Schülerin am Tatabend an einer Straßenbahn-Haltestelle in Königswinter-Oberdollendorf unweit ihres Elternhauses auf, fesselte ihre Hände und klebte ihren Mund mit Klebeband zu. Er vergewaltigte sie in einem geparkten Bus auf einem benachbarten Abstellpatz und brachte sie gegen Mitternacht um. Die Leiche wurde fünf Tage später von Beamten einer Einsatzhundertschaft gefunden.

Der selbstständige Fahrzeugreiniger wurde am 12. September festgenommen, nachdem ihm die Ermittler durch eine freiwillig abgegebene Speichelprobe auf die Spur gekommen waren. H. schilderte die Tat vor Gericht betont distanziert. Er legte sein detailliertes Geständnis hinter Panzerglasscheiben ab, die aus Sicherheitsgründen vor der Anklagebank errichtet worden waren. Nach seinen Angaben kannte er sein Opfer vorher nicht.

Als er Hannah an der Haltestelle überwältigte, bedrohte er sie nach eigenen Angaben mit den Worten: "Wenn du schreist, bringe ich dich um." Die 14-Jährige bat ihn demnach vor der Tat: "Lass mich laufen, meine Mutter wartet auf mich."

Nachdem er das Mädchen gegen 20.30 Uhr an der Haltstelle in seine Gewalt gebracht hatte, wartete Zdenek H. nach eigenem Geständnis rund eine Stunde, bis auf dem Abstellplatz für Busse Ruhe eingekehrt war. Anschließend habe er die 14-Jährige in dem Bus vergewaltigt und anschließend erneut rund eineinhalb Stunden mit seinem zitternden Opfer gewartet. "Dann habe ich beschlossen, dass ich sie töten muss", sagte H. vor Gericht.

Auf Nachfrage des Gerichts schilderte H. zum Prozessauftakt grauenerregende Details der Tat. Nachdem er den Bus mit Hannah verlassen hatte, versetzte er der Schülerin demnach zunächst mit voller Wucht mehrere Stiche in Bauch und Rücken. Dann habe er das Klebeband vom Mund seines Opfers entfernt, worauf Hannah geschrieen habe. Daraufhin habe er die 14-Jährige "an den Haaren gepackt und den Hals durchschnitten".

Die Leiche legte er anschließend in einem dichten Gebüsch ab, breitete Laub über die Tote aus und übergoß sie mit Diesel. Damit habe er den Leichengeruch überdecken wollen, sagte der 25-Jährige. Zdenek H. betonte, er habe nach der Tat keine Fluchtgedanken gehabt. Als er am 5. September im Zuge der polizeilichen Mordermittlungen seine Speichelprobe abgegeben habe, sei er davon ausgegangen, "dass sie mich verhaften".

Auf die Frage, ob der zur Tatzeit in einer homosexuellen Beziehung lebende Angeklagte eine Erklärung für die Tat habe, antwortete der 25-Jährige: "Nein." Für den Prozess hat das Bonner Landgericht nur drei Verhandlungstage angesetzt. Bereits am Mittwoch soll das Verfahren mit der Vernehmung weiterer Zeugen fortgesetzt werden. Dabei will das Gericht auch den Vater von Hannah befragen. Ebenfalls für Mittwoch sind die Plädoyers geplant. Das Urteil wird für den 6. Dezember erwartet. Offen blieb zu Prozessbeginn, ob der Angeklagte auch mit der Feststellung der besonderen Schuldschwere durch das Gericht rechnen muss. In diesem Fall wäre eine mögliche vorzeitige Haftentlassung des Mannes nach 15 Jahren ausgeschlossen.

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