Kloster Beuerberg:Der letzte Blick in eine geheime Welt

Die Pforten sind noch bis Sonntag geöffnet: Zehntausende haben die Ausstellung über das abgeschiedene Leben der Schwestern besucht - und sie soll weitergehen.

Von Felicitas Amler

Christoph Kürzeder ist überzeugt davon, dass Kloster Beuerberg ein Ort ist, der auch auf Menschen ohne ausgeprägt religiöse Orientierung eine Faszination ausübt: "Ich muss hier kein Credo sprechen", sagt der Direktor des Diözesanmuseums Freising und geistige Vater der weit überregional beachteten Ausstellung "Klausur - Vom Leben im Kloster", die an diesem Sonntag nach fünf Monaten endet.

Die überwältigende Resonanz scheint Kürzeder Recht zu geben: Mehr als 43 000 Besucher in diesem zuvor touristisch unentdeckten Dorf - das sind wohl nicht nur tief gläubige Katholiken gewesen. Der Museumsdirektor glaubt, dass das Kloster, dessen letzte Schwestern vor zwei Jahren in Altenheime gezogen sind, eine Art Lernort der menschlichen Existenz ist: "Die Leute kommen hier auf eine andere Weise zum Nachdenken als sonst." Seine Schlüsselworte dafür sind "Emotion und Erkenntnis".

Und genau darauf will Kürzeder mit seinem Team aufbauen, wenn das Kloster im kommenden Jahr, nach etwa sechs Monaten Winterschlaf, zu neuem Leben erweckt wird: mit der Fortsetzung der Ausstellung in überarbeiteter Form und mit einem vertieften Rahmenprogramm, das zur Auseinandersetzung über Grundfragen der Menschen einlädt. "Es gibt hier ein hohes Potenzial, mit den Leuten, die kommen, zu diskutieren", sagt er. Ein Blick auf eine Befragung, die auch eine Verbeugung vor den Salesianerinnen ist, bestätigt dies. Die Schwestern nutzten einst für wichtige Abstimmungen getrocknete Bohnen, und dieselbe Möglichkeit haben die Ausstellungsmacher den heutigen Besuchern gegeben. Die Frage, warum Beuerberg für sie ein besonderer Ort sei, konnten sie beantworten, indem sie eine Bohne in das Kästchen ihrer Wahl steckten. Eine der sieben Schachteln quillt schon beinahe über, sie trägt die Aufschrift: ". . . weil mich so eine Ausstellung berührt und mir besondere Erkenntnisse ermöglicht".

Von der Stille und Besinnlichkeit, die viele Besucher im Kloster gesucht und geschätzt haben, war in den Endspurtwochen allerdings oft nichts mehr zu spüren. Der Andrang nahm insbesondere an Wochenenden und Feiertagen immer noch mehr zu, manchmal liefen fünf, sechs geführte Gruppen gleichzeitig durch die Räume, und im ehemaligen Refektorium, das sich als Restaurant "Die Klosterküche" einen Namen gemacht hat, war nicht selten kein Tisch mehr zu bekommen. "Die letzten Tage waren der Knaller", sagt Kürzeder. Und: "Beuerberg hat Karriere gemacht." Bürgermeister Moritz Sappl - auch er ein häufiger Gast im geöffneten Kloster - hat es auf den Punkt gebracht, Beuerberg sei aus seinem Dornröschenschlaf erwacht.

Sappl ist in Beuerberg aufgewachsen und hat viele Details über das Kloster, Jahreszahlen, Größenordungen, aus dem Effeff parat. Er und der Eurasburger Gemeinderat haben soeben zugestimmt, dass die etwa 2600 Quadratmeter große Fläche im Erdgeschoss auch im kommenden Jahr von Ostersonntag bis zum 3. Oktober wieder vom Diözesanmuseum bespielt wird. Das letzte Wort hierüber hat allerdings das Landratsamt, das vor allem über den Brandschutz wachen muss. Ein noch nötiges Gutachten dazu sei kurz vor dem Abschluss, heißt es aus dem Erzbistum München und Freising, in dessen Besitz das Kloster ist. Bürgermeister Sappl glaubt, die Formalitäten seien nur eine Frage der Zeit. Die Bürgermeister der Landkreisgemeinden jedenfalls, die sich am Donnerstag zur Dienstbesprechung im Kloster Beuerberg versammelten, seien von diesem Ort sehr angetan gewesen. Und natürlich haben sie sich, wie so viele Besucher, gern in der "Klosterküche" bewirten lassen.

43 000 Besucher

wurden in der Ausstellung "Klausur" im Kloster Beuerberg gezählt, am Wochenende dürften noch etliche hinzukommen. Für das verantwortliche Diözesanmuseum ist dies eine der erfolgreichsten Ausstellungen und jene, die am meisten Führungen beansprucht hat. Viele Interessenten nutzen die Gelegenheit, in das einst streng verschlossene Kloster Einblick zu nehmen. Es gibt aber auch viele Menschen, die persönliche Verbindungen haben, weil Angehörige im Internat, im Erholungsheim oder im Kloster waren.

Die beiden Restaurant-Betreiberinnen, Stella Igl und Maxie Denk, haben ihre eigenen Konsequenzen aus dem auch für sie völlig unverhofften Andrang gezogen. Für angemeldete große Gruppen haben sie ein "Klosteressen" eingeführt: ein Überraschungsmenü, das in Schalen und auf Platten auf die Mitte des Tisches gestellt wird, so dass sich jeder bedienen kann. Eine Idee, die nicht nur die Abläufe in der Küche erleichtert, sondern auch eine Reverenz an die Schwestern ist, die hier einst gemeinsam speisten. Auch die "Klosterköchinnen" wollen im kommenden Jahr wieder dabei sein, mit ein paar Neuerungen. Sie denken an einen Brunch, an abendliche Öffnung zu bestimmten Zeiten und an Dinner mit Lesungen.

Solche programmatischen Veranstaltungen gab es heuer schon als Begleitung zur Klausur-Ausstellung. Und sie kamen besonders gut an, wenn sie, wie Museumsdirektor Kürzeder es nennt, dem "Drei-Generationen-Konzept" folgten. Die Klosterbackstube etwa, in der Großeltern, Eltern, Kinder gemeinsam bei Bäckermeister Michael Matschuck Teig kneten und Brot backen konnten - ein Renner im Programm. Aber auch eine Schreibwerkstatt ("Das Skriptorium"), das Herstellen eines Rosenkranzes oder ein Rundgang "Das Kloster als spiritueller Raum" kamen gut an.

Kloster Beuerberg wurde 1121 als Stift der Augustiner-Chorherren gegründet, nach der Säkularisation 1846 von Salesianerinnen bezogen, war nun erstmals für die Allgemeinheit geöffnet und wird dies auch 2017 nur temporär sein. Was langfristig daraus wird, ist laut Erzbischöflichem Ordinariat nicht entschieden.

"Klausur - vom Leben im Kloster" endet am Sonntag mit folgenden Veranstaltungen: 11 bis 17 Uhr stündlich Führungen. Kirchweihkonzert mit "Mrs. Zwirbl", 15 Uhr, Kreuzhof. "Skriptorium - eine Schreibwerkstatt mit spitzer Feder", 12 bis 18 Uhr, Treffpunkt Klosterwerkstatt. Backen mit Bäckermeister Michael Matschuck, 11 bis 18 Uhr, Klosterbackstube. Kloster Beuerberg, Königsdorfer Straße 7, geöffnet 11 bis 19 Uhr, www.dimu-freising.de

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