WM-Qualifikation in Südamerika:Selbst ein kranker Vidal grillt Chiles Gegner

WM-Qualifikation in Südamerika: Schräg, aber gut: Chiles Doppel-Torschütze Arturo Vidal (links).

Schräg, aber gut: Chiles Doppel-Torschütze Arturo Vidal (links).

(Foto: Martin Bernetti/AFP)
  • In der WM-Qualifikation Südamerikas gewinnt Chile 2:1 gegen Peru, obwohl mehrere Spieler sich den Magen verdorben hatten.
  • Arturo Vidal wird mit zwei Treffern wieder einmal zum Held seines Landes.

Von Javier Cáceres

Das höchste Lob für Rey Arturo kam vom einzigen Mann, der ihm in der chilenischen Nationalelf hierarchisch übergeordnet ist: Kapitän Claudio Bravo von Manchester City. Und es hörte sich an, als wollte Bravo einer Legende huldigen. "Er hat nicht trainieren können. Er war krank. Und doch hat er gespielt, um zu gewinnen. Ich ziehe den Hut vor ihm. Er spielt nicht von ungefähr bei einer der besten Mannschaften der Welt", sagte Bravo und meinte: Arturo Vidal vom FC Bayern München.

Zwei Tore hatte "Rey Arturo" zuvor gegen Peru im Nationalstadion von Santiago erzielt. Er hatte damit nicht nur die Zahl seiner Länderspiel-Tore auf 20 erhöht, sondern vor allem für einen 2:1-Sieg gesorgt, der Chiles Chancen auf die Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland wahrte. Nationaltrainer Juan Antonio Pizzi war hörbar erleichtert: "Alles andere als ein Sieg wäre für unsere Ambitionen tödlich gewesen."

Wohl wahr. Die Chilenen haben in der bisherigen WM-Qualifikationsrunde Südamerikas viel dafür getan, das in den vergangenen Jahren mühsam erstrittene Prestige zu zertrümmern. Der Sieg gegen Peru war erst der vierte in zehn Spielen, vier Partien gingen verloren. Die Chilenen, die nun auf dem siebten Tabellenplatz firmieren, können von Glück sagen, dass die von Brasilien souverän angeführte Qualifikationsgruppe so ausgeglichen ist.

Die direkte Qualifikation ist bei acht ausbleibenden Spielen nur drei Punkte entfernt, sogar Argentinien schwächelt. Der WM-Finalist von 2014 verlor ohne seinen verletzten Kapitän Lionel Messi vom FC Barcelona gegen Paraguay (0:1), Stürmer Sergio Kun Agüero (Manchester City) verschoss einen Elfmeter. "Wir sehen kein Licht", klagte Aushilfskapitän Javier Mascherano, dessen Team bloß auf dem Relegationsplatz fünf liegt - zwei Ränge vor den Chilenen, die nach dem Sieg gegen Peru mit ihren Kritikern abrechneten.

So wetterte der frühere HSV-Retter Marcelo Díaz, der nun bei Celta de Vigo in Spanien spielt, gegen die "Wendejackenträger" des langen Landes, die bei Siegen aufs Schiff springen und wieder weg seien, wenn Wind weht. Es ärgerte ihn vor allem, dass das Stadion nicht voll war. Aus Mangel an Zuschauern geriet ein Mosaik auf den Tribünen zu einem peinlichen Fiasko; ein Spruch, der den Südamerika-Champions huldigen sollte, konnte nicht komplettiert werden.

Der Nationaltrainer wollte zurücktreten

Trainer Pizzi wiederum enthüllte überraschend, dass er am Morgen sein Amt zur Verfügung gestellt hatte, unter Verzicht auf eine finanzielle Entschädigung. Verbandsboss Arturo Salah sagte nach dem Sieg gegen Peru, Pizzi bedürfe keiner Rückendeckung. Gleichzeitig äußerte er Verständnis für Pizzis Frust: "Es sind viele verzerrte Informationen im Umlauf."

Als Torjäger vertritt Vidal den Hoffenheimer Eduardo Vargas

Salah bezog sich damit unter anderem auf Medienberichte, die Pizzi der Plan- und Verantwortungslosigkeit bezichtigen. Chiles Nationalspieler hatten es vor der Partie gegen Peru an der nötigen Askese mangeln lassen. Bei einem Grillnachmittag im Mannschaftsquartier sollen "die Normen nicht eingehalten" worden sein, zitierte der Verbandschef die Presseberichte, über die er sich geärgert hatte.

Aber die Probleme waren wohl eher hygienischer Natur: Vor dem Spiel gegen die Peruaner hatten sich gleich mehrere Spieler krankgemeldet, unter ihnen Vidal, mit Grippe-Symptomen und Verdauungsproblemen. Das war den Spielern aber nicht mehr anzumerken, als sie auf den Platz stürmten - und die Peruaner auseinandernahmen. Vor allem wegen des omnipräsenten Vidal.

Zusammen mit Díaz und dem Leverkusener Charles Aránguiz dominierte Vidal das Mittelfeld und vertrat auch Hoffenheims Eduardo Vargas als Torjäger. Erst traf Vidal per Kopf zur Führung (10.), dann schoss er nach dem Ausgleich durch den Peruaner Edison Flores mit einem famosen Linksschuss aus 18 Metern das 2:1. Zwanzig Minuten zuvor war Vidal noch brutal umgeknickt. Doch das hielt ihn nicht auf. "Für dieses Trikot", sagte Vidal, "gebe ich alles."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: